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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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subtiler Hinweis, daß sie sich besser an die Regeln halten. Blake und Frühlingsblüte warten bereits im Besprechungsraum, während Vladimir die Ehre hat, die Gäste zu begrüßen (und den Kopf als erster in die Schlinge zu stecken, falls sie einzig und allein die Absicht haben sollten, Wirbel zu veranstalten).
    Und jetzt höre ich Schritte die Treppe herunterkommen. Ich sehe, daß Box sich zu so großer Höhe aufrichtet, wie es ihm die Decke erlaubt, und ich tue es ihm nach. Wir sehen vier Personen: Vladimir und drei andere. Ich starre sie nicht an - das verbietet die Höflichkeit -, beobachte sie aber aus dem Augenwinkel, so gut ich kann. Vladimir unterhält sich leise mit einem hochgewachsenen schlanken Elf in einem Anzug nach Konzernart, der wahrscheinlich genauso teuer wie mein Motorrad war. Ein hübscher Bursche, dieser Elf - jung (natürlich), doch mit einer ernsten Ausstrahlung, als habe er schon eine Menge im Leben gesehen. Eindeutig ein Konzernvertreter.
    Zu seiner Linken und einen halben Schritt hinter ihm geht ein Mensch, von dem ich annehme, daß er der Assistent oder Berater des Elfs ist. Durchschnittlich groß, durchschnittlich schwer. Ich kann sein Gesicht nicht sehen - es wird von Vladimir und dem Elf verdeckt, die beide größer als der Mensch sind. Und dann wird meine Aufmerksamkeit von dem dritten Konzernrepräsentanten in Beschlag genommen.
    Natürlich habe ich auch schon früher Elfenfrauen gesehen. Wer nicht? Aber noch nie eine wie diese. Sie ist groß - wahrscheinlich über zwei Meter ohne Schuhe (Mann, welch ein Gedanke...) -, ungefähr so groß wie ich. Aber sie sieht viel größer aus, und das nicht nur wegen der silbernen Absätze an ihren Schuhen. Sie ist gertenschlank und geschmeidig und bewegt sich wie Quecksilber - flüssig und mühelos. Längliches, blasses Gesicht mit Augen, die strahlen wie Gold. Ihr Haar ist fein und glatt und so hell, daß es fast weiß sein könnte, und reicht ihr im Nacken bis zum Hintern. Sie trägt eine Jacke von ernstem, geschäftsmäßigem Schnitt -schwarzer Samt über einer Bluse aus jadegrüner Kunstseide. Ihr Rock ist ebenfalls aus Kunstseide, wadenlang, doch an der Seite bis fast zur Hüfte geschlitzt.
    Zum Teufel mit der Höflichkeit, es gibt Zeiten, da muß man einfach starren. Ich tue es, sie bemerkt es, und es gefällt ihr. Ich registriere einen abwägenden Blick aus dem Winkel eines dieser goldenen Augen und den Anflug von etwas, bei dem es sich um ein Lächeln handeln könnte, und plötzlich will ich heulend im Kreis herumlaufen oder irgend etwas anderes Dämliches tun. (Nein, ganz ehrlich, was ich wirklich gern täte, ist, dem Grad von Bewegungsfreiheit auf den Grund zu gehen, den der geschlitzte Rock gestattet.) Ich beobachte ihr Hinterteil, bis die Gruppe im Besprechungsraum verschwindet und sich die Tür hinter ihr schließt. Dann grinse ich Box vielsagend an.
    Der große Troll schüttelt traurig den Kopf, da er offenbar einen weiteren Aspekt in der Tragik der Goblini-sierung erkennt. Ich fühle mit ihm: Die Elfe ist auch für mich unerreichbar.

    Es ist eine lange Unterredung, und ich habe massenhaft Zeit zum Nachdenken, was in erster Linie gleichbedeutend mit dem Versuch ist, die Elfe ins rechte Licht zu rücken. Die große Frage ist, da ich nicht hören kann, was Blake und die Konzernleute bereden: Was kann ich dem Star Wissenswertes mitteilen?
    Die Antwort lautet, eine möglichst genaue Beschreibung der drei. Offensichtlich sind wörtliche Beschreibungen nicht so gut wie Holos oder Videos - und warum, frage ich mich mal wieder, hat der Star eigentlich meine Headware nicht so verbessert, daß ich richtige Bilder in einen Datenspeicher kopieren kann? -, aber sie sind immer noch besser als gar nichts. Wenn die drei Konzernleute immer zusammenarbeiten, reichen auch unvollständige Beschreibungen von ihnen aus, um sie zu identifizieren.
    Also schön, ich habe eine ziemlich gute Vorstellung von der Frau, eine sehr gute sogar. Aber keine ganz so gute von dem Elf, der sich mit Vladimir unterhalten hat, und praktisch gar keine von dem menschlichen Assistenten (falls er das wirklich ist). Also besteht meine Aufgabe darin, meinen Eindruck von den beiden zuletzt genannten zu vertiefen, wenn die Besprechung zu Ende ist.
    Und endlich - endlich, dem Schutzgott der Blasenkontrolle sei Dank - ist sie vorbei. Die Magnetschlösser surren und klicken, die Tür öffnet sich, und die Delegation kommt heraus. Zuerst Frühlingsblüte und Vladimir, dicht gefolgt

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