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Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman

Titel: Der einzige Mann auf dem Kontinent - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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Hand.

    Überspringen wir den zweiten Teil der Fahrt, nach dem Umsteigen, weitere 2 Stationen. Am Ende bringen einen zwei Rolltreppen auf die Oberfläche, es zieht angenehm, von unten kühl, von oben warm, im Winter umgekehrt. Auf den letzten Metern sieht man schon das Gebäude auftauchen, in dem man (in diesem Fall) arbeitet. Wenn man auf der Oberfläche angekommen ist - man nimmt den Schwung der Treppe mit und läuft noch einpaar Schritte, bevor man stehen bleibt und den Kopf in den Nacken legt - sieht man, wie oben an der Fassade mit goldenen Lettern BUSINESSCENTER geschrieben steht - aus dieser Perspektive natürlich stark verzerrt. Das ist so albern, dass es schon wieder gut ist. Kopp jedenfalls gefällt’s, er steht kichernd in der Sonne.
    Überspringen wir, dass er zunächst nicht in das Büro ging, sondern einen so genannten Businesslunch in einem nahe gelegenen Lokal einnahm. Tafelspitz mit Wurzelgemüse. Nicht schlecht, aber kaum mehr, als für den hohlen Zahn. Drei tournierte Möhrchen, zwei Kartoffelrhomben. Kopp ist in solchen Dingen nicht kleinlich, aber wenn man hungrig bleibt, sind 12,50, mit Trinkgeld 14, zu viel …
    Nein, wir können doch nichts überspringen, denn kurz vor Schluss ergab sich doch etwas, und zwar gerade diese 12,50-14 betreffend. Er hatte seinen Tafelspitz gegessen, war, wie gesagt, hungrig geblieben. Einen Latte hinterher trinken, das stopft ein bisschen. Aber einen Latte gibt es auch im Büro, und zwar umsonst. Er hatte nichts anderes mehr im Kopf als diesen Latte, stand auf, ging los, die Kellnerin, eine vornehm-freundliche, junge, brünette - Sie erinnern mich an meine Frau - musste ihm hinterher:
    Verzeihen Sie! Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe vergessen zu kassieren.
    Wie überaus freundlich von Ihnen, das so zu formulieren!

    Kopp bat tausend Mal um Entschuldigung, ich war in Gedanken, Sie wissen ja, wie so was ist. Die Kellnerin lächelte verständnisvoll. Er hätte ihr gerne 15 gegeben, für die Unannehmlichkeiten, aber dann hatte er nur mehr genau 14 und einpaar Cent dabei. Ein Glück, dass ich wegen des Rennens schwarzgefahren bin, sonst würde es nicht einmal reichen. Aber Sie nehmen sicher auch Karten. Nehmen Sie Karten? Das kostet uns weitere 5 Minuten, aber dafür kann ich auch hinschreiben: Tip: 2,50, und wir lächeln beide.
     
    Am Hauptempfang des Businesscenters war niemand. Ich weiß nicht, wieso, aber ich mag es nicht. Das gibt einer Eingangshalle, selbst einer marmornen (nein, sondern polierter Jurabruch) so einen verlassenen Eindruck. Kopp nahm den Fahrstuhl in die erste Etage.
    Auch am Etagenempfang war niemand, keine Frau Bach, kein Herr Lasocka. Kann das Zufall sein? (Natürlich.) Dann vergaß er das. Er brauchte seine Aufmerksamkeit, um in der Etagenküche einen Schokoriegel auszuwählen und einen Cappuccino mit Extrazucker aus dem Automaten zu ziehen.
    Ganz ehrlich, wenn ich nicht den ganzen Schrenz bei mir lagern müsste, bräuchte ich im Grunde gar kein Büro, ich könnte (fast) alles von der Terrasse aus machen - Der Mann, der auf einer Terrasse lebte - aber es wirkt eben besser, wenn man nicht gleich selbst am Telefon ist, sondern erst Frau Bach oder Herr Lasocka, aber was Kopp wirklich vermissen würde, wäre die Küche, in der die Kühlschränke niemals leer sind. (Das war jetzt kein Vorwurf an niemanden.)
    Den Riegel steckte er in die Sakkotasche, die Tasse mit der Untertasse hielt er in der rechten Hand, der silberne Koffer hing am Schultergurt quer über seinem Rücken, so ging er auf sein Büro zu. Vor der Tür nahm er die Tasse in die Linke,
um nach dem Schlüssel fummeln und aufschließen zu können.
    Trat ein und blieb stehen. Ganz vergessen, wie voll es hier ist. Von der Tür führt nur noch ein schmaler Pfad zum Tisch, außerhalb dessen gibt es keinen Raum mehr, nur noch Gegenstände. Als hätte nichts, kein Gegenstand, der in den letzten 2 Jahren in diese 12 Quadratmeter gelangt ist, diese jemals wieder verlassen. De facto hat kein Gegenstand, der in den letzten 2 Jahren in diese 12 Quadratmeter gelangt ist, diese jemals wieder verlassen, außer Gläsern und Tassen. Die Südwand wird mannshoch von teils leeren, teils vollen Kartons mit Demogeräten und Prospekten verdeckt, sich mittlerweile in immer mehr, stufenweise kleiner werdenden Türmen in den Raum hinein ausbreitend. Meine Terrakottaarmee. Zwischen ihnen schwebt der Staub von Jahrhunderten. Man bräuchte a) einen neuen Distributor statt dem alten, der Knall auf Fall

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