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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Fleischfressern gemacht, mit langen Hauern versehen. Wolfspferde, Eberpferde – equide Konstrukte.
    »Ich nicht gesehen«, wiederholte der Hotchi. Er stieg auf seinen Kampfhahn. »Sie folgen dem Reiter auf Mann aus Lehm, nach Süden, durch den Rudewood. Ihr jetzt besser weg. Schnell, schnell.« Er zog den Gockel herum und wies mit einem rauchbraunen Finger die Richtung. »Seid wachsam. Dies ist der Rudewood. Geht jetzt.«
    Er spornte den Gallus ins Unterholz zwischen dicken Stämmen. »Geht!«, rief er, bereits unsichtbar.
    »Verdammt«, sagte Cutter. »Also gut. Machen wir uns davon.«
    Sie brachen ihr kleines Lager ab. Pomeroy lud sich zu seinem eigenen noch Dreys Packen auf, und sechs Mann hoch stiegen sie aus der Hahnenkampfarena und schlugen sich in die Büsche.
     

     
    Sie folgten Cutters Kompass nach Süden, auf demselben Pfad, den der Hotchi genommen hatte. »Er hat uns den Weg gewiesen«, sagte Cutter. Seine Gefährten überließen ihm die Führung. Sie quälten sich durch Wurzelgewirr und Pflanzenverhaue, hinterließen ihre Spuren in der Vegetation. Sehr bald fühlte Cutter sich von seiner zunehmenden Erschöpfung in einen wunderlichen, fremdartigen Zustand versetzt.
    Als ihnen bewusst wurde, dass die Abenddämmerung hereingebrochen war, sanken sie nieder, wo sie zwischen Bäumen zu einer Rast Halt gemacht hatten. Sie sprachen untereinander mit halblauter Stimme, eingeschüchtert von der Geräuschkulisse der Waldnacht. Für die Jagd war es zu spät; ihnen blieb nichts anderes übrig, als Dörrfleisch auszupacken und Brot und müde darüber zu witzeln, welch ein Festmahl es war.
    Im Schein ihres Feuerchens erkannte Cutter bei Fejh Anzeichen von Austrocknung. Sie wussten nicht, ob es in der Nähe Wasser gab. Deshalb verwendete Fejh nur einen kleinen Teil ihres Vorrats, um sich den Körper zu netzen, obwohl seine große Zunge lechzend zwischen den Lippen hervorkam. »Ich komme schon klar, Cutter«, sagte er, und dieser tätschelte ihm die Wange.
    Drey, gespenstisch blass, redete flüsternd mit sich selbst. Angesichts des blutgetränkten Verbands musste man sich wundern, dass er bis hierher auf den Beinen geblieben war. Cutter weihte Pomeroy halblaut in seine Befürchtungen ein, aber weder konnten sie umkehren, noch war Drey in der Verfassung, allein den Rückweg anzutreten. Wo er lag, färbte sich die Erde rot.
    Während Drey schlief, rückten die anderen am Feuer enger zusammen und erzählten sich Geschichten von dem Mann, den sie einzuholen hofften. Jeder hatte seine ureigenen Gründe gehabt, Cutters Aufruf zu folgen.
    Für Ihona war der Mann, dem sie sich anschließen wollten, die erste Person im Gremium gewesen, in der sie sich selbst zu erkennen glaubte, geistesabwesend, in anderen Sphären schwebend.
    Seine Unnahbarkeit und Weitabgewandtheit – Eigenschaften, die manche mit Argwohn erfüllten – gaben ihr das Gefühl, es gäbe Raum für Unvollkommenheit in der Bewegung, dass sie Teil davon sein könnte. Die Erinnerung zauberte ein versonnenes Lächeln auf ihr Gesicht. Fejh hatte ihn im Rahmen einer Recherche über den Schamanismus der Vodyanoi beraten und sich von seiner Faszination für das Thema berührt gefühlt. Cutter wusste: Sie liebten den Mann, dessen Fährte sie folgten. Von den Hunderten im Gremium war es nicht verwunderlich, dass sechs ihn liebten.
    Pomeroy sprach es aus: »Ich liebe ihn. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich hier bin.« Stoßweise brach es aus ihm heraus: »Dafür stehen die Zeichen zu sehr auf Sturm. Ich bin hier wegen dem, was er vorhat, was er erreichen will. Und dem, was danach kommt. Deshalb bin ich hier. Wegen dem, was du in deiner Botschaft gesagt hast, Cutter. Nicht, weil er aus dem Gremium ausgestiegen ist – sondern weil ich weiß, wohin er will und was er plant. Dafür lohnt es sich, etwas zu riskieren.«
    Keiner fragte Cutter nach seinen Beweggründen. Als die Reihe an ihn kam, senkten sie den Blick und schwiegen, und er starrte wortlos ins Feuer.
    Im Morgendämmer riss ein Gallus sie mit seinem schmetternden Hahnenschrei unsanft aus dem Schlaf. Ein Hotchi auf seinem Reittier beobachtete, wie sie sich benommen aus den Decken schälten, und warf ihnen ein frisch erlegtes Stück Federwild zu. Stumm wies er zwischen den Bäumen hindurch nach Osten und verschwand in der grünen Helligkeit.
    Sie stolperten in die angezeigte Richtung, durch Gestrüpp und den morgendlichen Wald. Sonnenlicht spielte über sie hin. Der Frühling war mild in diesem Jahr, mit dem

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