Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
wiederholen.“
„Ich liebe dich.“
„Ich habe ein Geschenk für dich“, murmelte sie später schläfrig und kuschelte sich dichter an seinen erhitzten Körper. „An Imbolc .“
Er wartete eine geschlagene Minute darauf, dass sie weitersprach, doch ihrer Ankündigung folgte lediglich ein zufriedener Schnarcher.
„Darf ich … ähm … also, nur wenn du nichts dagegen hast …“
Er druckste noch eine Weile verlegen herum und plötzlich sah sie im Spiegel den kleinen Jungen vor sich, der an der Tür zur Bibliothek stand und mit sehnsuchtsvollen Augen beobachtete, wie die beiden jüngeren Brüder ihre Mutter bestürmten und dann Matthias auf den Schoß krabbelten, um seinen Erzählungen von der Seefahrt und irischen Helden zu lauschen. Sie erkannte den Jungen, der Angst hatte, verletzt zu werden, weil er jemanden zu sehr liebte. Angst, dass derjenige ihn wieder allein lassen könnte und ihm das Herz brach.
Seine Ohrläppchen färbten sich rot, als sich ihre Blicke im Spiegel trafen.
Sie drehte sich zu ihm um und streckte lächelnd ihre Hand aus. Sein offensichtliches Unbehagen schien sie zu amüsieren. Gemächlich trat sie vor ihn, stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Was möchtest du?“
„… deine Haare“, er räusperte sich erneut, während seine Augen unruhig hin und her flo gen, wobei er tunlichst vermied, in ihre Richtung zu sehen „… kämmen?“
Sie widerstand der Versuchung , ihm die flache Hand an die Stirn zu legen. Zumindest seine Ohren glühten mittlerweile Besorgnis erregend.
„Bitte.“ Seine Stimme war nur noch ein Flüstern, ein Flehen, als würde er ahnen, was in ihr vorging. Ihr war bewusst, dass er sich erneut auf eine Gratwanderung begeben hatte und es an ihr war, ihn nicht abstürzen zu lassen. Ein falsches Wort, eine unbedachte Geste oder ein amüsiertes Zucken ihrer Lippen und sie würde alles zunichtemachen.
Seitdem kämmte er jeden Morgen nach einer gemeinsamen Nacht ihr Haar. Er machte daraus ein Ritual. Er huldigte ihr, indem er seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf die sanfte Berührung legte. Er zeigte ihr all seine Liebe, wei l es ihm noch immer nicht leicht fiel, darüber zu reden. Er bedankte sich auf diese Weise für den Sohn, den sie ihm geschenkt hatte, seinen Erben, und all die Söhne und Töchter, die ebenfalls auf Sean Garraí das Licht der Welt erblicken sollten und es mit ihrem Lärmen und Lachen und Geschrei erfüllen würden.
Für sein Leben, das sie vor dem Untergang gerettet hatte.
Glossar
Sean Garraí [san gari:] – gälisch für Vieuxchamps (oder engl. Oldfield ), dem Erbauer der ursprünglichen Burg
Gaeltacht – gälischsprachige Gebiete, überwiegend im Westen Irlands, aber auch in Schottland
Munster – eine der vier Provinzen Irlands, im Südwesten der Insel gelegen
Tá fá ilte romhat isteach sa bhaile. [ta: fa:lte ro:t estax sa vale] – Herzlich willkommen zu Hause.
mo mhac [vak] – mein Sohn
Cailleadh anuraidh é. [kale anuri: e:] – Er ist im letzten Jahr gestorben.
Dia dhaoibh . [di’e γi:v] – Guten Tag! (Anrede für mehrere Personen)
Driseog [dris’o:g] – Dornstrauch, Wildrose
a ghrá geal [a gra: gal] – meine Liebe
Ná bíodh ceist ort faoi. Tá grá agam duit, mo mhac. Slan agat ! – Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich, mein Sohn. Bis bald.
Tusa, a deoraí! [do:ri:] – Du da, Fremder!
a draoidín [dri:di:n]– du Zwerg
a gharlach [ha:rlax] – du Balg
a mheatachán [vatexa:n] – du Feigling (auch: Schwächling, Kranker)
a cailín [kali:n] – du Gör (auch: Mädchen, Fräulein, Hausmädchen)
a coimhthíoch [kovhi:ex] – du Außerirdischer (auch: Fremder, Ausländer)
mamó – Oma
don diabhal é [d’ievel] – zum Teufel
Tá mé leanta leis an ocras . – Ich bin halb verhungert.
PRSI (Pay Related Social Insurance) – Sozialversicherung
m’uncail [m’unkel] – mein Onkel
daideo [dado:] – Opa
Croí folláin agus gob fliuch. [kri: fola:n] – Ein gesundes Herz und eine nasse Schnauze.
Lig mé mo féin as cleachtadh. [klaxte] – Ich bin aus der Übung gekommen.
RTÉ – Raidió Teilifís Éireann
Draíodóir [dri:do:r] – Zauberer
An draíocht [dri:xt] – Druidenzauber, Magie
Tá sé ag tolgadh stoirme . [stor’em] – Es braut sich ein Sturm zusammen.
a cheann [k’an] rua – Rotschopf
m’anam – bei meiner Seele
céilí
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