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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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auch McGowan stets sein Geld aufbewahrt hatte. Dann kippte ich einen ordentlichen Schluck aus der Flasche und schaute das Bild an, das meinem Schreibtisch gegenüber hing. Es war ein großes Foto von Roy McGowan, das ich hatte rahmen lassen, und von dem ein schwarzer Trauerflor herabhing. Ich trank meinem Freund und Lehrmeister zu, dann ging ich zum Fenster.
    Ich schaute auf die Rosewood Avenue hinab und sah Lynn Collins das Haus verlassen. Er überquerte die Straße, stieg in einen schwarzen Buick und fuhr in Richtung Ocean Park Avenue davon. Ein hellgrauer Pontiac, der etwa dreißig Meter weiter vorn geparkt hatte, wendete und fuhr dem Buick nach.
    Ich suchte im Telefonbuch einen Namen, fand ihn und wählte die Nummer. Als sich Philip Marlowe meldete, verabredete ich mich mit ihm und sagte, ich würde in einer halben Stunde bei ihm sein. Philip Marlowe war der berühmte Detektiv, mit dem Lynn Collins mich verwechselt hatte.

2

    Ich ging zu dem kleinen Raum, der neben meinem Büro lag, und in dem eigentlich eine Sekretärin ihr Unwesen; treiben sollte. Da ich jedoch alles mögliche brauchte, nur keine Sekretärin, ließ ich Mr. Smith in diesem Zimmer wohnen.
    Ich machte die Tür auf und rief:
    „He! Mr. Smith! — Gassi gehen!“
    Erst kam ein langes, eindrucksvolles Gähnen und dann Mr. Smith persönlich. Auch ihn hatte ich geerbt. Er war ein Scotch=Terrier von sieben Jahren, also ein Hundeherr reifen Alters.
    Ich hängte den Notizblock mit Bleistift neben die Tür und verschloß meinen Laden. Dann fuhren wir mit dem Lift nach unten.
    Mein Wagen, ein sehr schneller, dunkelgrüner Packard, Ich ließ Mr. Smith einsteigen; sein Platz war der rechte Sitz. Wenn er nicht schlief, schaute er zum Fenster hinaus, die Nase in den Fahrtwind gestreckt.
    Für die knapp fünf Meilen von Culver City nach Hollywood brauchte ich beinahe eine halbe Stunde. Der Stoßverkehr am Freitag abend war so, daß man meistens nur ein oder zwei Chains vorwärts kam und dann wieder endlos warten mußte. Die Straßen glichen Flüssen zur Zeit der Holzdrift, wenn sich die Baumstämme darin aufstauten.
    Es war fast sechs Uhr, als ich im Treloarhaus zum siebenten Stock hinauffuhr, wo Phil Marlowe sein Büro hatte.
    Da die Tür offen war, trat ich, ohne weitere Umstände zu machen, ein. Ich hatte in den zwei Jahren meiner Tätigkeit als Detektiv noch keine Gelegenheit gehabt, diesen bekannten Detektiv persönlich kennenzulernen und war neugierig auf den Mann, dessen Name in letzter Zeit sogar den McGowans weit überstrahlt hatte.
    Als wir, Mr. Smith und ich, durch die zweite Tür in sein Büro traten, nahm er die Füße vom Schreibtisch, stand aber nicht auf. Er winkte mir nur zu, mich zu setzen und sagte: „Hallo, Marlon! Nett, daß Sie mal kommen! Setzen Sie sich doch! Es ist heute unwahrscheinlich heiß hier oben. — Gehört diese Bestie Ihnen?“
    „Ja, geerbt. Er tut nichts, er ist zu faul zum Beißen.“
    Marlowe hob die Flasche Bourbon, die neben ihm auf dem Tisch stand, ein wenig hoch. „Straight — oder mit Soda?“
    „Ohne, natürlich“, sagte ich; Marlowe nickte befriedigt. Bourbon ist ein männlicher Whisky. Wir tranken ein Glas; dann erzählte ich:
    „Ein Mann ist heute zu mir gekommen, mit einem Auftrag. Er hat mich mit Ihnen verwechselt. Marlon steht im Adreßbuch vor Marlowe. — Wollen Sie ihn haben?“
    Er goß die Gläser wieder voll und schüttelte den Kopf.
    „Nein“, sagte er, „ich glaube nicht. Wer ist es denn?“
    „Er heißt Lynn Collins und hat eine Sache am Bein, die ihm nicht gefällt. Er wohnt in Santa Marguerita, einem Grundstück in Palos Verdes Estates. Es gehört den Dardingtons.“
    Marlowe nickte. „Ich weiß“, sagte er, „William Dardington. Er war Arzt und Antialkoholiker. Großes Vermögen, das er unsinnigerweise in Versuchen mit Kaninchen anlegte. Vor zwei Monaten ist er gestorben. Nein, die Sache können Sie gern haben. Interessant?“
    „Möglich“, sagte ich. „Collins behauptet, jemand habe ihn vergiften wollen. Ich sehe noch nicht ganz klar.“
    Er lachte.
    „Viel Glück, Marlon. Roy McGowan war ein feiner Kerl. Ich kam gut mit ihm aus. Ich denke, wir halten es genauso, was?“
    Ich versicherte ihm, daß dem von meiner Seite aus nichts im Wege stünde. Wir tranken noch ein drittes Glas, und dann verabschiedete ich mich. Als ich schon in der Tür stand, sagte er:
    „Nehmen Sie sich vor dem Coroner dort unten in acht. Er heißt Timothy O’Sullivan und hat einen Pick auf Leute wie

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