Der eiserne Skorpion - Roman
dem Hessick-Feldzug auf einem Planeten namens Patience schwere Verluste erlitten hatten. Er empfand Stolz. Dort kämpfte sein Vater. Er suchte weiter und wandte sich wie üblich den Heldentaten des Generals Jebel U-cap Krong zu. Was für ein Name! Jebel Up-close-and-personal Krong, Aus-nächster-Nähe-Krong; ein Typ, der in den ersten Kriegsjahren Gefallen daran gefunden hatte, Prador zu töten, indem er Haftminen an ihre Panzerschalen drückte.
»Warum hast du mich Ian genannt?«, fragte er unvermittelt und blickte auf seine Mutter hinab.
Sie blickte auf, immer noch eine Spur Gereiztheit im Gesicht. »Nach deinem Großvater.«
Langweilig!
Ian schlug die Bedeutung des Namens auf dem Palmtop nach und stellte fest, dass es nur eine schottische Variante des Namens John war, was »Geliebter Gottes« hieß oder irgend so ein archaischer Unsinn. Dann entschied er, seinen Familiennamen nachzuschlagen. Er fand eine Menge über Könige und Raben, was richtig gut klang, bis er auf die wörtliche Übersetzung von Cormac als »Sohn der Schande«, stieß. Er wusste nicht recht, was das bedeutete, und da diese Könige und Raben für ihn im Vordergrund standen, machte er sich nicht die Mühe, dem weiter nachzugehen.
»Ich würde am liebsten einfach nur Cormac heißen«, sagte er.
Kaum dass er in die Schule gekommen war, hatten die Leute ihn einfach nur noch Cormac genannt, und sogar damals gab er seinem Nachnamen den Vorzug vor dem Vornamen.
Seine Mutter wandte sich ihm erneut zu. »Du und Dax, ihr seid beide ›Cormac‹, Ian – man nennt das einen Nachnamen.«
Das stimmte schon, aber sie hatte entschieden, den eigenen Nachmannen Lagrange beizubehalten und ihn ihrem anderen Sohn Alex zu hinterlassen.
»In der Schule nennen sie mich so«, beharrte er.
»Wie man dich in der Schule nennt, ist nicht unbedingt die beste Wahl ...«
»Ich möchte Cormac genannt werden.«
Das schien sie ohne Ende zu amüsieren.
»Aber sicher doch, junger Cormac.«
Er zuckte zusammen. Dieses Präfix mochte er nicht. Ihm war außerdem klar, dass sie ihn bei Laune hielt und erwartete, er würde diesen Namenswechsel wieder vergessen. Das wollte er jedoch nicht. Auf einmal wurde das ihn für sehr wichtig, schien ihn besser zu definieren als der langweilige Name »Ian«. Er wandte sich wieder dem Monitor zu und ging der Sache weiter nach, und er blieb sogar bei seinem Entschluss, als er herausfand, was mit »Schande« gemeint war.
Ein wenig später sagte die Mutter: »Das reicht vorläufig, denke ich.« Und sie klappte den Laptop zu und stand auf. »In einem Monat müssten wir so weit sein, dass wir die Knochen abtransportieren können.«
Cormac runzelte die Stirn. Wenn er alt genug war, würde er gewiss kein Archäologe werden und seine Zeit auch nicht darauf verwenden, Knochen auszugraben. Vielleicht ging er wie Dax zum Gesundheitsdienst der ECS oder wie sein Vater zu den Spartavarianten, oder vielleicht konnte er sich auch den Truppen Krongs anschließen, den Avaloniern. Einen Augenblick später überlegte er sich das noch einmal, denn er wusste, wie unreif eine solche Entscheidung war. Nur kleine Jungs wünschten sich, Soldaten zu werden.
»Komm schon, kleiner Krieger, gehen wir zu Mittag essen!«
Cormac schloss seinen Palmtop und sprang vom Felsen herab. Er wollte eigentlich im Schritttempo gehen, aber es war so leicht, den Hang hinabzulaufen. Einen Augenblick später stürmte er auf seine Mutter zu, und etwas sprudelte in seiner Brust empor und brach sich als Schlachtruf Bahn. Als sie ihn auffing, drückte er ihr den Palmtop an den Bauch.
»Blamm!«
»Wenn ich es richtig verstehe, wurde ich aus nächster Nähe erwischt«, stellte sie fest, wirbelte ihn im Kreis und stellte ihn dann wieder auf die Beine.
»Er hat viel mehr Prador hochgejagt!«, informierte Ian sie.
Sie bedachte ihn mit einem ironischen Blick. »Nichts ist gut am Töten«, stellte sie fest.
»Krabbenpaste!«, rief er.
»Ich denke, ich muss mal einen kritischen Blick darauf werfen, welche Nachrichtenagentur du benutzt, Ian.«
»Cormac«, erinnerte er sie.
Sie verzog das Gesicht. »Ja, Cormac – es war mir entfallen.«
Er hielt ihre Hand, während sie zum Gravowagen hinabgingen. Hier ging das in Ordnung, da ja nur die KI zusah. Wenig später stiegen sie in den Wagen und waren schon in der Luft.
Er dachte eine kurze Zeit lang darüber nach, was er sagen sollte, und fragte dann: »Ist das Fossilgenprojekt keine Vergeudung von Ressourcen?«
»Forschung ist nie
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