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Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron

Titel: Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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konnte man wohl für ein Lösegeld erzielen, wenn man Kaiserin Blue entführte? Wie viel mehr würde es wert sein, wenn man überdies noch Prinzgemahl Henry entführte? Oh, was für ein Gedanke! Reichtümer jenseits aller habgierigen Träume, abernicht jenseits
seiner
habgierigen Träume. Zusätzlich zu dem, was er von Lord Hairstreak für den Mord an ihrer Tochter bekam, würde es ihn zum reichsten Mann im ganzen Elfenreich machen.
    Chalkhill holte dreimal tief Luft, um seine Nerven zu beruhigen. Eins war mal klar: Eine solche Gelegenheit würde sich ihm nie wieder bieten. Madame Carduis Sicherheitsapparat war legendär. Ein Purpurkaiser, Holly Blues Vater, war in ihrer Amtszeit getötet worden, und sie war entschlossen, so etwas niemals, niemals wieder zuzulassen. Aber selbst Carduis lange Krallen reichten nicht bis in die Gegenwelt. Chalkhill vermutete, dass die eigensinnige Kaiserin Blue wahrscheinlich spontan aufgebrochen war, ohne der alten Hexe überhaupt Bescheid zu geben. Blue war für ihre Inkognito-Ausflüge bekannt. Es konnte gut sein, dass sie mit nur wenigen Sicherheitsvorkehrungen unterwegs war, möglicherweise komplett ohne. Und auch wenn man den Prinzgemahl Henry niemals unterschätzen sollte   – er hatte einmal mit bloßen Händen einen Vampir getötet   –, wusste Chalkhill doch, dass sein eigenes Training als Killer ihn zu mehr als einem ebenbürtigen Gegner für jeden machte.
    Konnte er es tun? Konnte er die gesamte Kaiserliche Familie schnappen, Henry, Blue und Mella? Wahrscheinlich nicht allein   – die für einen solchen Einsatz notwendige Planung überstieg beinahe mit Sicherheit die Möglichkeiten eines Einzelnen. Aber er musste es ja auch nicht allein machen. Er hatte ja schon einen potenziellen Komplizen, auch wenn er unberechenbar war. Zusammen konnten sie es schaffen   …
    Mit klopfendem Herzen rannte Chalkhill über die Straße und öffnete neben seinem alten Geschäftspartner den Mantel.
    »Himmel!«, schrie Brimstone und machte einen Sprung zurück. Dann beugte er sich vor, um Chalkhill genau anzusehen. »Was machst du denn hier?«
    Es war sinnlos, sich in Schuldzuweisungen zu ergehen. Brimstone hatte ihn angelogen, hatte aller Wahrscheinlichkeitnach versucht, ihn zu betrügen, aber das war nichts anderes als das, was er Brimstone angetan hätte, wenn ihre Rollen vertauscht gewesen wären. Jetzt brauchte er Brimstones Hilfe, und er war sicher, dass er den alten Mann bei der Stange halten konnte. Das war ihm schließlich auch in der Vergangenheit schon gelungen. Er holte noch einmal tief Luft. »Das Gleiche wie du   – ich suche Prinzessin Mella. Wusstest du, dass ihre Eltern auch hier sind? Die beiden Leute im ganzen Elfenreich, die das meiste Lösegeld einbringen.«
    Brimstone war vielleicht verrückt, aber er war nicht blöd. Er starrte Chalkhill mit neu erwachtem Interesse an, das in seinen rheumatischen alten Augen aufflackerte. »Bist du etwa auch hinter
ihnen
her?«, fragte er.
    Chalkhill begann, langsam zu lächeln. »Jetzt schon«, sagte er.

TEIL ZWEI

Einundzwanzig
    »Pyrgus?«
    Nymphalis fand ihn im Weinberg, auf den Knien, wie er leise mit einem Rebstock sprach. Er war so auf die Pflanze konzentriert, dass er sie offensichtlich nicht gehört hatte. »Pyrgus!«, wiederholte sie in einem etwas schärferen Tonfall.
    Pyrgus Malvae wandte den Kopf langsam mit diesem vertrauten, tranceähnlichen Ausdruck, den er häufig bekam, wenn er sich mit den Trauben beschäftigte, dann lächelte er sein altes, warmherziges Lächeln, als er bemerkte, wer ihn da ansprach. Sie waren seit siebzehn Jahren verheiratet und die Chemie zwischen ihnen stimmte mehr denn je. Nur dass jetzt nicht gerade der richtige Zeitpunkt für ein romantisches Zwischenspiel war.
    »Der Mantikor ist geflohen«, sagte Nymph.
    »Was?«, sagte er keuchend. »Bist du sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. Ich war gerade beim Gehege.«
    »Nymph, das kann doch nicht sein! Wie denn?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Plötzlich war Pyrgus wieder ganz bei ihr. »Ist jetzt irgendjemand im Tierheim?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Sorg dafür, dass das so bleibt, Nymph. Niemand darf auch nur in die Nähe. Wir müssen den Ausbruch um jeden Preis geheim halten.«
    »Wenn wir können.«
    »Ich bin schon auf dem Weg«, sagte Pyrgus.
     
    Das Tierheim war ein Flachbau aus Holz mit speziellen Lichtpaneelen anstelle von Fenstern. Pyrgus, der eine Weile in der Gegenwelt gelebt hatte, verglich es gern mit

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