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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Nachricht. Irgendein Kontakt von früher, mehr weiß ich auch nicht.«
    Cutter sah Zäune, vom Wetter besiegt, wo Farmen gewesen waren. Die Grundmauern von Behausungen, mit Steinen rechtwinklig in die Erde geprägt. Im Osten stand der Rudewood, urwüchsige Waldlandschaft, unterbrochen von Buckeln aus Dolomit. An einer Stelle ragten die Wahrzeichen alter Industrieanlagen aus dem Blättermeer, Schornsteine oder Kolben.
    Am sechsten Tag, Fischtag, dem 17. Chet 1805, gelangten sie zu einem Dorf.
     

     
    Im Rudewood mischte sich ein Raunen aufgestörter Luft in die Eulenrufe und das Affengezeter. Es war kein lautes Geräusch, aber alles Getier in der Nähe duckte sich in der Angst des Gejagten. Der verlassene Pfad zwischen Bäumen, gesäumt von einer lehmigen Böschung, war in Mondlicht gebadet. Kein Zweig am Baum regte sich.
    Durch die nächtlichen Schatten kam ein Mann. Er hatte einen schwarzblauen Anzug an und die Hände in den Hosentaschen. Mondscheinfinger streichelten seine blank geputzten Schuhe mannshoch über dem Boden. Der Mann schwebte aufrecht stehend durch die Luft, von arkanen Kräften zwischen dem Laubdach und dem schwarzen Waldboden gehalten. Das Geräusch begleitete ihn, als beseufzte die Natur diesen Verstoß gegen ihre Gesetze.
    Sein Gesicht war ausdruckslos. Etwas kletterte in den Falten seiner Kleidung herum, verfremdet vom fließenden Wechsel zwischen Hell und Dunkel. Ein Affe, der sich an ihn klammerte, als wäre der Mann seine Mutter. Der Umriss des Affen war entstellt durch eine Wölbung an der Brust, ein Geschwür, das zuckte und pulsierte.
    Im fahlen Licht des Mondes gelangten der Mann und sein Passagier zu der Senke, in welcher die Hotchi ihre Kampfspiele auszutragen pflegten. Über der Arena in der Luft stehend, schauten sie auf die Milizionäre hinunter, tot, verwesungsfleckig.
    Das Äffchen ließ sich von den Schuhspitzen des Mannes zu den Toten hinunterfallen. Seine geschickten kleinen Finger untersuchten. Es sprang wieder an die herabhängenden Beine und schnatterte.
    Eine Weile verharrten sie schweigend wie die übrige Nacht ringsum. Der Mann, gedankenvoll an den Fingerknöcheln kauend, drehte sich in einer gravitätischen Pirouette um die eigene Achse; auf seiner Schulter der Affe spähte wachsam in den trauerflorschwarzen Wald. Dann setzten sie ihren Weg fort, zwischen den Bäumen, umwispert vom ätherischen Geräusch ihrer luftigen Reise, durch bereits vor Tagen geteiltes Buschwerk. Als sie fort waren, kamen die Tiere des Waldes wieder hervor. Aber sie waren schreckhaft und blieben es für den Rest der Nacht.

 
Kapitel 2
     
     
    Das Dorf hatte keinen Namen. Cutter fand die Bauern ebenso geizig wie arm, auch für Geld rückten sie nur widerwillig etwas zu essen heraus. Falls es bei ihnen Heiler gab, verschwiegen sie es. Cutter konnte für Drey nichts anderes tun, als ihn schlafen lassen.
    »Wir müssen nach Myrshock«, erklärte Cutter. Die Dörfler musterten ihn leeren Blicks, und er biss die Zähne zusammen. »Das liegt doch verdammt noch mal nicht auf dem Mond!«
    »Ich kann euch bis Pigtown mitnehmen«, machte ein Mann sich endlich erbötig. »Wir brauchen Butter und Fleisch. Vier Tage mit dem Karren nach Süden.«
    »Bleiben immer noch, über den Daumen gepeilt, vierhundert Meilen bis Myrshock, um Jabbers willen«, seufzte Ihona.
    »Wir haben keine Wahl. Und dieses Schweinekaff muss ein größerer Ort sein, vielleicht findet sich dort eine Gelegenheit zur Weiterreise. Weshalb züchtet ihr hier nicht selber Schweine?«
    Die Dörfler tauschten Blicke.
    »Räuber«, sagte einer, ein anderer fügte hinzu: »Eine Hand wäscht die andere. Beschützt unseren Wagen mit euren Waffen, und wir bringen euch nach Pigtown. Ein Marktflecken. Kaufleute von überallher. Sie haben Luftschiffe, können euch helfen.«
    »Räuber?«
    »Ja. Banditen. fReemade.«
     

     
    Zwei magere Klepper zogen den Wagen, mit der Peitsche angetrieben von zwei Männern aus dem Dorf. Cutter und seine Gefährten saßen auf der Pritsche, zwischen traurigem Gemüse und allerlei Trödel. Drey lag auf dem Bretterboden. Er schwitzte. Sein Arm roch übel. Die anderen hielten die Waffen bereit, gut sichtbar, und beobachteten wachsam die Umgebung.
    Der Karren holperte kaum erkennbare Wege entlang. Die Vorberge blieben zurück, vor ihnen lag offenes Grasland. Zwei Tage rollten sie durch Gesträuch und Buschwerk, zwischen Findlingen hindurch, vorkragend wie die Lagerhäuser am Hafen. Stein trug den Sonnenuntergang wie eine

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