Der Elfenhuegel
während sie versuchten, das funkelnde Kaleidoskop der Vorgänge, deren Zeugen sie waren, zu sortieren. Beide waren von der Erscheinung hin und her gerissen und verschreckt.
Langsam drehten sie sich um und sahen einander an, und jeder sah seine eigene Furcht als Spiegelbild im Gesicht des Zwillings. Große blaue Augen, gefrorenes Lachen und eine starre Haltung bahnten ihnen plötzlich den Weg, und sie rannten zur Tür.
Sie flogen nach draußen und schauten sich nach der Scheune um.
Dann wurde ein Schatten vor ihnen sichtbar, und schon waren sie in einem Paar kraftvoller Arme eingeschlossen. Die Jungen schrien vor Angst, als sie so eng festgehalten wurden. Ein ungewöhnlicher Geruch stieg ihnen in die Nasen, und eine tiefe, kratzige Stimme grummelte:
»Also, was ist los mit euch Burschen?«
Die Jungen wurden losgelassen und traten einen Schritt zurück; sie sahen, wie der Schatten die Gestalt eines alten Mannes annahm. Er hatte breite Schultern und war groß, sein graues Haar war ungekämmt und sein unrasiertes Gesicht gefurcht, die Haut ledern. Rot geränderte Augen betrachteten die beiden Jungen, aber er lächelte freundlich.
Patricks Herz verlangsamte seinen donnernden Schlag, und er warf Sean einen Blick zu. Ein Gedanke bewegte sich zwischen ihnen, denn sie erkannten den Geruch, der wie ein Moschuskranz an dem Mann hing: der Geruch von Whiskey.
»Ruhig, also was ist los?«
»Dahinten ist etwas«, äußerte Patrick vorsichtig und zeigte auf die Scheune. »Im Heu.«
Der Mann schob die Jungen in die Scheune und wartete, während sie auf die Ecke zeigten. Er ging entschlossen zu der Stelle, wo die Heugabel lag, und machte viel Aufhebens darum, im Stroh herumzustochern. »Jetzt ist es weg«, sagte Sean. Der Mann kniete sich nieder und schob etwas Stroh zur Seite, dann stand er auf und benutzte die Gabel, um das Stroh wieder in eine scheinbare Ordnung zu bringen.
Er drehte sich um und lächelte die Jungen gut gelaunt an. »Also, was war es? Eine Ratte?«
Patrick schaute Sean an und warnte ihn mit einem kaum wahrnehmbaren Kopfschütteln, nichts zu sagen. »Vielleicht«, sagte Patrick. »Aber sie war ziemlich groß.« Seine Stimme war schrill, und er kämpfte darum, die Selbstbeherrschung nicht zu verlieren.
Der Mann drehte sich auf der Stelle um und sah auf die ernsten kleinen Gesichter herunter. »Groß, sagst du? Gut, wenn hier Hühner und Enten wären, was nicht der Fall ist, und wenn es Nacht wäre, was auch nicht so ist, würde ich ein Wiesel oder einen Fuchs vermuten. Was immer es war, es verschwand wie die Versprechungen von gestern.«
Der Mann hängte die Mistgabel zurück an ihren Platz an der Wand. Er schaute die Jungen streng an. »So, ihr beiden, wer von euch beiden fängt nun an, mir zu erzählen, was ihr wirklich gesehen habt?«
Patrick blieb schweigsam, aber Sean sagte endlich: »Es war groß, und es hatte Zähne.« Seine Stimme war noch zittrig, so klang er überzeugender.
Sofort änderte sich der Ausdruck des Mannes. Mit zwei Schritten stand er vor ihnen, legte die Hände auf die Knie, als er sein Gesicht bis zur Höhe der Jungen beugte. »Wie groß?«
Patrick hielt seine Hände ungefähr einen Meter in die Höhe. »So.«
Der Mann erhob sich langsam, während er sich sein Kinn rieb. »Bei allen Heiligen. Es könnte dieser große, alte Bandit gewesen sein, der sich die Kätzchen zum Essen holen wollte«, sagte er.
»Was für ein Bandit?« fragte Patrick, der nicht verstehen konnte, warum irgend jemand Kätzchen essen wollte.
Der Mann hörte auf zu grübeln. »Weil er ein Waschbär ist. Ein tyrannischer alter Bär, der in den Wäldern östlich von hier lebt. Seit ungefähr einem Monat tötet er Hühner und Enten, und manchmal frißt er auch Katzen und Hunde.« Mehr zu sich selbst fügte er hinzu:
»Obwohl die Katze ein königliches Theater gemacht hätte, wenn er es gewesen wäre.«
Sean nickte, und Patrick sagte: »Jack sagte uns, daß er unter der Brücke lebt.«
»Tatsächlich, hat er das? Jack Cole ist ein ganz netter Kerl, aber er ist ein Fremder, der aus North Carolina kommt. Dennoch, Erwachsene müssen immer eine Antwort parat haben, auch wenn sie falsch liegen.«
Die Jungen stimmten dem zu. »Wenn die Farmer wüßten, wo er sich versteckt hält, hätten sie ihn schon vor zwei Wochen gefangen.«
»Also Jungs, ich kann mir nicht vorstellen, daß Frau Grant glücklich ist, daß ein Waschbär in ihrer Scheune herumschnüffelt und die Katzenbrut bedroht. Sind wir uns da
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