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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Fall können wir hier allein zu Ende bringen! wo steht denn was davon, daß sowas...“
    Der junge Mann lächelte höflich.
    „Rufen Sie doch die Zentrale an. Es täte mir leid, wenn ich Ihnen Schwierigkeiten machen müßte.“
    „Na gut“, lenkte O’Sullivan ein, „nehmt ihn mit. Wir sind ja nur die Dummen, die für euch den Kopf hinhalten, aber die Zeitungsartikel, die schreiben sie dann über euch!“
    Er ging hinaus und knallte hinter sich die Tür ins Schloß.
    Der junge Mann zog einen nagelneuen Achter aus der Tasche und hängte mich damit an. „Kommen Sie!“ sagte er nur.
    Wir setzten uns in meinen Packard, ich verpflanzte Mr. Smith nach hinten, und dann fuhren wir los. Ich hätte schon wieder ein paar Whisky vertragen können.

5

    Wir waren kaum hundert Meter gefahren, als er anhielt und mir die Fessel abnahm.
    „Das sind natürlich ganz brave Büffel“, sagte er, „und solche Leute sind in den Außenbezirken auch ganz brauchbar. Aber für Fälle, wie Ihrer einer ist, sind sie nichts. So, — haben Sie Zigaretten?“
    Ich rieb mir die Handgelenke, und dann zündete ich mir eine Zigarette an.
    „Wie“, fragte ich ihn, „muß man es denn mit mir machen?“
    „Ganz anders“, sagte er, „Sie sind kein gewöhnlicher Mörder, Sie sind sozusagen ein Intellektueller, und deshalb muß man Sie, trotz allem, was geschehen ist, mit Seidenhandschuhen anfassen. Also, weshalb eigentlich haben Sie ihn erschossen?“
    „Hören Sie“, sagte ich und blies ihm den Rauch ins Gesicht, „Sie waren vorhin so nett und haben den Mund gehalten. Könnten Sie es nicht übers Herz bringen, das auch weiterhin zu tun? Die süße Tour zieht bei mir genau so wenig.“
    Er fragte tatsächlich nichts mehr. Er fuhr direkt in Richtung Spring Street und hielt vor dem Polizei=Hauptquartier der Stadtpolizei, nördliche Seite.
    „Falsch“, sagte ich, als wir ausstiegen, „die hier sind genau solche Büffel. Können wir nicht nach Süden fahren, auf Nummer 510?“
    Er stutzte.
    „Was wollen Sie denn beim FBI?“ fragte er verwundert.
    „Denen würde ich es vielleicht erzählen.“
    „Uns nicht?“
    „Nein, Ihnen nicht.“
    Er brachte mich schweigend in den zweiten Stock hinauf zu einer Tür, auf der schlicht und einfach stand:

    Mord=Dezernat, Cpt. Stanley C. Maxwell.

    „Das ist unser Mann“, sagte er zu dem Captain, der breit hinter seinem vollbepackten Schreibtisch hockte. In der linken Hand hielt er einen kleinen Ventilator, mit dem er sich frische Luft in sein fettes Gesicht blies. Sonst sah er ganz menschlich aus. Links von ihm, in einem Stahlrohrsessel, saß ein Mann in Zivil, der mich anschaute, als ob ich vier Ohren hätte.
    „Ah!“ sagte der Captain, und seine Stimme klang genauso fett, wie er aussah, „aha! Das also ist unser famoser Mr. Marlon. Na, dann setzen Sie sich mal da hin! Ihre Personalien brauchen wir nicht, die haben wir nämlich schon, ha, ha! Fixe Arbeit, was? Gestern abend ein bißchen gemordet, heute schon geschnappt, — na, manchmal glückt uns eben auch was. Aber Sie müssen doch selber zugeben: sehr geschickt haben Sie das nicht gemacht, ha, ha, ha!“
    „Na, mein Freund“, fuhr er, glucksend vor guter Laune, fort und deutete dabei auf den Mann rechts, „das ist unser Distrikts=Anwalt, Mr. Kendall Swift. Er würde gern etwas von Ihnen hören. Also, mein Freund, leg die Nadel auf, und laß die Platte sausen, ha, ha!“
    „Ich hab’ meine Nadel vergessen, Captain“, sagte ich, „aber wenn Sie Wert auf die Musik legen: Mr. Dug Craig, ein paar Häuser weiter oben, der hat die Nadeln zu meiner Platte.“
    Der Zivilist räusperte sich.
    „Soll das etwa heißen“, fragte er mit leiser Stimme, „daß Sie nur aussagen, wenn Oberinspektor Craig dabei ist?“
    „So ähnlich, Herr Staatsanwalt. Mit solchen Sachen gehe ich lieber gleich zum Schmidt, statt mich mit den vielen kleinen Schmidtchen herumzuärgern.“
    „Und was würden Sie sich davon versprechen?“ fragte der Captain.
    „Er würde mich laufen lassen“, sagte ich, „aber bis Sie das alles begriffen hätten, wäre der wirkliche Mörder längst über alle Berge.“
    Sie fanden das beide sehr lustig, und es dauerte eine Weile, bis der Captain in der Lage war, mich wieder etwas zu fragen.
    „Sie wollen damit sagen“, gluckerte er, „daß Sie völlig unschuldig sind, was?“
    „Genau das.“
    Immerhin, er war ein erstaunlicher Mann, und meine Sympathie für ihn war absolut berechtigt. Denn er veränderte sich urplötzlich

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