Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
Drey, kreidebleich, sich die linke Schulter hielt und Blut seine zitternden Hände färbte.
    »Gütiger Jabber, Mann!« Cutter half Drey, sich hinzusetzen. ( Ist es schlimm?, stammelte der kleine Mann immer wieder.) Die Kugel hatte einen Batzen Fleisch mitgenommen. Cutter riss Streifen von Dreys Hemd und nahm die saubersten als Verband. Drey wehrte sich gegen die schmerzhafte Behandlung, Pomeroy und Fejh mussten ihn festhalten. Sie schoben ihm einen daumendicken Zweig zwischen die Zähne, auf den er beißen konnte, während sie ihn verarzteten.
    »Ihr verdammten Idioten, die müssen euch gefolgt sein«, tobte Cutter. Er verknotete die Stoffstreifen. »Ich habe euch gesagt, ihr sollt verdammt noch mal aufpassen …«
    » Wir haben aufgepasst! «, brauste Pomeroy auf und stieß Cutter wütend den Finger entgegen.
    »Sind nicht gefolgt.« Der Hotchi auf seinem Kampfhahn war wieder da. »Sie kontrollieren Gruben. Ihr zu lange hier, fast ganzen Tag.« Er stieg ab und ging am Rand der Arena entlang. »Zu lange.«
    Er bleckte in rätselhaftem Mienenspiel die Zähne. Klein – er reichte Cutter knapp bis zur Brust –, aber rundlich muskulös, stolzierte er einher wie ein viel größerer Mann. Bei den Milizzern blieb er stehen und schnüffelte. Er hockte sich auf den von seinem Pfeil Getöteten, umfasste den aus der Wunde ragenden Schaft und schob ihn kraftvoll, aber behutsam tiefer in das noch warme Fleisch.
    »Wenn diese nicht wiederkommen«, erklärte er dabei, »sie werden schicken andere, nach ihnen suchen. Die werden euch verfolgen. Mag sein, schon auf dem Weg.« Er manövrierte den Pfeil an den Rippen vorbei, griff nach dem Stück, das am Rücken des Toten zum Vorschein kam, und zog mit einem feuchten Schnalzen die Befiederung heraus. Nachdem er den Pfeil, blutig wie er war, in den Gürtel gesteckt hatte, entwand er den steif werdenden Fingern des Milizsoldaten den Revolver und feuerte auf die Stelle, wo der Pfeil eingedrungen war.
    Wieder scheuchte der Knall die Vögel auf. Aus der fingerdicken Eintrittswunde war ein Krater geworden.
    Pomeroy ächzte: »Gottschiet – was bist du denn für einer?«
    »Hotchikrieger. Kampfhahnreiter. Alectryomach. Helfe euch.«
    »Dein Stamm – ihr seid für uns?«, forschte Cutter. »Verbündete? Ein Teil der Hotchi hält zum Gremium«, wandte er sich erklärend an seine Gefährten. »Deshalb ist es hier sicher. Oder war’s. Der Clan dieses Burschen hat nichts übrig für die Miliz. Sie erlauben uns, ihr Gebiet zu durchqueren. Aber – sie können keinen offenen Konflikt mit der Stadt riskieren, deshalb muss es aussehen, als ob wir die Milizzer erledigt hätten, nicht Hotchipfeile.« Ihm selbst ging erst bei seinen eigenen Worten ein Licht auf.
    Pomeroy und der Hotchi plünderten die Toten. Eine der erbeuteten Pfefferbüchsen warf Pomeroy Elsie zu, die andere Cutter. Dieser Bündelrevolver war von allerneuster Bauart und teuer, und Cutter hatte noch nie einen in der Hand gehabt. Die Waffe wog schwer; die sechs Kammern fügten sich zu einem massigen rotierenden Zylinder.
    »Nicht zuverlässig, diese Dinger«, brummte Pomeroy und suchte die Patronen zusammen. »Aber schnell.«
    »Jabber, wir sollten zusehen, dass wir von hier wegkommen.« Dreys Stimme schwankte. »Das verdammte Geballere war nicht zu überhören.«
    »Nicht viele von denen in der Nähe«, beschwichtigte der Hotchi. »Möglich, keiner was gehört. Aber ihr besser weg, ja. Was ihr wollen? Warum Stadt verlassen? Ihr suchen ihn, der reiten auf Mann aus Lehm?«
    Cutter schaute zu seinen neuen Gefährten. Sie erwiderten wachsam seinen Blick, überließen das Antworten ihm.
    Er sagte: »Du hast ihn gesehen?« Zu dem geschäftigen Hotchi hintretend, wiederholte er: »Du hast ihn gesehen?«
    »Ich ihn nicht gesehen, aber kennen einen, der hat. Paar Tage, Wochen oder länger her. Mann kommt durch den Wald auf einem grauen Riesen. Große Hast. Die Miliz hinter ihm.«
    Die Nachmittagssonne schien auf sie nieder, und die Tiere des Waldes nahmen ihr Konzert wieder auf. Cutter fühlte sich gefangen in einem Meer aus Bäumen. Mehrmals setzte er zum Sprechen an, bevor er ein Wort herausbrachte.
    »Die Miliz war ihm auf den Fersen?«
    »Auf Remade-Pferden. Ich gehört.«
    Auf Remade-Pferden mit stählernen Hufen oder Tigerpranken oder mit einem Gift absondernden Greifschwanz. Ausgestattet mit Dampfkolben, die ihren Beinen fantastische Kraft verliehen, oder mit der zusätzlichen Ausdauer von einem Dampfkesseltumor hinter dem Sattel. Zu

Weitere Kostenlose Bücher