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Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee

Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee

Titel: Der Erdsee Zyklus Bd. 1 - Der Magier der Erdsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula K. LeGuin
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Sklaven, und die Insel wurde derart zerstört, daß sie heute noch in Ruinen liegt. Danach, von Siegeslust beflügelt, fuhren die Kargs nach Gont mit einer Flotte von dreißig schnellen, langen Segelbooten und legten im Osthafen an. Sie kämpften sich durch die Stadt, eroberten sie und setzten sie in Brand. Dann ließen sie ihre Schiffe unter Bewachung an der Mündung der Ar zurück und drangen aufwärts ins Tal vor, raubend, plündernd und mordend – gleichgültig, ob Mensch und Tier. Im weiteren Vordrängen teilten sie sich in Rotten, und jede dieser Rotten nahm und zerstörte, was den Männern gefiel. Flüchtlinge kamen und warnten die Dorfbewohner der Höhe. Bald darauf sahen die Bewohner von Zehnellern im Osten Rauch aufsteigen, der den Himmel verdunkelte. Wer hinaufstieg auf den Hohen Fall, sah den Rauch, der über dem Tal lag, und nahm die rote Glut wahr, die vom Brand der erntereifen Felder herrührte oder von den Obstbäumen, an deren Zweigen die Früchte verkohlten, oder von den Höfen und Scheunen, die loderten und zu Asche zerfielen.
    Einige der Dorfbewohner flüchteten hinauf in die Schluchten und versteckten sich im Wald, andere bereiteten sich zur Verteidigung vor, und manche taten überhaupt nichts, sondern standen nur herum und jammerten. Das Zauberweib war unter den Flüchtenden. Sie versteckte sich allein in einer Höhle am Kapperding-Kamm und verschloß die Öffnung der Höhle mit Zauberworten. Dunys Vater, der Bronzeschmied, gehörte zu denen, die blieben. Er wollte seine Schmiedegrube und seinen Amboß, die ihm fünfzig Jahre lang treu gedient hatten, nicht im Stich lassen. Er schaffte die ganze Nacht durch, schmolz alles verfügbare Metall zu Speerklingen, die er, unter Mithilfe der anderen, an die Schäfte von Hacken und Rechen band, denn die Zeit war zu kurz, um regelrechte Fassungen herzustellen. Im ganzen Dorf gab es außer Pfeilen, Bogen und Jagdmessern keine Waffen, denn die Bergbewohner von Gont waren nicht als Krieger, wohl aber als Ziegendiebe, Piraten und Zauberer bekannt.
    Der Sonnenaufgang brachte dichten weißen Nebel, nicht ungewöhnlich im Herbst hier oben auf der Insel. Die Dorfbewohner standen zwischen ihren Hütten und Häusern entlang der krummen Straße von Zehnellern. In ihren ungeübten Händen hielten sie Pfeil und Bogen und die neugeschmiedeten Speere, aber sie wußten nicht, ob die Kargs noch weit weg oder schon ganz nahe waren. Unbeweglich und still standen sie und starrten in den Nebel, der alle Umrisse, Entfernungen und Gefahren vor ihren Augen verbarg.
    Unter ihnen stand Duny. Er hatte die ganze Nacht am Blasebalg geschuftet. Ohne auszusetzen, hatte er die beiden langen Bälge aus Ziegenleder gezogen und geschoben, um den Luftstrom zum Anfachen des Feuers zu erzeugen. Jetzt taten ihm die Arme weh und zitterten derart, daß er Mühe hatte, den Speer, den er selbst gewählt hatte, zu halten. Er wußte nicht, was er tun konnte, um dem Dorf zu helfen, denn zum Kämpfen taugte er bestimmt nicht. Schwer lag der Gedanke auf ihm, daß er nun wohl sterben mußte, aufgespießt auf einer kargischen Lanze, obwohl er doch nur ein Junge war, und daß er das ewigdunkle Land betreten sollte, ohne je seinen wahren Namen, seinen Mannesnamen, erfahren zu haben. Er betrachtete seine dünnen Arme, feucht vom Nebeltau, und war wütend auf seine Schwäche, denn er wußte um seine Stärke. Er fühlte die in ihm schlummernde Macht – aber wenn er doch nur gewußt hätte, wie sie zu gebrauchen sei! Er ging alle Zaubersprüche durch, die ihm helfen oder zumindest eine Möglichkeit eröffnen könnten. Aber die Not allein löst keine Macht aus: Wissen ist vonnöten.
    Unter den wärmenden Strahlen der Sonne, die sich über den Gipfeln in einen klaren Himmel erhob, verzog sich allmählich der Nebel. In den sich teilenden, schwebenden Nebelfetzen gewahrten die Dorfbewohner eine Schar von Kriegern, die den Berg heraufstiegen. Sie trugen Bronzehelme, Beinschienen und Brustpanzer aus schwerem Leder, Schilde aus Holz und Bronze; in ihren Händen hielten sie Schwerter und die langen kargischen Lanzen. Sie folgten der steilen Böschung der Ar, ein federgeschmückter, klirrender, ungleichmäßiger Zug, so nahe bereits, daß man die weißhäutigen Gesichter deutlich wahrnehmen und die Worte hören konnte, die sie sich in ihrer Sprache zuwarfen. Die Schar war verhältnismäßig klein, sie bestand aus ungefähr hundert Männern; im Dorf aber gab es insgesamt nur achtzehn Männer und Knaben.
    Die große

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