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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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Frau neben ihm versteht ihn auch so. Die Bewegung, mit der sie sich erhebt, ist fließend und geschmeidig. Sie berührt seine Wange mit einer Fingerspitze, dann schwebt sie durch die Tür hinter Blake, die wahrscheinlich ins Schlafzimmer führt. Als sie die Tür hinter sich schließt, wirkt der Raum plötzlich dunkler, als sei eine seiner Lichtquellen verschwunden.
    »Larson.« Blake spricht den Namen langsam aus, leise. Ich verspüre ein Kribbeln im Nacken. »Ich habe viel Gutes über dich gehört, Larson«, fährt er einen Augenblick später fort. »Du hast Fürsprecher, Leute, die dir vertrauen. Weißt du das?«
    Ich denke mir, daß ich am besten ganz cool bleibe, also zucke ich nur die Achseln. Ich bin plötzlich unheimlich nervös, weil er etwas über Ranger sagen könnte, und ich bin noch viel nervöser, daß er mein Unbehagen spüren könnte und dann wahrscheinlich den Grund dafür wissen will.
    Doch wenn er einen Verdacht hat - oder mehr als einen Verdacht -, scheint er kein Interesse daran zu haben, ihn zu äußern... jedenfalls nicht jetzt. »Ich will dich in meinem Stab haben, Larson«, sagt er nach einer kleinen Pause. »Betrachte dich als persönlichen Bera-ter‹.« Er kichert, und es klingt, als schnurre eine große Katze. »Oder auch als Leibwächter, wenn dir das besser gefällt. Interessiert?«
    Interessiert? Interessiert, ein Mitglied der Präto-rianergarde des Bosses der Seattle Cutters zu werden? Interessiert, an jeder verdammten Besprechung der Bosse teilzunehmen? Interessiert, immer - gut, fast immer - zu wissen, wo Blake sich gerade aufhält und was er vorhat? Jesus Christus, also da muß ich erst mal in Ruhe darüber nachdenken ...
    Ich zucke wieder die Achseln, und ich glaube, es ist mir noch nie so schwergefallen, äußerlich gleichmütig zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen. »Ja«, sage ich so gelassen wie möglich. »Ja, ich bin interessiert.«
    Er nickt, und in seinen Augen erkenne ich ein seltsames Funkeln. Er weiß etwas oder glaubt etwas zu wissen. Über mich? Was weiß er oder vermutet er? Daß ich Bart umgepustet habe und bei Rangers Ableben die Hand im Spiel hatte? Oder etwas anderes? Je mehr Zeit ich mit Blake und den anderen Bossen verbringe, desto größer ist das Risiko, daß jemand herausfindet, wer und was ich bin. Aber wenn ich ganz auf Nummer Sicher gehe, erfahre ich nie etwas Wissenswertes. Wie finde ich einen vernünftigen Mittelweg?
    Ich werde langsam zu alt für diesen verdeckten Undercoverdrek.

    Wenn Blake weiß oder vermutet, daß ich für den Star arbeite, und er mich nur in eine Falle locken will, hat er es nicht besonders eilig, sie zuschnappen zu lassen. Die ganze nächste Woche lang folge ich dem großen Boss wie ein kleiner Handlanger, wobei ich den einen oder anderen kleineren Auftrag für ihn erledige, doch meistens nur neben oder hinter ihm herumstehe und cool auszusehen versuche. Wie sich herausstellt, ist Box der Troll der Befehlshaber von Blakes Prätorianer-garde. Außerdem stellt sich heraus, daß ich Box die ganze Zeit lang gewaltig unterschätzt habe. Sicher, er redet, als hätte er ein paar Steine verschluckt, die ihm im Hals steckengeblieben sind. Wie jeder, der einem Flüchtling aus einer Alptraumfabrik ähnelt, steht er in puncto Glaubwürdigkeit auf verlorenem Posten. Aber ich bekenne ganz offen und freimütig, daß Box nicht der nichtssagende Idiot ist, für den ihn alle halten, und daß sein unförmiger Schädel eine erstaunliche Menge von Trivialitäten enthält - zum Beispiel alles, was Sie niemals über die Weltliga der Combatbiker wissen wollten (und zu schlau waren zu fragen), sowie alle vergangenen und gegenwärtigen soziopa-thischen Mörder... äh, Spieler, genau, so lautet die Bezeichnung, die in dieser Liga aktiv sind. Außerdem mag er archaische ›Folk‹-Musik aus den Sechzigern des letzten Jahrhunderts. Nach Big Bad Bart kann ich ihm das jedoch verzeihen. Und schließlich behauptet er noch, daß er mal Blockflöte spielen konnte, bevor er sich in einen Troll verwandelte und seine Finger zu groß wurden. Unter anderen Umständen könnte ich ihn sogar mögen, aber so, wie die Dinge liegen, kann ich mir das einfach nicht leisten. Was wahrscheinlich das ist, was ich an diesen verdeckten Ermittlungen am meisten hasse.
    In dieser ersten Woche erlebte ich Blake bei inoffiziellen Vier-Augen-Gesprächen und auch bei förmlicheren Anlässen wie dem Kriegsrat in Aktion, bei dem ich Ranger die Wunder des Escrima näherbrachte. Ich

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