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Der Elefant verschwindet

Titel: Der Elefant verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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das Verschwinden eines Elefanten und eines Pflegers in keiner Weise beeinträchtigt. Die Erde setzte ihre monotonen Umdrehungen fort, Politiker hielten weiter ihre hohlen Reden, Menschen gingen jeden Morgen gähnend in ihre Firmen und Kinder lernten für ihre Prüfungen. In dieser endlosen Welle der Alltäglichkeit konnte das Interesse für einen vermissten Elefanten nicht ewig bestehen. So wie eine erschöpfte Armee an einem Fenster vorbeizieht, vergingen mehrere Monate, in denen nichts Besonderes geschah.
    Wenn ich etwas Zeit fand, ging ich zu dem ehemaligen Elefantenhaus und betrachtete das leere Gebäude, das nun ohne Elefant dastand. Um den Eingang des Eisenzauns hatte man eine dicke Eisenkette mit Schloss mehrmals herumgewickelt, sodass niemand hineingelangen konnte. Wenn man zwischen den Stäben hindurchlugte, sah man, dass auch die Tür mit einer solchen Kette verschlossen war. Es schien, als versuchte die Polizei die Pleite, dass sie den Elefanten nicht hatte finden können, durch exzessive Sicherung des jetzt leeren Elefantenhauses wettzumachen. Ringsherum war alles verlassen, nur auf dem Dach des Elefantenhauses hatte sich eine Schar Tauben niedergelassen. Auch um das Gehege kümmerte sich niemand mehr, und als hätte es nur darauf gewartet, breitete sich dort grünes Sommergras aus. Die um die Tür des Elefantenhauses gewundene Kette erinnerte mich an eine riesige Schlange, die eisern einen verfallenen Dschungelpalast bewacht.
    Allein die paar Monate ohne den Elefanten hatten an diesem Ort eine verhängnisvolle Verwüstung hervorgebracht, und eine düstere Atmosphäre hatte sich wie eine Regenwolke darübergelegt.
    Ich traf sie gegen Ende September. Es hatte an jenem Tag von morgens bis abends geregnet. Ein eintöniger Regen, leicht und mild, wie häufig in dieser Jahreszeit. Stück für Stück spülte er alle Erinnerungen an den Sommer fort, die sich in die Erde gebrannt hatten. Die Erinnerungen flossen in den Rinnstein, von da weiter in die Kanalisation und in die Flüsse und schließlich ins tiefe dunkle Meer.
    Wir begegneten einander auf einer Party, die meine Firma zwecks einer Werbekampagne gab. Ich arbeitete bei einem großen Elektrogerätehersteller in der Werbeabteilung und hatte gerade die Pressekampagne für eine Serie von elektrischen Küchengeräten geleitet, die zeitlich abgestimmt auf die Heiratssaison im Herbst und die Bonusauszahlung im Winter auf den Markt kommen sollten. Es war meine Aufgabe, mit einigen Frauenmagazinen zu verhandeln, um sie für auf unsere Kampagne bezugnehmende Artikel zu gewinnen. Es war keine Arbeit, die besonders viel Intelligenz erforderte, aber die Artikel sollten so geschickt verfasst sein, dass sie den Lesern nicht unbedingt den Eindruck von Werbung vermittelten. Als Gegenleistung setzten wir Werbeanzeigen in die betreffenden Zeitschriften. Eine Hand wäscht die andere.
    Sie war als Redakteurin einer Zeitschrift für junge Hausfrauen zu der Party gekommen, um für einen dieser »Werbeartikel« Material zu bekommen. Da ich gerade nichts zu tun hatte, führte ich ihr den farbenfrohen Eisschrank, die Kaffeemaschine, die Mikrowelle und die Saftpresse vor, die ein berühmter italienischer Designer für uns entworfen hatte.
    »Das Wichtigste ist Einheitlichkeit«, erklärte ich ihr. »Ein noch so schönes Design ist hin, wenn es nicht mit seiner Umgebung harmoniert. Das Wichtigste in der kitchen von heute ist die farbliche Einheit, die Einheit im Design und die Einheit der Funktionen.
    Laut einer Umfrage verbringen die Hausfrauen den größten Teil ihres Tages in der kitchen . Die kitchen ist der Arbeitsplatz der Frau, ihr Schreibtisch und ihr Wohnzimmer. Deswegen bemüht sie sich, die kitchen möglichst wohnlich zu gestalten. Das hat nichts mit der Größe zu tun. Egal ob groß oder klein, es gibt nur einen Grundsatz für eine schöne kitchen : Sie muss einfach, funktional und einheitlich sein. Unsere jetzige Serie wurde diesem Konzept entsprechend ausgerichtet und entworfen. Sehen Sie, diese Herdplatte zum Beispiel« – et cetera et cetera.
    Sie nickte und machte sich Notizen auf einem kleinen Schreibblock. Sie hatte kein ausgesprochenes Interesse an dieser Recherche, und auch ich persönlich konnte mich nicht für Kochplatten begeistern. Wir machten beide nur unsere Arbeit.
    »Sie kennen sich ziemlich gut aus mit Küchen«, sagte sie, als ich mit meinen Ausführungen zu Ende war.
    »Das ist mein Job«, antwortete ich mit professionellem Lächeln. »Aber abgesehen

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