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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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immer genauso hinter seinem Schreibtisch, und es war nicht zu erkennen, ob er sich in den letzten Jahren von dort fortbewegt hatte. Er strömte über vor Herzlichkeit.
    „Hallo, mein Freund, — was gibt’s noch?“
    „Da wäre verschiedenes zu klären“, sagte ich, „damit es keine Pannen gibt. Erstens: Ihr habt mich mitgenommen, damit ich Collins identifiziere. Zweitens: Wer hat ihn eigentlich identifiziert?“
    „Die Polizei von Palos Verdes Estates. Denen ist er bekannt.“
    „Gut. Drittens: Steht überhaupt einwandfrei fest, daß es Mord ist? Könnte er sich nicht selber erschossen haben?“
    Maxwell blickte mich mitleidig an, und ich wiederholte die Frage nicht noch einmal.
    „Also einwandfrei Mord“, fuhr ich fort, „ich dachte es mir auch; aber ich hab’ ihn ja nicht gesehen, und der Blutfleck hätte etwas anderes bedeuten können. Viertens: Ich möchte die Protokolle von den Vernehmungen heute morgen sehen; Sie haben sie doch?“
    Er winkte müde ab. „Steht nicht viel drin, Marlon. War ja nur eine pro forma=Sache. Die Schafsköpfe da unten waren nur drauf versessen, Sie zu erwischen.“
    Ich tat, als würde ich ihm das abkaufen, aber ich wußte, daß er log. Die hier oben hatten ursprünglich auch nichts anderes im Sinn gehabt, sonst hätte dieses Heupferd heute morgen etwas ganz anderes gemacht.
    „Ja, ja“, sagte ich, „fünftens möchte ich wissen, wie das Boot aus der Bucht hinausgekommen ist und wo man es gefunden hat.“
    „Es ist ein modernes Hochseeboot, Marlon. Die Küstenwache fand es, etwa sechzig Meilen von der Küste entfernt, südlich der Santa Barbara=Insel. Es war auf automatischen Kurs mit Kreiselkompaß eingestellt, und der Kompaß war so festgelegt, daß es, vom Bootshaus aus, auf Santa Catalina hätte auflaufen müssen. Vermutlich wäre es dann an der Felsenküste zerschellt und abgesoffen. Aber Wind und Strömung waren nicht mit eingerechnet, so daß es etwas westlich abgetrieben wurde und an Santa Catalina vorbeifuhr.“
    Er schaute mich an mit einem Gesicht, das etwa ausdrückte: na, — was sagen Sie jetzt? Ich tat ihm die Freude:
    „Allerhand, wirklich saubere Arbeit. Es muß also jemand gewesen sein, der etwas von dem Boot versteht, — aber nicht genug davon versteht, um es genau dahin zu bringen, wo es hin soll.“
    „Das dachten wir uns auch. Aber bis jetzt haben wir noch kein Motiv. Er hat doch mit Ihnen gesprochen, da müßte er doch...“
    „Hat er nicht“, sagte ich, „leider. Er wollte mir alles noch erklären.“
    Ich sah ihm an, daß er mir das nicht glaubte, und das war sein gutes Recht. Er bot mir eine Zigarre an, die ich nahm, um ihn zu schädigen, aber ich steckte sie ein und verabschiedete mich.
    Ich zuckelte mit dem Wagen ganz gemächlich nach Santa Marguerita hinunter und dachte nach. Ich war ihnen nur sehr wenig voraus; nur um den Ohrklip, von dem sie nichts wußten.
    Meine größte Sorge war, wie ich es drehen sollte, um in Santa Marguerita bleiben zu können. Ich hätte gern noch etwas anderes vorher erledigt, aber es schien mir wichtig zu sein, mich dort unten wohlbehalten sehen zu lassen.
    Mrs. Arillaga saß in der Küche und heulte. Ihrem Gesicht nach zu schließen tat sie das schon seit einigen Stunden. Ihr schmächtiger Mann hockte daneben und soff. Seinem Gesicht nach zu schließen tat er das auch schon seit einigen Stunden.
    Sie hatte in jeder Hand ein Taschentuch, beide patschnaß; er hatte in jeder Hand eine Flasche, die linke war leer, die rechte noch viertel voll. Mir fiel wieder ein, daß dieses kümmerliche Mannsbild mit irgendeinem von den Dardingtons trank, und das schien mir ein Punkt zu sein, wo ich einen Hebel ansetzen konnte.
    Mrs. Arillaga beruhigte sich ein wenig, als sie mich sah, und machte sogar den Versuch, sich die Nase abzuwischen und aufzustehen.
    „Ich hab’s denen ja gesagt“, schluchzte sie, „daß Sie ihn nicht umgebracht haben. Sie sind ein guter Mensch, Mr. Manning, und Sie sind sein Freund.“
    „Wer hat Ihnen denn das gesagt, ich hätte ihn umgebracht?“
    „Die Polizisten natürlich. Man hat Sie ja mitgenommen.“
    „Das war zu einem andern Zweck. Was haben sie denn sonst noch hier getrieben?“
    „Alles durchsucht haben sie. Ihre Sachen und die Zimmer von Mr. Collins.“
    Der Gedanke an Collins trieb ihr eine neue Flutwelle in die Augen. Ihr Schmerz war echt; sie hatte Collins wohl sehr gern gehabt, und sie tat mir aufrichtig leid.
    „Haben sie irgend etwas mitgenommen?“
    „Das weiß ich

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