Der eiserne Gustav
zwanzig für so’n Augenblick Fahrt, mit der Elektrischen hätt’s keenen Fuffziger jemacht …«
Und damit verschwindet der kleine gekränkte Mann, läßt ohne Umstände den berühmten Droschkenkutscher als Wachtposten bei seinem Korbe – und die Leute rennen vorüber, sie stoßen Gustav Hackendahl an, sie haben es eilig, ihre Züge zu bekommen, sie sehen ihn nicht an, sie haben ihn schon wieder fast vergessen: den berühmten eisernen Gustav!
Informationen zum Buch
Die legendäre Droschkenfahrt des Gustav Hartmann im Jahr 1928 von Berlin nach Paris sollte den Stoff für einen Film hergeben, in dem Emil Jannings die Hauptrolle spielen wollte. Hans Fallada bekam 1937 den Auftrag von der Filmgesellschaft Tobis, das Drehbuch zu schreiben. Doch statt eines Exposés entstand ein Roman. „Ich kann nur erfinden, wenn ich schildern, wenn ich in die Breite gehen darf. Ich mußte den Leuten einen voll ausgewachsenen Roman schreiben“, notierte Fallada in seinen Erinnerungen von 1944. Doch Goebbels war mit dem Text nicht einverstanden. Ihm fehlte die Propagandawirkung, Fallada sollte umschreiben. Er tat es, und der Roman erschien 1938 im Rowohlt-Verlag, mit dem „Nazischwanz“, wie Fallada es nannte. Für die Edition Ausgewählte Werke in Einzelausgaben, die ab 1962 im Aufbau-Verlag erschien, rekonstruierte der Herausgeber Günter Caspar das ursprüngliche Manuskript. Da die Originalfassung nicht mehr existierte, musste sich die Arbeit auf Falladas Notizen und andere Quellen stützen. Entstanden ist die bestmögliche Rekonstruktion des Romans im Sinne Falladas. Unsere Ausgabe folgt dieser Fassung.
Informationen zum Autor
RUDOLF DITZEN alias HANS FALLADA (1893 Greifswald bis 1947 Berlin), zwischen 1915 und 1925 Rendant auf Rittergütern, Hofinspektor, Buchhalter, zwischen 1928 und 1931 Adressenschreiber, Annoncensammler, Verlagsangestellter, 1920 Roman-Debüt mit »Der junge Goedeschal«. Der vielfach übersetzte Roman »Kleiner Mann – was nun?« (1932) machte Fallada weltberühmt.
Wichtigste Werke: »Bauern, Bonzen und Bomben« (1931), »Wer einmal aus dem Blechnapf frißt« (1934), »Wolf unter Wölfen« (1937), »Der eiserne Gustav« (1938), »Geschichten aus der Murkelei« (1938), »Jeder stirbt für sich allein« (1947).
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