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Der Elefant verschwindet

Titel: Der Elefant verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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mögliche Schlussfolgerung war also, dass der alte Elefant plötzlich aus irgendwelchen Gründen geschrumpft war. Bei genauerem Hinsehen merkte ich, dass die Gesten dieses kleinen Elefanten vollkommen mit denen des alten Elefanten identisch waren. Als er gewaschen wurde, stampfte er fröhlich mit dem rechten Bein auf den Boden und liebkoste mit seinem eine Idee schmaler gewordenen Rüssel den Rücken des Pflegers.
    Es war ein seltsamer Anblick. Während ich durch das Lüftungsfenster ins Innere des Elefantenhauses sah, überkam mich das Gefühl, als fließe nur dort eine kühlere, andere Zeit. Und es schien mir, als überließen sich der Elefant und sein Pfleger voller Freude diesem neuen System, das sie zu umhüllen versuchte – oder sie bereits fast umhüllt hatte.
    Ich glaube, ich habe insgesamt noch nicht einmal eine halbe Stunde ins Elefantenhaus geschaut. Viel früher als sonst, um halb acht, wurden die Lichter gelöscht, und von da an lag alles im Dunkeln. Ich stand auf meinem Platz und wartete, ob sie noch einmal eingeschaltet würden, aber die Lichter blieben aus. Es war das letzte Mal, dass ich den Elefanten gesehen habe.
    »Sie denken also, dass der Elefant immer weiter geschrumpft ist und so klein wurde, dass er durch den Zaun hindurch fliehen konnte, beziehungsweise dass er vollkommen verschwunden ist?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich versuche, mich nur so präzise wie möglich daran zu erinnern, was ich mit eigenen Augen gesehen habe. Darüber hinaus denke ich eigentlich nichts. Der Eindruck dessen, was ich mit meinen eigenen Augen gesehen habe, ist so stark, dass ich ehrlich gesagt kaum in der Lage bin, daraus irgendwelche Schlüsse zu ziehen.«
    Das war alles, was ich zum Verschwinden des Elefanten sagen konnte. Und wie ich am Anfang vorausgesehen hatte, eignete sich diese Geschichte nicht als Gesprächsthema für einen jungen Mann und eine junge Frau, die sich gerade erst kennengelernt hatten, sie war zu speziell, zu sehr in sich geschlossen. Als ich zu Ende war, herrschte für eine Weile Schweigen zwischen uns. Nach dieser Geschichte von dem verschwundenen Elefanten, die kaum einen Anhaltspunkt für ein weiteres Gespräch bot, wusste keiner von uns, worüber wir noch hätten sprechen können. Sie strich mit ihrem Finger über den Rand des Cocktailglases, ich las zum ungefähr fünfundzwanzigsten Mal den Aufdruck auf meinem Bierdeckel. Ich hätte ihr besser gar nicht von dem Elefanten erzählen sollen. Es war keine Geschichte, die man einfach so erzählt.
    »Früher hatten wir einmal eine Katze, die plötzlich verschwand«, sagte sie nach einer ganzen Weile. »Aber ob eine Katze oder ob ein Elefant verschwindet, ist ein ziemlicher Unterschied.«
    »Allerdings. Schon von der Größe her lassen sie sich nicht vergleichen«, sagte ich.
    Dreißig Minuten später verabschiedeten wir uns am Eingang des Hotels. Ihr fiel ein, dass sie ihren Schirm in der Cocktail-Lounge liegen gelassen hatte, und ich fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, um ihn zu holen. Es war ein ziegelroter Schirm mit einem großen Griff.
    »Vielen Dank«, sagte sie.
    »Gute Nacht«, sagte ich.
    Ich habe sie nie wieder gesehen. Nur noch einmal haben wir am Telefon über Details ihres Werbeartikels gesprochen. Ich war drauf und dran, sie zum Essen einzuladen, ließ es dann aber. Während des Telefongesprächs war es mir irgendwie vollkommen gleichgültig geworden.
    Seit meinem Erlebnis mit dem Verschwinden des Elefanten überkommt mich dieses Gefühl öfter. Ich will etwas machen, aber ich kann keinen Unterschied mehr zwischen dem möglichen Resultat meiner Handlung und dem ihrer Unterlassung feststellen. Manchmal habe ich das Gefühl, als verlören die Dinge um mich herum ihr eigentliches, ihnen angemessenes Gleichgewicht. Vielleicht täuschen mich meine Sinne auch nur. Seit dem Vorfall mit dem Elefanten ist irgendein Gleichgewicht in meinem Innern zerbrochen, vielleicht nehme ich deshalb verschiedene äußere Dinge als seltsam wahr. Wahrscheinlich liegt es an mir.
    Ich verkaufe nach wie vor Eisschränke, kombinierte Backofen-Toaster und Kaffeemaschinen in einer auf Nützlichkeit ausgerichteten Welt, auf der Grundlage der Bilder meiner auf Nutzen ausgerichteten Erinnerungen. Je mehr ich mich auf den Nutzen auszurichten versuche, desto erfolgreicher verkaufe ich unsere Produkte – die Werbekampagne hat sogar unsere optimistischsten Voraussagen übertroffen – und desto mehr Leute engagieren mich. Wahrscheinlich

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