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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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nicht. Sie ließen mich nicht mit ‘rein.“
    Ich lief hinauf und suchte das Labor=Tagebuch. Es war verschwunden. Ich hängte mich ans Telefon und rief den Polizeichef von Palos Verdes an. Er wußte schon Bescheid über mich: Craig hatte es ihm bereits vor zwei Stunden durchgegeben.
    Ich fragte ihn, ob seine Leute bei der Durchsuchung irgend etwas gefunden hätten, was von Bedeutung sein könnte.
    „Nein“, sagte er, „nichts, was uns interessiert hätte.“
    „Wissen Sie ganz genau, daß nichts mitgenommen wurde?“
    „Nichts. — Warum? — Fehlt etwas?“
    „Ja, es fehlt etwas. — Danke inzwischen.“
    Ich ging wieder in die Küche hinunter. Meine Anwesenheit hatte Mrs. Arillaga offensichtlich gestärkt, ihren Mann hingegen eingeschläfert. Er lag mit dem Kopf auf den Armen über dem Küchentisch und schnarchte. Jetzt erst entdeckte ich hinter der Küchentür, auf einem Stuhl, eine zweite männliche Figur, die ebenfalls schlief. Es war ein Bursche von schon recht stattlichem Alter, der aussah wie ein Tramp. Er hatte den Kopf an die Wand gelehnt. Sein mageres, faltiges Gesicht war mit grauen Bartstoppeln bedeckt. Die Kleidung war schäbig und unsauber. Seine Hände, merkwürdig zarte und schmale lange Hände, hingen schlaff zwischen seinen Oberschenkeln, und auf dem Boden zwischen seinen gespreizten Beinen, stand eine leere Flasche.
    „Was ist denn mit dem Knaben hier los?“ fragte ich Mrs. Arillaga. „Gehört der auch dazu?“
    Sie schaute mich erstaunt an.
    „Aber natürlich, das ist doch Mr. Dardington.“
    Ich nahm ihrem schlafenden Mann die Flasche aus der Hand, wischte darüber und tat einen gewaltigen Schluck.;
    „Was!“ rief ich und holte tief Luft, „das ist — ein Dardington?“
    „Ja“, sagte sie, „das ist Mr. Richard Dardington. Er ist der älteste von den drei Brüdern. Er ist vierundsechzig. Unser Chef war sechsundfünfzig und Mr. George, der von der Flugzeugfabrik, ist zweiundfünfzig.“
    Ich hob das Kinn in der Richtung, wo das alte Wrack hockte, und fragte: „Und was macht er? Geht er betteln?“
    Sie schüttelte den Kopf und schnupfte, dann versuchte sie ein wenig zu lächeln.
    „Ach nein“, sagte sie, „er ist ein so netter Kerl. Aber die anderen mögen ihn alle nicht, weil er halt ab und zu etwas über den Durst trinkt. Tut mein Alter ja auch, aber im Grunde sind sie anständige Kerle. Nur, — sie mögen ihn hier nicht, weil er — nun ja, weil er halt so ist.“
    „Und der Chef?“ fragte ich, „Doktor Dardington, — hat er nichts dagegen getan? Hat er ruhig zugeschaut, wie sein Bruder so herunterkommt?“
    Ihr Gesicht wurde plötzlich hart.
    „Doktor Dardington war ein gerechter Mann“, sagte sie, er trank keinen Alkohol und verabscheute ihn sogar. Er hat seinem Bruder in den letzten Jahren keinen Pfennig Geld mehr gegeben, und niemand durfte ihn erwähnen.“
    „Er ist also das schwarze Schaf in der Familie?“
    „So könnte man sagen. Der einzige, der sich hin und weder um ihn gekümmert und ihm mal eine Flasche geschenkt hat, ist Mr. Bill.“
    „Bill? Das ist der Älteste, nicht?“
    „Ja. Der trinkt nämlich auch gern einen.“
    „Hm, — und was tut er, wenn er gerade keinen trinkt?“
    „Er arbeitet in der Flugzeugfabrik, bei seinem Onkel.“
    „Ach nein, — als was denn?“
    „Ich weiß es nicht.“
    Diese Dardingtons wurden immer interessanter. Der Alte war ein fanatischer Gegner des Alkohols gewesen, und die ganze übrige Familie schien zu saufen, wo und wann immer es sich arrangieren ließ. Ich erinnerte mich an Andy und ging hinüber ins ,Herrenhaus’, wie es von Mrs. Arillaga bezeichnet wurde.
    Vor dem Haus stand ein Monstrum von Cadillac, weiß mit Himmelblau und roten Lederpolstern. Der Chauffeur, dieser hübsche Bursche, den ich schon heute morgen kennengelernt hatte, wischte liebevoll mit einem Staublappen über die Scheiben. Er starrte mich verwundert an.
    „Nein“, sagte ich, „ich habe Mr. Collins nicht ermordet, wenn Sie das gedacht haben sollten. Ein ganz hübscher Kinderwagen, das da! Noch ganz neu, was?“
    „Ja“, sagte er, „wir haben ihn erst seit drei Wochen. Er gehört Mrs. Dardington.“
    Ich schaute zur Garage hinüber.
    „Und wem gehört der graue Pontiac dort drüben?“
    „Der gehört Miß Andrea Dardington.“
    „Hier hat wohl jeder seinen eigenen Wagen, wie?“
    Der Bursche zeigte wundervolle, weiße Raubtierzähne.
    „Jeder“, sagte er, „Mr. Bill hat einen Jaguar, Mr. Stephen einen Buick, Mr. Davis einen

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