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Der Elfenpakt

Titel: Der Elfenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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eiiiiiin!«, schrie Henry. Hinter Blue und dem Teufel war die Wand verschwunden, sodass die Kammer, unfassbar, den Blick auf eine Szene freigab, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er schaute auf einen weiten metallenen Platz, umgeben von niedrigen Häusern unter einem schwarz bewölkten Himmel. Auf der einen Seite des Platzes standen zwei Throne aus geschnitztem Obsidian, reich geschmückt mit aufwändigen Einlegearbeiten, wahrscheinlich aus Gold. Und vor den beiden Thronen, in endlosen Reihen, knieten Tausende und Abertausende gehörnter Dämonen.
    Henry rannte. Er hatte keine Waffe bei sich, doch er warf sich so heftig gegen Beleths Schulter, dass das Wesen schwankte. »Lass sie in Ruhe, du Widerling!«, brüllte Henry. Er boxte und trat, dass ein Hagel von Tritten und Schlägen auf den Dämon niederging.
    Beleth wedelte ihn fort wie ein Insekt.
    Die Wucht schleuderte Henry zurück. Er taumelte, und sein Fuß verfing sich in den Trümmern des Altars aus Vulkangestein, sodass er stolperte und hart aufschlug. Beleth schritt zu ihm herüber und trat mit einem seiner Krallenfüße brutal zu. Henrys Kleidung zerriss, und Blut schoss aus einer klaffenden Bauchwunde.
    »Henry!«, keuchte Blue. Sie zuckte zusammen, als hätte der Tritt sie selbst getroffen.
    Henrys Blick wurde glasig, dann schloss er die Augen.
    Mit einem Lächeln drehte sich Beleth nach Blue um.
    »Ist er tot?«, flüsterte sie.
    Der Teufel schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Vielleicht sollten wir ihn als Opfer aufsparen, als feierlichen Akt für unsere Hochzeit.« Sein Blick durchbohrte sie. »Würde dir das gefallen, meine Liebe?«
    Blue schwieg einen Moment. »Ja«, sagte sie schließlich mit matter Stimme.
    Beleth nahm ihre Hand und führte sie durch die offene Wand hinaus. Es gab einen kurzen Moment der Verzögerung, bis die uralten Zauber wirkten – dann standen sie auf dem metallenen Platz. Die knienden Dämonen warfen sich sofort zu Boden, die Stirn auf den kalten Straßenbelag gepresst. Beleths Stimme schwoll zu einem Donnern an.
    »Seht meine neue Gemahlin und eure Kaiserin!« Die kauernden Dämonen brachen in Jubelgeschrei aus.
    Blue warf einen Blick zurück. Zwei von Beleths Dämonen hatten die Pentagrammkammer betreten und zerrten Henrys am Boden liegenden Körper hinaus. Er wirkte mehr tot als lebendig. Übelkeit machte sich in ihrem Magen breit, doch sie schob das Gefühl mit aller Macht von sich. Ihren Verpflichtungen, die sie dem Reich gegenüber hatte, durfte nichts im Wege stehen.
    »Das ist noch nicht ganz die Wahrheit«, sagte Beleth leise, »aber bald wirst du beides sein.«
    Er führte sie zu dem kleineren der beiden Throne und wartete höflich, bis sie Platz genommen hatte, ehe er sich selber niederließ. Sie blickte hinunter auf ein Meer dämonischer Rücken, dann erhoben die Wesen sich und teilten sich in vorbestimmte Scharen, die ihre festgelegten Plätze einnahmen.
    Dämonen liebten Förmlichkeiten und das Zeremoniell, so viel stand fest. Alle persönlichen Diener von Beleth trugen Gewänder, Hörner und Umhänge, hatten scharf geschnittene Gesichtszüge und funkelnde Augen. Hinter ihnen standen reihenweise dämonische Wachen, größtenteils unbekleidet. Das spärliche Licht schimmerte matt auf ihrer schuppigen Haut. Vier riesige Teufel, die sich an die Achspunkte der vier Himmelsrichtungen begaben, trugen mit Stacheln versehene Greifschwänze zur Schau.
    Die Luft war schwefelhaltig, erdrückend und enorm heiß. Blue spürte, wie ihr eine Schweißperle am Gesicht hinunterlief. Zwei uralte Kämmerer trugen einen wuchtigen Eichentisch über den Platz und stellten ihn direkt vor die beiden Throne, wahrscheinlich zum Unterschreiben der Heiratsurkunde, dachte Blue.
    Die hohe Bedeutung des Ereignisses wurde durch die Bannerträger unterstrichen, die herbeieilten und an drei Seiten des Tisches Aufstellung nahmen. Es waren Kobolde, allesamt in so kunterbunte, kreischende Komplementärfarben gekleidet, dass keine eingewebten Zauber mehr nötig waren, damit man Augenschmerzen bekam. Auf den Bannern selbst dominierten Rot und Schwarz, überzogen vom Schimmer des schweren Brokatstoffes, der nun auf dem Tisch ausgebreitet wurde.
    Blue zwang sich, nicht direkt hinzusehen, als zwei Dämonen Henry herbeischleiften und ihn gegen eins der Tischbeine sinken ließen. Er lebte noch, war aber bewusstlos und atmete schwer. Blue hatte das ungute Gefühl, dass man sie im Rahmen der Zeremonie dazu auffordern könnte, sein Blut zu trinken.

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