Der Elfenpakt
Männern, die wie Ameisen aufs Osttor zu marschierten. »Warum fragen Sie, Sir?«
»Je eher der Palast von alldem erfährt, desto besser.«
»Deine Leute werden es bereits wissen«, sagte Nymph. »Von ihren Generälen.« Sie setzte sich wieder und fügte hinzu: »Weil Lord Hairstreak ganz offensichtlich ausrückt.«
»Wieso sollte er denn ausrücken?«, fragte Pyrgus streitlustig.
»Weiß ich auch nicht.«
»Der Palast muss trotzdem so schnell wie möglich informiert werden«, brummte Pyrgus.
»Wir sind ja eh bald wieder dort«, sagte Woodfordi versöhnlich.
Pyrgus riss den Flieger herum und erhöhte auf Maximalgeschwindigkeit, ohne auf die mahnende Zauberstimme zu achten.
EINHUNDERTUNDZWEI
H enry starrte ihn an. »Woher wissen Sie, dass er Blue ein Implantat eingesetzt hat?«
»Du hast es mir gerade eben erzählt«, sagte Fogarty.
»Aber ich war doch gar nicht bewusstlos.«
»O doch, das warst du, Herzchen, der tiefste Trancezustand, den ich je gesehen habe. Du wirst dich bald daran erinnern; ich hab’s dir suggeriert, aber es dauert immer einen Moment, bis es einsetzt.«
»Aber du hattest Recht, Henry«, sagte Madame Cardui.
Sie musste hereingekommen sein, als er in Trance gelegen hatte. Wie unheimlich, er hatte nichts davon gemerkt. Henry leckte sich nervös die Lippen. »Recht?«, wiederholte er.
»Mit der Geschichte, dass Beleth vorhatte, dich und Blue zu verkuppeln, mein Lieber. Das war alles Unsinn.«
»Ach ja?« Im Augenblick hätten vielleicht hundert Gefühle in ihm ausbrechen können, die angemessener gewesen wären, doch das Einzige, was er empfand, war Erleichterung.
Madame Cardui lächelte. »Es war nur eine Geschichte, die sie dir und Blue in den Kopf geschleust haben, um von ihrer Invasion abzulenken.«
»Nichts davon ist wirklich passiert?«, fragte Henry. Aber Mr. Fogarty hatte Recht. So langsam begannen hier und da Erinnerungsfetzen aufzutauchen. »Ich war gar nicht mit Blue in einem Schlafzimmer eingesperrt?«
»Nein.«
»Und ich habe auch keinen Dämon umgebracht?«
Mr. Fogarty schnaubte vernehmlich. »Das war doch von Anfang an ein bisschen übertrieben.«
»Du hättest den Dämon bestimmt leicht umgebracht, mein Lieber«, sagte Madame Cardui zuvorkommend, »aber nichts davon ist wirklich geschehen. Blue hat auch keinen getötet – sie hatte ihren Stimlus doch gar nicht dabei. Das sind alles falsche Erinnerungen.«
»Also habe ich sie gar nicht entführt?«
»Doch, hast du«, sagte Fogarty. »Es war so, dass Beleth dich entführen und dir das Implantat einsetzen ließ. Dann programmierten sie dich, Blue zu entführen, und setzten ihr ebenfalls ein Implantat ein. Die Geschichte, dass die Dämonen halb menschliche Babys züchten, stimmt schon, aber im Elfenreich hat es nicht funktioniert – die DNA unterscheidet sich zu stark. Aber sie programmierten bei dir und Blue dieselben Erinnerungen und schickten euch zurück, um von ihren wahren Plänen abzulenken. Eine geschickte Masche.«
Jetzt fiel ihm alles wieder ein, genau wie Mr. Fogarty es gesagt hatte. Er konnte sich an das Implantat erinnern und an das unheimliche, schleimige Gefühl, als die schwarzäugigen Dämonen in weißen Laborkitteln sein Gehirn sorgfältig mit falschen Erinnerungen gefüttert hatten. Wieder verursachte die Entführung bei ihm Schuldgefühle. Seinetwegen war auch an Blues Gehirn herumgebastelt worden. Allein der Gedanke daran regte ihn auf. Ziemlich stark sogar.
»Ihr müsst dieses Ding entfernen«, sagte er.
»Es ist bereits entfernt worden, mein Lieber. Deswegen kannst du dich doch komplett an nichts mehr erinnern.«
»Doch nicht meins«, sagte Henry verzweifelt. »Blues. Ihr müsst dieses Ding aus ihrem Kopf entfernen.«
»Blue schläft gerade«, erklärte ihm Madame Cardui. »Ich werde veranlassen, dass man ihr das Implantat gleich morgen früh entfernt, wenn sie ausgeruht ist. Dann kann Alan sie ebenfalls hypnotisieren und ihre echten Erinnerungen wiederherstellen.«
»Nein, sofort!«, drängte Henry. Er wusste nicht genau, warum, aber es schien ihm plötzlich ungeheuer wichtig, dass sie das Implantat umgehend entfernten.
»Henry, mein Lieber, was ist denn los mit dir?«
Er wusste nicht, was los war, aber er spürte mit einem Mal eine furchtbare Panik in sich aufsteigen. Sie durften nicht bis morgen warten, denn wenn sie es taten …
Er wusste nicht, was dann geschehen würde. Etwas Furchtbares, er wusste nur nicht, was. Blue würde irgendetwas Furchtbares zustoßen.
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