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Der Engelmacher

Der Engelmacher

Titel: Der Engelmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Brijs
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nach Luft schnappte. Dann presste er den eigenen Atem in die Lunge des Kindes. Gerade hatte Irma die Heilige Rita angerufen, als ein Zucken Georgs Körper durchlief und er wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft zu schnappen anfing.
    Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung entfuhr der Gruppe, und Rosette Bayer eilte zu ihrem Sohn, um ihn in die Arme zu schließen.
    »Mein Junge, ach mein lieber Junge«, heulte sie, während sie ihm den Speichel vom Kinn wischte. Sie nahm das Kind auf den Arm, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und sah mit Tränen in den Augen den Doktor an, der einige Schritte zurückgewichen war, als wollte er schon wieder ins Haus gehen.
    »Danke, Herr Doktor, Sie haben ihm das Leben gerettet!«
    »Nichts zu danken«, sagte Doktor Hoppe, und obwohl er nur drei Worte gesprochen hatte, war allen Umstehenden sofort seine messerscharfe Stimme aufgefallen. Niemand wusste, wohin man schauen oder wie man reagieren sollte. Kurz entstand eine unangenehme Stille. Georgs Vater war es schließlich, der sie durchbrach.
    »Herr Doktor, sagen Sie mir, was ich Ihnen schuldig bin.«
    »Nichts, Herr …«
    »Bayer. Werner Bayer.« Er hielt dem Doktor die Hand hin, zog sie dann schnell zurück, streckte sie dann aber doch wieder aus, nachdem seine Frau ihm einen unauffälligen Stoß in den Rücken versetzt hatte.
    »Nichts, Herr Bayer, Sie sind mir nichts schuldig«, sagte Doktor Hoppe. Hastig schüttelte er die ausgestreckte Hand und sah verlegen zur Seite.
    »Aber ich will mich auf die eine oder andere Weise bei Ihnen bedanken. Erlauben Sie mir, dass … dass ich Sie im ›Terminus‹ auf ein Gläschen einlade.«
    Werner deutete auf das Wirtshaus gegenüber der Kirche. Doktor Hoppe schüttelte den Kopf und strich erneut nervös mit der Hand über die faserigen Büschel seines fuchsroten Bartes.
    »Bitte, kommen Sie doch mit, Herr Doktor, nur auf ein einziges Glas«, drängte Werner ihn. »Ich gebe einen aus. Eine Lokalrunde für alle!«
    Dieser Vorschlag wurde einhellig für gut befunden, und nun versuchten auch andere Dorfbewohner, den Doktor zu überreden. Der lange Meekers machte sich den allgemeinen Aufruhr zunutze, um sich unbemerkt nach der Murmel zu bücken. Unauffällig ließ er sie in seiner Jackentasche verschwinden.
    »Ja, Herr Doktor, lassen Sie uns trinken«, rief er, um die Aufmerksamkeit abzulenken. »Auf das Wunder! Lang lebe Doktor Hoppe!«
    Kurz war in der Gruppe ein Zögern zu verspüren, aber als der kleine Georg den Kopf hob und mit feuchten Augen über die Schulter seiner Mutter in die Runde blickte, konnte Irma Nussbaum nicht mehr an sich halten und rief aus: »Ja, es ist ein Wunder! Ein Mirakel! Lang lebe Doktor Hoppe!«
    Damit war das Eis gebrochen, und alle riefen und lachten durcheinander.
    »Ich kann nicht«, erklärte der Doktor kopfschüttelnd. Er überstimmte den Lärm mühelos. »Meine Kinder …«
    »Dann nehmen Sie Ihre Kinder doch mit«, schlug Werner vor. »Ab und zu ein Schlückchen Genever ist gut fürs Wachstum. Und außerdem wollen wir sie doch endlich auch einmal bewundern.«
    Hier und dort wurde beifällig genickt, andere hielten den Atem an und warteten auf eine Erwiderung des Doktors.
    »Ich … geben Sie mir fünf Minuten, Herr Bayer. Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Gehen Sie ruhig schon vor, ich komme gleich nach.«
    Damit drehte er sich auf dem Fuße um und lief den Pfad zum Haus zurück. In seinem Rücken zerstreuten sich die herbeigeströmten Dorfbewohner, von denen nun einige heimwärts, die meisten jedoch direkt ins »Terminus« gingen. In null Komma nichts war die kleine Schenke so rappelvoll, dass Maria, die Tochter des Wirtes René Moresnet, mit einspringen musste. Josef Zimmermann hatte das ganze Geschehen von seinem festen Platz am Fenster aus verfolgt, und als Werner Bayer nun die Tat des Doktors überschwänglich zu loben anfing, schüttelte der hochbetagte Mann den Kopf, kippte in einem Zug seinen Genever hinunter und rief: »Gott allein kann Wunder tun!«
    Werner beeilte sich, die Äußerung mit einer beschwichtigenden Geste wegzuwischen, und ein Glas Genever auf seine Rechnung stimmte den Alten gleich viel milder. Er brummte noch kurz etwas in seinen Bart, fortan schwieg er. Jedes Mal, wenn die Tür des Wirtshauses sich öffnete, verstummten auch alle anderen Anwesenden und sahen auf. Es waren aber immer nur Nachzügler, die die Neuigkeit vernommen und in aller Eile ins »Terminus« gekommen waren.
    »René, gib ihm auch was zu

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