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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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interessanter Zufall   … falls man an solche Zufälle glaubt.«
    Blue, die in einen intensiven Austausch mit General Vanelke verstrickt gewesen war, stand plötzlich neben ihm. »Was ist ein interessanter Zufall?«
    »Hairstreak ist hier«, sagte Henry. »Es ist ihm gelungen, an einen mobilen Körper zu kommen.« Er betrachtete die Botin.
    »Majestät, Lord Hairstreak bittet um eine Audienz mit Ihren Majestäten.«
    »Hairstreak?« Blue runzelte die Stirn. »Wo ist er?«
    »Oben im Palast, Majestäten, er wartet im Vorraum zum Thronsaal.« Das Mädchen hatte einen aufgeregten Ausdruck in den Augen. Sie zögerte und platzte dann damit heraus: »Majestäten, Prinzessin Mella ist bei ihm.«
     
    Obwohl die Etikette anderes vorsah, rannte Henry beinahe zum Vorraum, musste aber anhalten, um Blue den Vortritt zu lassen. Als er einen Schritt hinter ihr eintrat, fiel ihm sofort auf, wie groß Lord Hairstreak inzwischen geworden war. Madame Cardui hatte recht: Er hatte einen voll funktionstüchtigen Körper, der noch dazu größer und stärker war als sein alter. Wenn der Körper von VMD war, musste er künstlich sein, aber er sah täuschend echt aus. Das vertraute Gesicht war zu einem Ausdruck geheuchelter Güte verzerrt, was Henry sofort misstrauisch stimmte.
    Dann sah er, ein bisschen hinter Hairstreak stehend, Mella. Sie trug fremde Kleidung und sah ein wenig mitgenommen aus, aber zu seiner ungeheuren Erleichterung wirkte sie alles in allem gesund und munter.
    Blue musste sie ebenfalls bemerkt haben, aber das Gebot der Höflichkeit zwang sie, zuerst Hairstreak zu begrüßen. »Lord Hairstreak, wie gut, Sie wieder funktionsfähig zu sehen.«
    Henry, dem solche Regeln egal waren, rannte zu Mella.Währenddessen sagte Hairstreak: »Ich habe Ihre Tochter aus Haleklind nach Hause gebracht.«
    »Das haben Sie in der Tat«, sagte Blue, jeder Zoll eine Kaiserin. »Und wir sind Ihnen sehr dankbar. Wie können wir das zum Ausdruck bringen? Werden Sie eine Belohnung annehmen?«
    »Mella!«, rief Henry und nahm sie in die Arme. Er würde sie einen Monat unter Hausarrest stellen, weil sie weggelaufen war und ihnen solche Sorgen bereitet hatte, sechs Monate, weil sie
Lethe
gegen sie eingesetzt hatte. Er würde alle ihre Lieblingsgerichte verbieten, ihr neue Schuhe verweigern, ihr die Reiseprivilegien entziehen und ein ernstes Gespräch mit ihr führen. Aber das alles war etwas für die Zukunft. Im Moment wollte er sie bloß küssen und halten und sichergehen, dass alles mit ihr in Ordnung war.
    Mella umarmte ihn auch. Sie roch ein bisschen anders   – wahrscheinlich hatte sie eine Weile nicht gebadet, obwohl es kein saurer Schweißgeruch war   – und ihre Augen wirkten ungewöhnlich ernst, beinahe besorgt, aber sie hatte sich ja auch eine Menge Ärger eingebrockt durch ihr Weglaufen. Oder sie fürchtete sich schon vor der Bestrafung, was durchaus angemessen war, wie Henry fand.
    »Eine Belohnung ist wirklich nicht nötig«, sagte Lord Hairstreak. Seine Stimme hatte gewonnen, seit er den neuen Körper hatte, besaß jetzt mehr Klang und verlieh ihm ein gewisses Charisma. »Mella ist meine Lieblingsgroßnichte.«
    Mella ist deine einzige Großnichte, dachte Henry etwas zusammenhangslos.
    »Papa, ich muss mit dir reden«, flüsterte ihm Mella ins Ohr. »Hol mich hier raus, irgendwohin, wo wir unter uns sind.«
    »Dann müssen Sie aber wenigstens zum Essen bleiben«, sagte Blue, und niemand hätte vermutet, dass sie Lord Hairstreak verabscheute   … oder dass das Elfenreich am Rande eines Kriegs stand   – »und uns unbedingt davon erzählen, wieSie sie gefunden haben«   – zum ersten Mal blickte Blue Mella an   – »und was sie eigentlich in Haleklind vorhatte.«
    Henry spürte, wie Bewunderung für seine Frau in ihm aufkeimte. Sie musste doch selbst völlig aus dem Häuschen sein, Mella umarmen, sie küssen wollen, herausfinden wollen, ob es ihr gut ging, aber kühl und kontrolliert rückte Blue ihre Pflichten dem Elfenreich gegenüber an erste Stelle. Wenn Hairstreak die Einladung zum Essen annahm   – und die Etikette verlangte, dass man eine Einladung der Kaiserin immer annahm   –, konnte sich Henry schon vorstellen, wie sie ihn subtil über die Lage in Haleklind (und den Grund für seinen kürzlichen Besuch dort) ausfragte unter dem Vorwand, sich nach Mella erkundigen zu wollen. Es gab nur ein Problem im Zusammenhang mit ihrem Plan. Nun, da Hairstreak mit einem brandneuen künstlichen Körper ausgestattet war,

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