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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Dauer ausgelegt sein«, sagte er. »Aber derzeit empfinde ich ein verzweifeltes Bedürfnis auszusteigen ... Sadist, wir hatten diese Diskussion schon einmal, und meine Meinung hat sich nicht geändert. Sag mir, was ich tun muss.«
    »Sehr gut«, sagte die KI und seufzte wie nur irgendein Mensch. »Da sind keine Dokumente zu unterschreiben, nichts in dieser Art. Du brauchst lediglich mir gegenüber deine Absicht zu erklären.«
    »Ich scheide aus der ECS aus«, sagte Cormac sofort.
    »Sehr gut«, sagte die KI jetzt in einem ganz anderen Tonfall. »In vier Stunden lande ich auf dem Raumhafen Cavander auf Patience. Wenn du von Bord gehst, darfst du nur solche Dinge mitnehmen, die dir nicht unmittelbar von der ECS zur Verfügung gestellt wurden. Hier siehst du ...« Ein Informationspaket traf in seinem Verstärker ein. »... die Verschlüsselungsfolge, mit der du deinen ausstehenden Sold abrufen kannst. Und bitte, Cormac, denke daran, dass du jederzeit auf genau die gleiche Art und Weise wieder in die ECS eintreten kannst, wie du jetzt ausgeschieden bist.«
    »Das tue ich vielleicht, aber ich brauche Zeit.«
    »Sehr gut, Cormac«, sagte die KI, und es kam ihm wie ein Lebewohl und eine Entlassung zugleich vor.
    Cormac stieß sich vom Operationstisch ab und ging zur Tür, und erst als er auf den Flur hinausging, bemerkte er, dass er gar keine Kopfschmerzen hatte und ihm auch nicht schlecht war. Vielleicht lag der Grund darin, dass diese letzte Memoladung kein aus dem eigenen Verstand herausgeschnittenes Stück gewesen war, sondern im Grunde nur eine Nachricht, die ihm im selben Medium übermittelt wurde.
    Er suchte seine Kabine auf, kippte den Rucksack sofort über dem Bett aus und sortierte den Stapel. Es dauerte nicht lange. Letztlich bildeten die eigenen Habseligkeiten einen sehr kleinen Haufen auf dem Kopfkissen: ein paar Kleidungsstücke, ein Messer mit Carbidklinge, ein Palmtop und schließlich Pramers Schmalpistole. Woran lag es, fragte er sich, dass er keinen großen Bedarf an persönlichem Besitz hatte? Schon damals, als er noch zu Hause bei seiner Mutter lebte, und später eine Zeit lang als Bedienungsmann für Automatikhandler auf dem Raumhafen Stansted, füllten die Sachen, an denen ihm etwas lag, immer nur einen kleinen Koffer. Alles ECS-Material wanderte zurück in den Rucksack, den er dann an die Wand stellte, das Impulsgewehr darauf. Aus dem Kampfanzug wechselte er in seine Jeans, T-Shirt, Umweltstiefel und Jacke, und alles, was ihm wirklich gehörte, wanderte in die Taschen dieser Jacke.
     
    Der Raumhafen Cavander lag im Gebirge auf einer Plattform seitlich unterhalb der Stadt, zu der er gehörte – ein fantastischer Ort auf anderthalb Kilometer hohen Beinen, die jedes selbst eine vertikale Stadt bildeten. Cormac schritt langsam die Rampe der Sadist hinab und nahm die Umgebung gründlich in Augenschein: den Himmel aus leicht orange eingefärbtem Gelb, die schockierenden rosa Wolken, den Essiggeruch und den Metallgeschmack, den Schwung in den eigenen Schritten, als er die Schwerkraft der Sadist vom irdischen Standardwert verließ und das Schwerefeld dieses Planeten von null Komma neun betrat. Durch die Luft über ihm trieben Wesen wie Seemöwen, und er wusste von seinen Studien dieses Planeten in seiner Zeit als Teenager, dass sie auffallend an winzige Pterosaurier erinnerten.
    »Lebwohl, Cormac«, ertönte Sadists Stimme aus dem Schiffsinneren.
    »Lebwohl«, sagte Cormac und blickte zurück, während die Rampenluke zuklappte. Noch während er den Raumhafen überquerte, hörte er den metallischen Schlag, als die Luke einrastete, und sah den Schatten des Schiffs über den Plaston huschen, als die Sadist lautlos an Höhe gewann. Er drehte sich um und verfolgte, wie sie immer höher stieg und dann mit aufflammenden Schubtriebwerken gen Himmel beschleunigte. Schnell schrumpfte sie zu einem schwarzen Stab vor diesen rötlichen Wolken zusammen, wo der Fusionsantrieb zündete und das Schiff entschwand. Jetzt wandte sich Cormac wieder der unmittelbaren Umgebung zu.
    Der Raumhafen wirkte fast selbst wie eine Stadt mit all den mächtigen Schiffen, die wie geschwungene Bauten aufragten. Cormac betrachtete zwei große Frachter, die wie stumpfe Patronen auf den Hecks standen, umgeben von Automatikhandlern, die zwischen klobigen Bergen aus Plasmel-Frachtkisten entlangtrudelten, und von Menschen in Overalls, die herumspazierten und mit wichtigtuerischem Gestus Ladelistenmonitore und Handler-Fernbedienungen hielten.

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