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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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mit ihren Dienern und ein paar Hofdamen?«
    »Die Sprache als allererstes!«
    »Das tut sie. Ich werde notfalls für sie dolmetschen.«
    Nach einer kurzen Pause sagte Lebannen bedächtig: »Ich verstehe deine Sorge um ihr Volk. Ich werde überlegen, was sich da machen lässt. Aber die Prinzessin hat keinen Platz auf dieser Reise.«
    »Tehanu und Irian sagen beide, dass sie uns begleiten sollte. Und Meister Onyx meint, wie übrigens auch Erle von Taon, dass sie just zu diesem Zeitpunkt hierher gesandt worden sei, könne kein Zufall sein.«
    Lebannen entfernte sich noch ein paar Schritte weiter von ihr. Sein Ton blieb angestrengt geduldig und höflich: »Ich kann es nicht gestatten. Ihre Ignoranz und Unerfahrenheit würden sie zu einer ernsthaften Bürde machen. Außerdem kann ich sie nicht in Gefahr bringen. Die Beziehungen zu ihrem Vater ...«
    »In ihrer Ignoranz, wie du es nennst, zeigte sie uns die Antworten auf Geds Fragen. Du bist genauso respektlos und unhöflich ihr gegenüber wie ihr Vater. Du sprichst von ihr wie von einem geistlosen Ding.« Tenars Antlitz war bleich vor Zorn. »Wenn du Angst hast, sie in Gefahr zu bringen, dann frag sie doch, ob sie die Gefahr nicht selbst auf sich nehmen möchte.«
    Wieder herrschte eine Weile Schweigen. Dann sprach Lebannen mit der gleichen hölzernen Ruhe, ohne sie direkt anzuschauen: »Wenn du und Tehanu und Orm Irian glauben, dass diese Frau mit uns nach Rok kommen sollte, und Onyx ebenfalls eurer Meinung ist, dann akzeptiere ich euer Urteil, auch wenn ich es für falsch halte. Sag ihr bitte, wenn sie mitzukommen wünsche, so dürfe sie dies.«
    »Du solltest ihr das selbst sagen.«
    Er erwiderte nichts, sondern stand nur stumm da. Dann verließ er wortlos den Raum.
    Er kam dabei nahe an Tenar vorbei, und obwohl er sie nicht anschaute, sah er sie klar und deutlich. Sie wirkte alt und angespannt, und ihre Hände zitterten. Er hatte Mitleid mit ihr, schämte sich für seine Grobheit ihr gegenüber und war erleichtert, dass niemand sonst die Szene miterlebt hatte; aber diese Gefühle waren nicht mehr als Funken in der gewaltigen Dunkelheit seines Zorns auf sie, auf die Prinzessin, auf alles und jeden, der ihm diese falsche Obliegenheit, diese groteske Pflicht auferlegte. Während er aus dem Zimmer stapfte, zerrte er den Kragen seines Hemdes auf, als fürchtete er, daran zu ersticken.
    Sein Majordomus, ein bedächtiger und gesetzter Mann namens Sorgegut, hatte nicht damit gerechnet, dass er so bald und durch diese Tür zurückkehren würde, und sprang erschrocken auf. Lebannen erwiderte sein verdutztes Starren mit eisigem Blick und befahl: »Schick nach der Hohen Prinzessin; sie soll mir heute Nachmittag hier ihre Aufwartung machen.«
    »Die Hohe Prinzessin?«
    »Gibt es etwa mehr als eine davon? Weißt du nicht, dass die Tochter des Hohen Königs bei uns zu Gast ist?«
    Verdattert stammelte Sorgegut eine Entschuldigung, die Lebannen mit den Worten unterbrach: »Ich werde selbst zum Flusshaus gehen.« Und er schritt hinaus, verfolgt, behindert und nach und nach zur Räson gebracht von den Versuchen des Majordomus, ihn lange genug aufzuhalten, um ein angemessenes Gefolge für ihn zusammenzustellen, Pferde aus den Stallungen holen zu lassen, die Bittsteller, die im Langen Saal auf eine Audienz bei ihm warteten, auf den Nachmittag zu vertrösten, und dergleichen. All seine Obliegenheiten, all seine Pflichten, all die Fallen, Zwänge und Fesseln, Rituale und Heucheleien, die sein Amt ausmachten, zogen und zupften an ihm, zerrten und sogen ihn hinab wie Treibsand in zähe, erstickende Trägheit.
    Als sein Ross über den Stallhof zu ihm gebracht wurde, schwang er sich so schroff in den Sattel, dass das Pferd seine Laune sogleich erspürte und vor Schreck bockte und stieg, woraufhin die Stallknechte und Diener aufgeschreckt auseinander liefen. Zu sehen, wie der Kreis um ihn herum sich ausweitete, gab Lebannen ein Gefühl harscher Befriedigung. Er lenkte sein Ross geradewegs auf das Tor zu, ohne darauf zu warten, dass die Männer in seinem Gefolge aufsaßen. Er hetzte sie in scharfem Trab durch die Straßen der Stadt, weit vor ihnen reitend, wohl wissend um das Dilemma des jungen Offiziers, der eigentlich vor ihm herreiten und »Platz gemacht für den König!« rufen sollte, aber den er abgehängt hatte und der sich jetzt nicht traute, ihn zu überholen.
    Es war kurz vor Mittag; die Straßen und Plätze Havnors waren heiß und gleißend und größtenteils menschenleer. Sobald sie

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