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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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und öffnete das Informationspaket, das ihm Amistads Netzadresse nannte.
    Die Website der Drohne unterschied sich völlig von der eines Menschen. Hier fand man keine Biografie, keine Bilder und auch sonst nichts von dem Gesülze, mit dem Menschen gern ihren Netspace füllten. Die erste Seite bot Kommunikationslinks, aber die folgenden Seiten waren mit Maschinencode vollgepackt, mit Links zu Waffensites, inklusive dem einen oder anderen Abbild oder Schaubild irgendeines esoterischen Stücks Hardware, sowie mit vielen riesigen und unzugänglichen Dateien – vielleicht abgespeicherte Teile des Bewusstseins der Drohne, die weiter herumzuschleppen ihr nicht mehr nötig erschien.
    Cormac sprach seine Mitteilung, zeichnete sie im Verstärker auf und sendete sie an die erste der bereitgestellten Adressen: »Amistad, ich bin auf Patience, und ich denke, es gibt da etwas, was du mir sagen möchtest, etwas, was du mir schon seit langer Zeit sagen möchtest.«
    Nachdem er das erledigt hatte, kehrte er sofort zu Glass’ Site zurück und sendete eine weitere Nachricht, wobei er sich entschied, ganz unverblümt zu sprechen: »Hallo Omidran Glass. Sie kennen mich nicht, und natürlich habe ich Verständnis, wenn Sie mir sagen, dass ich mich zum Teufel scheren soll, aber ich bin auf jemandes Fährte, der sich kürzlich auf Shaparon aufhielt und vielleicht mit Ihrem Schiff gereist ist. Ich möchte mit Ihnen reden.«
    Als diese Nachricht unterwegs war, startete er Suchanfragen, um herauszufinden, wo sich die schlangenadaptierte Frau aufhielt, denn er rechnete schon halb damit, dass sie seine Bitte ausschlug. Er versuchte auch zu erfahren, ob sie Passagiere befördert hatte, hatte dabei aber kein Glück. Dann empfing er plötzlich und überraschend eine Verbindungsanfrage von Glass. Er akzeptierte, und sofort erschien ein Bild von ihr in seinem dritten Auge. Da es ein Verstärkergespräch war, handelte es sich dabei offenkundig um ein computergeneriertes Bild, aber dessen Lippen bewegten sich perfekt synchron zu ihren Worten. Auch sie würde derzeit ein Bild von ihm sehen, das an Bord der Sadist aufgezeichnet worden war.
    »Ihrem Bild entnehme ich, dass Sie eine ECS-Uniform tragen«, stellte sie fest.
    »Es ist ein altes Bild – ich bin aus dem Dienst ausgeschieden«, entgegnete er.
    Ihre Schultern waren nackt, und anscheinend trug sie ein tief ausgeschnittenes Top aus plissiertem blauen Stoff mit Doppelriemen um die Oberarme. Es wirkte wie das Oberteil eines Ballkleids, was völlig deplatziert wirkte an jemandem, dessen Haut einen Stich ins Grünliche hatte und mit kleinen Schuppen besät war. Die pechschwarzen Haare strömten ihr auf den Rücken hinab; die Augen waren die einer Schlange, und wenn sie redete, erhielt er gelegentlich einen Eindruck von Fangzähnen, die ein bisschen den Anschein erweckten, sie machte sich bereit zuzubeißen.
    »Also, wer ist diese Person, nach der Sie suchen?«, wollte sie wissen.
    »Ich kenne ihn unter dem Namen Carl Thrace, obwohl er heute vielleicht eine andere Identität benutzt und sogar anders aussieht, denn er hat sich in diesen Dingen begabt gezeigt. Was ich jedoch weiß: Wahrscheinlich reiste er in Begleitung eines großen Stücks Loyalty Luggage, vermutlich in der Form einer antiken Seemannskiste.«
    Sie schien ihn lange anzustarren, aber ihm wurde klar, dass ihr Bild erstarrt war. Offensichtlich tat sie hinter dieser Deckung etwas anderes. In diesem Augenblick erschien ein Icon oben rechts im dritten Auge: ungeöffnete Nachricht. Unvermittelt belebte sich Glass’ Bild wieder. »Ich bin derzeit an Bord meines Schiffes und verlasse diesen Planeten in zwei Stunden. Auf gar keinen Fall können Sie mich aufsuchen, und dies ist gewiss das letzte Mal, dass wir auf diese Weise miteinander reden.«
    Sie trennte die Verbindung.
    Cormac saß müde und frustriert da. Sein einziger Kontakt bestand nicht mehr. Verärgert öffnete er die andere Nachricht, aber sein Ärger schwand, während er einer klangvollen Stimme lauschte. Ein Kribbeln lief ihm dabei über den Rücken.
    »Ich habe schon gewartet. Wir treffen uns an Vogols Stein.« Beigefügt war eine Zeitangabe – der Zeitpunkt, um mit einer Kriegsdrohne zu reden, vermutete er.

14
    Auf dem Dach von Cormacs Hotel stand das Büro der Gravowagenvermietung neben einem kleinen, umzäunten Platz, auf dem nebeneinander drei Fahrzeuge parkten. Alles waren Nutzfahrzeuge ähnlichen Designs – mit zwei Vordersitzen und zwei Rücksitzen, die man umklappen

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