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Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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weiߟes, ärmelloses Kleid, das ihre Sonnenbräune gut zur Geltung brachte. »Wie schön, dass Sie Zeit für mich gefunden haben!«
    Irgendwie traf diese Frau immer den richtigen Ton. Mit ihrer Bemerkung nahm sie ihm den Wind aus den Segeln, denn eigentlich hatte er überhaupt keine Zeit für diesen Besuch gehabt. Doch der Chef hatte ihm erst am Morgen wieder eine Predigt gehalten. Imke Thalheim sei bevorzugt zu behandeln und ihre Tochter ebenfalls. »Mit ihren Beziehungen kann die uns das Leben zur Hölle machen.«
    Aber etwas in Bert war ohnehin mehr als bereit gewesen, der Einladung Imke Thalheims zu folgen. Während sie auf das Haus zugingen, überlegte er, worüber sie wohl mit ihm sprechen wollte. Am Telefon hatte sie keine Andeutung gemacht.
    Sie betraten einen Traum von einer Halle, in der es angenehm kühl war. Zwei Katzen lagen eng aneinander geschmiegt in einem der Rattansessel, mitten im Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster fiel. Die kleinere der Katzen stand auf, reckte sich, sprang auf den Boden, kam auf Bert zu und strich ihm um die Beine.
    Imke Thalheim sah ihn überrascht an.
    »Das ist bei den meisten Katzen so«, sagte er verlegen. »Irgendwas an mir mögen die.« Erst jetzt bemerkte er das Wasser, das durch eine Rinne im Boden rann.
    »Der Architekt meinte, es wäre eine gute Idee, den Bachlauf durch das Haus zu leiten«, sagte Imke Thalheim mit der gleichmütigen Selbstverständlichkeit einer wohlhabenden Frau. »Er hat dabei nicht eingeplant, dass meine Katzen gerne angeln. Es gibt hier ständig kleinere ܜberschwemmungen.«
    »Und wenn der Bach Hochwasser hat?«, fragte Bert.
    »Da kann nichts passieren. Das wurde alles bedacht.«
    Sie führte ihn auf die Terrasse und bat ihn, an einem Tisch Platz zu nehmen, der für zwei Personen gedeckt war. Dann lieߟ sie ihn allein, um Kaffee zu holen.
    Bert sah sich um. Die Landschaft erinnerte ihn an Norddeutschland. Die Weite, das ferne Blöken der Schafe und das Plätschern des Bachs in der Nähe machten ihn augenblicklich angenehm schläfrig. Was würde er dafür geben, so wohnen zu können!
    Er dachte an die Siedlung, in der sein Reihenhaus stand. Mauer an Mauer, Tür an Tür, Fenster an Fenster mit den anderen Häusern. Die Gärten so winzig, dass sie den Namen nicht verdienten. Kaum Platz für ein paar Sträucher und Stauden, vielleicht einen Miniteich.
    Imke Thalheim brachte den Kaffee und stellte eine aufgeschnittene schwedische Mandeltorte auf den Tisch.
    »Mögen Sie?«
    »Danke, gern.«
    Er hielt ihr seinen Teller hin, und sie legte ein Stück Torte darauf. »Wahnsinnig lecker«, sagte sie, »aber tödlich für die Figur.« Ihr wurde sofort klar, was sie da gesagt hatte, denn sie wurde ein wenig rot.
    Bert kannte das. Die meisten Menschen, die mit einem gewaltsamen Tod konfrontiert wurden, reagierten äuߟerst empfindlich auf Worte, die damit zu tun hatten. Er probierte von der Torte. »Wirklich gut«, sagte er. »Aber Sie haben mich doch nicht zum Kaffeeklatsch eingeladen.«
    »Nein.« Sie hatte sich wieder gefangen und aߟ mit offensichtlichem Appetit. »Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten. Und weil ich noch nicht zum Frühstücken gekommen bin, dachte ich mir, etwas zu essen wäre nicht schlecht. Und bevor Sie fragen - die Torte ist nicht selbst gemacht. Ich habe sie gekauft.«
    »Diese Frage hätte ich Ihnen nicht gestellt.«
    »Natürlich nicht. Wie dumm von mir.«
    Bert hatte das Gefühl, die Frau schon sein Leben lang zu kennen. Das Hin und Her ihrer Worte kam ihm vor wie ein uraltes Spiel zwischen ihnen. Gleichzeitig war alles, was sie sagte und tat, erregend neu.
    »Ich möchte mit Ihnen über meine Tochter sprechen«, sagte sie.
    Er nickte. Eigentlich hätte er sich das denken können.
    »Ich mache mir Sorgen um Jette und Merle. Können Sie mich beruhigen? Sind Sie weitergekommen? Haben Sie einen Verdacht?«
    Bert stellte seinen Teller ab. »Sie wissen, dass ich darüber nicht reden darf.« Er hätte jetzt eigentlich verärgert sein müssen. Dafür hatte sie ihn hierher zitiert? Aber er ärgerte sich nicht. Er war froh, dass sie ihn angerufen hatte.
    »Nichts von dem, was Sie sagen, verlässt diesen Ort.« Sie schenkte ihm einen treuherzigen Blick.
    Und das, dachte Bert, verspricht mir ausgerechnet eine Autorin. Eine Frau, die wahrscheinlich gar nicht anders kann, als jede Information auszuschlachten. Doch sie war nicht nur Autorin. Sie war auch Mutter eines Mädchens, dem möglicherweise Gefahr drohte.
    »Es gibt

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