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Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus 06 - Rückkehr nach Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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hier blieben auf den Winden der Welt, begannen in Banden oder einzeln zu den Menscheninseln zu fliegen und sagten wieder: >Sie stahlen uns unser halbes Reich. Jetzt werden wir den gesamten Westen ihres Reiches an uns reißen und sie von dort vertreiben, auf dass sie uns ihr Gut und Böse nicht mehr bringen können. Wir werden unseren Hals nicht unter ihr Joch zwingen lassen. <
    Aber sie haben nicht die Insulaner töten wollen, denn sie erinnerten sich daran, wie rasend und von Sinnen sie gewesen waren, als Drache Drachen tötete. Sie hassen euch, aber sie werden euch nicht töten, solange ihr nicht versucht, sie zu töten.
    Und nun ist also eine dieser Banden auf diese Insel gekommen, Havnor, welche wir den Kalten Hügel nennen. Der Drache, der ihnen vorausflog und mit Tehanu sprach, ist mein Bruder Ammaud. Sie trachten danach, euch nach Osten zu treiben, aber Ammaud führt wie ich den Willen Kalessins aus, der bestrebt ist, mein Volk von dem Joch zu befreien, das ihr tragt. Wenn er und ich und die Kinder Kalessins Schaden von eurem Volk und von unserem abwenden können, werden wir das tun. Aber Drachen haben keinen König, und sie gehorchen niemandem; sie fliegen, wohin sie wollen. Für eine Weile werden sie tun, worum mein Bruder und ich sie in Kalessins Namen bitten. Aber nicht lange. Und sie fürchten sich vor nichts auf der Welt, außer vor euren Todeszaubern.«
    Das letzte Wort hallte laut durch den großen Saal in die Stille hinein, die Irians Stimme folgte.
    Nun ergriff der König das Wort. Er sprach: »Ihr beehrt uns mit Eurer Ehrlichkeit. Dafür danke ich Euch.
    Bei meinem Namen, auch wir werden ehrlich zu Euch sein. Ich bitte Euch, Tochter von Kalessin, der mich zu meinem Königreich trug, erklärt mir, was ist es, von dem Ihr sagt, dass die Drachen es fürchten? Ich dachte, sie fürchteten sich vor nichts auf der Welt.«
    »Wir fürchten Eure Unsterblichkeitszauber«, sagte Irian rundheraus.
    »Unsterblichkeit?« Lebannen zögerte. »Ich bin kein Zauberer. Meister Onyx, sprecht Ihr für mich, wenn die Tochter Kalessins es erlaubt.«
    Onyx stand auf. Irian schaute ihn mit kaltem, teilnahmslosem Blick an und nickte.
    »Lady Irian«, sagte der Zauberer, »wir wirken keine Unsterblichkeitszauber. Nur der Hexer Cob versuchte sich unsterblich zu machen. Damit verdarb und pervertierte er unsere Kunst.« Er sprach langsam und mit sichtlicher Bedächtigkeit, im Sprechen seinen Geist durchforschend. »Unser Erzmagier vernichtete mit meinem Herrn, dem König, und mit Hilfe Orm Embars den Zauberer Cob und das Böse, das er angerichtet hatte. Und der Erzmagier gab all seine Macht auf, um die Welt zu heilen und das Gleichgewicht wieder herzustellen. Kein anderer Zauberer zu unseren Lebzeiten hat je versucht...« Er hielt jäh inne.
    Irian sah ihn scharf an. Er senkte den Blick.
    »Der Zauberer, den ich vernichtete«, sagte sie, »der Meister des Gebietens von Rok, Thorion - was war es, das er versuchte?«
    Onyx, sichtlich betroffen, schwieg.
    »Er kam vom Tode zurück«, sagte sie. »Aber nicht lebend, wie der Erzmagier und der König. Er war tot, aber er kam über die Mauer zurück mittels seiner Künste - Eurer Künste, Ihr Männer von Rok! Wie können wir Vertrauen haben zu irgendetwas, das Ihr sagt? Ihr habt das Gleichgewicht der Welt zerstört. Könnt Ihr es wieder hersteilen?«
    Onyx blickte Hilfe suchend zum König. Er war offen bekümmert. »Mein Herr, ich kann mir nicht denken, dass dies der Ort ist, über solche Dinge zu diskutieren -vor allen anderen -, bis wir wissen, worüber wir reden und was wir tun müssen ...«
    »Rok bewahrt seine Geheimnisse«, sagte Irian mit ruhigem Hohn.
    »Aber auf Rok ...«, warf Tehanu ein, die nicht stand, was zur Folge hatte, dass ihre leise Stimme verhallte. Fürst Sege und der König schauten sie beide an und bedeuteten ihr zu sprechen.
    Sie erhob sich. Anfangs wandte sie die linke Seite ihres Gesichtes den Ratsmitgliedem zu, die allesamt regungslos auf ihren Bänken saßen, wie Steine mit Augen.
    »Auf Rok ist der Immanente Hain«, sagte sie. »Kann es nicht sein, dass es das ist, was Kalessin meinte, Schwester, als er von dem Wald sprach, der immer im Zentrum sei?« Als sie sich zu Irian wandte, bot sie den versammelten Ratsmitgliedern, die sie gebannt anstarrten, ihre zerstörte Gesichtshälfte dar. Aber sie hatte sie vergessen. »Vielleicht müssen wir dorthin«, sagte sie. »Zum Zentrum der Dinge.«
    Irian lächelte. »Ich werde dorthin gehen«, sagte sie.
    Beide

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