Der Elfenthron - Brennan, H: Elfenthron
besetzte High Heels, und sie schwebten – erhoben sich – beinahe zehn Zentimeter über dem Boden und trugen Aisling dabei mit in die Höhe.
»Sind sie nicht
göttlich
?«, sang Tante Aisling. »Sind das nicht die erstaunlichsten Schuhe, die du je gesehen hast? Und so
bequem
! Ehrlich, Mella …«
Aber Mella hatte jetzt genug. »Jetzt würde ich
dir
gern mal was zeigen, Tante Aisling«, sagte sie mit fester Stimme und ging auf die Tür zu, die von ihrer Suite auf den Flur nach draußen führte. Sie wartete.
»Also, es gibt überhaupt keinen Grund, in so einem Ton mit mir zu reden«, sagte Aisling eingeschnappt. »Wenn du in den Schrank in
deinem
Zimmer schaust, bin ich ganz sicher, dass du ein paar sehr hübsche Sachen finden wirst, die einem Mädchen in deinem Alter wunderbar passen. Kameradin Ysabeau hat dich ganz sicher nicht vergessen, es besteht also überhaupt kein Grund, neidisch zu sein. Ich sag dir mal was, lass uns zwei doch zusammen in dein Zimmer gehen, und ich helfe dir dabei, etwas Passendes auszusuchen. Ich glaube, sie planen irgendeine Art von Empfang, wahrscheinlich ein Bankett zu meinen – unseren – Ehren, also musst du auch ganz nach kleiner adretter Prinzessin aussehen. Ich meine, du kannst kaum in den Sachen gehen, die du jetzt anhast, oder? Viel zu lässig.«
Mella starrte sie finster an. »Komm … jetzt …
her!
«
Aisling blinzelte. »Ehrlich, Mella, ich weiß nicht, was in dich gefahren ist.« Dennoch schwebte sie zu ihr hinüber.
»Versuch, die Tür aufzumachen«, sagte Mella leise.
»Was?«
»Versuch, die Tür aufzumachen«, wiederholte Mella. Sie deutete auf die vergoldete Klinke.
Aisling sah sie misstrauisch und stirnrunzelnd an. »Warum?«, fragte sie. »Warum willst du, dass ich nach draußen gehe?«
»Versuch, die Scheißtür aufzumachen!«, zischte Mella wütend. Sie hatte das Wort von ihrem Vater gelernt, der ihr einmal erzählt hatte, dass es auf Menschen eine Wirkung hatte, die dem Elfenreich völlig abging. Dort war das Wort einfach nur eine Beschreibung.
Aber es hatte eine Wirkung auf Aisling, tatsächlich. Sie prallte sichtlich zurück und ihr misstrauischer Ausdruck verwandelte sich in Schock. »Mella!«, rief sie aus. Aber dennoch schwebte sie vor, umschiffte Mella dabei, als würde diese irgendeine ansteckende Seuche verströmen, und griff nach der Klinke.
Die Tür war abgeschlossen, wie Mella es geahnt hatte.
Und zwar von außen.
Siebenundzwanzig
Sie lagen Seite an Seite auf einem Himmelbett. Henry blinzelte. Das Bett war mit schwarzen Satinlaken bezogen. Die Brokatvorhänge leuchteten in einem tiefen Rot, bei dem sich einem der Magen umdrehte. Die Vorhänge am Fuß des Bettes waren aufgezogen, sodass er einen Teil des Zimmers sehen konnte. Ein zauberbetriebenes Gemälde an der Wand gegenüber zeigte eine klassische Szenerie mit Nymphen, die apathisch vor Satyrn flohen. Der Teppich auf dem Boden war in einem eitrigen Gelb gehalten. Henry setzte sich auf, und sein Kopf pochte plötzlich, als hätte er am vorigen Abend ordentlich getrunken.
»Was für ein schauerlicher Geschmack«, murmelte er.
Blue ließ dieses komische leise Stöhnen hören, das sie immer hervorstieß, wenn sie aufwachte. Sie sah Henry an, dann die Vorhänge, dann das bewegliche Wandbild. Einen Augenblick später setzte sie sich ebenfalls auf. Beide trugen sie immer noch dieselben Sachen, die sie für den Besuch in der Gegenwelt ausgewählt hatten.
»Sieht aus, als wären wir wieder im Elfenreich«, sagte Henry. Das Wandbild war der entscheidende Hinweis. Es sei denn, jemand gebrauchte eine Rückprojektion.
»Ja«, murmelte Blue. Sie schwang die Füße auf den Boden und stand auf. »Hast du irgendeine Ahnung, wie lange wir bewusstlos waren?«
»Überhaupt keine.« Henry schüttelte den Kopf und wünschte, er hätte es nicht getan. »Hast du Kopfschmerzen?«
»Ja.«
»Lange genug, sodass sie uns zurück durchs Portal und hierherbringen konnten, nehme ich an«, sagte Henry. »Das waren Chalkhill und Brimstone.«
»Ja«, sagte Blue erneut.
»Ich dachte, er sei wahnsinnig geworden.«
»Brimstone? Das war er auch. Ist er wahrscheinlich immer noch.« Sie zögerte. »Ich habe nicht das
Gefühl,
als wäre ich sehr lange bewusstlos gewesen, aber ich vermute, es ist schwer zu sagen.«
Henry nahm all seinen Mut zusammen und stand ebenfalls auf. Sein Kopf wackelte ein wenig, fiel aber nicht von den Schultern. Er kniff die Augen zu, öffnete sie dann wieder und fühlte
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