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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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gewesen!
    Am Morgen der stattliche Auszug mit den zweiunddreißig Pferden zur Musterung, die Gesichter der Leute, die sich nach dem hellen Geklapper der Eisen auf dem Pflaster umgedreht hatten. Dann die Musterung selbst, der Oberleutnant, der seine Pferde gelobt hatte. Selbst an das etwas unerwartet verlaufene Abenteuer mit dem Spion konnte man mit ein wenig Stolz zurückdenken. Dann war der Nachmittag gekommen. Man hatte zu den Allerersten gehört, die für das Vaterland einen Sohn in den Krieg schickten, und ein zweiter Sohn würde auch schon in den allernächsten Tagen Uniform tragen …
    Jawohl, es war ein stolzer Tag gewesen, vielleicht gab es heute nicht viele Männer in Berlin, die soviel für ihr Vaterland gegeben hatten wie er.
    Aber dann war man nach Haus gekommen, in Haus und Hof, die immer sein Stolz gewesen waren, und es war so seltsam gewesen, öde, leer …
    Eine ganze lange Zeit hatte er bei Rabause im Stall gestanden und hatte sich mit ihm unterhalten, genauer, er hatte ihm von allem, was er am Tage erlebt hatte, erzählt. Rabause hatte tüchtig zu tun gehabt, der ganze Stall mußte ja umgekrempelt werden, statt zweiunddreißig Pferden standen jetzt hier fünf.
    Rabause schuftete und rannte, er sah seinen Chef ein wenigspöttisch von der Seite an, und ein paarmal hatte Hackendahl denn auch mit zugegriffen. Aber es war ihm schwer geworden.
    Ihm fiel ein, wie lange es wirklich her war, daß er ernstlich körperlich gearbeitet hatte. Jetzt würde er wieder ein bißchen mit zufassen müssen. Es würde sich wieder lernen lassen, wahrscheinlich tat es dem Herzen sogar gut.
    Aber es war ja gar nicht nötig – bei fünf Pferden war nicht einmal genug Arbeit da für einen Futtermeister. Rabause hatte ähnliches gedacht. »Für den Winter ist der Stall aber für die paar Gäule zu kalt, Herr Chef«, meinte er nachdenklich. »Da müssen wir wohl ’ne Trennwand ziehen.«
    Hackendahl grunzte, er war gegen alle Bauerei, mit der man nur Geld los wurde. »Zum Winter ist der Krieg schon lange alle, da kriege ich meine Pferde von der Militärverwaltung zurück.«
    »Daß der Krieg schon vor Winter alle is, das wollen wir man lieber nich behaupten, Herr Chef«, hatte Rabause widersprochen. »Siebzig hat er auch übern Winter gedauert, und da hatten wir bloß einen Feind.«
    »Reden Sie nicht, Rabause«, hatte Hackendahl ärgerlich gesagt. »Was wissen Sie denn vom Krieg und Militär?!«
    Aber er war dann gleich aus dem Stall gegangen, die Aussicht, lange Monate nur mit fünf Pferden zu arbeiten, hatte ihn gewaltig gekränkt. Das ist ja kein Lohnfuhrunternehmen mehr, hatte er gedacht. Das ist ja auch nicht viel mehr als eine Tag-und eine Nachtdroschke. Da kann ich mir ja wohl noch selber den Lackpott aufstülpen und an den Warteplätzen lauern!
    Unschlüssig hatte er auf dem Hof gestanden. Wenn jetzt wenigstens die Droschken heimkämen! Dann könnte ich mit ihnen abrechnen, ich hätte doch was zu tun!
    Aber gleich fällt ihm wieder ein, daß es ja bloß fünf Droschken sind, da ist das Abrechnen nur ein Klacks mit der Wichsbürste, und Nachtdroschken sind auch nicht abzufertigen …
    Da steht er, er hat nie an sich gezweifelt, und er zweifelt auch jetzt nicht an sich, aber wie leer ist er geworden! Hat er nur durch die anderen gelebt, statt, wie er meinte, die anderen durch ihn? Er weiß es nicht, er denkt auch nicht darüber nach, er weiß nur, das Leben gefällt ihm plötzlich nicht mehr. Ja, Kinder …, denkt er. Sie gehörten ihm bisher, er belehrte und erzog sie, er gewöhnte sie an Pünktlichkeit, Fleiß, Gehorsam. Er grobste sie an, und er war nett mit ihnen, ganz, wie Stimmung und Anlaß es mit sich brachten, aber nun waren sie fort! Sie kamen ohne ihn zurecht. Da war noch Bubi, aber mit Bubi war schwer herumzukommandieren, er war ein sehr selbständiger Pennäler, er erzählte nie etwas von der Schule.
    Dann war da noch Eva … Eva! Plötzlich fällt Hackendahl ein, daß er Eva versprochen hat, heute noch mit ihr zu reden. Sofort macht er kehrt und steigt eilig die Treppe hinauf. Er hat eine Aufgabe gefunden, eine Beschäftigung, er ist nicht mehr leer!
    Aber oben erlebt er eine Enttäuschung, Eva ist weggegangen, sie ist nicht im Haus. Auch darüber muß er mit ihr sprechen, daß ihm dieses ständige Fortlaufen nicht paßt! Ein Kind hat zu sagen, wenn es fortgeht, wohin und warum, das ist Ordnung. Aber er kann jetzt nicht mit ihr darüber reden, sie ist fort. Wieder steht er leer da.
    »Was machst du jetzt,

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