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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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José saß auf einem Stuhl und schaute mich unglücklich an, doch auf meine Frage zuckte er bloß mit der Schulter.
    Ich sagte eindringlich: „Joe, laß deinen Stolz beiseite. Erzähl mir genau, was passiert ist.“
    „Mir wurde schwindlig, und ich hatte ein Gefühl, als ob ich platzen müßte. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr.“
    „Warum hast du das Tempo beschleunigt?“
    Er blickte mich mit großen, verständnislosen Augen an. „Señor“, sagte er schließlich leise, „ich kann mich nicht daran erinnern.“
    „Meine Vermutung ist“, sagte Frank hinter mir, „daß wir in eine Zone niedrigeren Luftdrucks gekommen sind. Und da war für ihn der Punkt erreicht, wo es nicht mehr ging.“
    Ich schüttelte meinen Kopf. Ich erinnerte mich, wie José auf den Felshügel geklettert war. Die Ausdauer, die er bei der Gelegenheit gezeigt hatte, konnte nicht an einer geringfügigen Schwankung des atmosphärischen Drucks zuschanden geworden sein. Auch waren die Türen des Führerstands geschlossen gewesen. Da sie praktisch luftdicht waren, konnte der Luftdruck im Innern kaum von vorübergehenden Veränderungen draußen beeinflußt worden sein.
    Ich drehte mich um und starrte Frank an. Er starrte trotzig zurück. Zweimal machte ich einen Anlauf, um etwas zu sagen, und beide Male dachte ich daran, wie lange wir Freunde gewesen waren, und blieb still. Ich sah, daß Barron die Luftdruckventile und Anzeigenskalen für das Innere der Lokomotive überprüfte. Er ging zum Betriebsdirektor hinüber und sprach leise und mit finsterem Gesichtsausdruck, aber Henry Wade schüttelte nur seinen Kopf und endete das Gespräch, indem er zu Frank trat. Er streckte seine Hand aus.
    „Mr. Gray“, sagte er unnötig laut, „ich möchte Ihnen danken, daß Sie uns vor einem Zugunglück bewahrt haben. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr mutiges Eingreifen nicht in Vergessenheit gerät.“
    Barron zupfte an meinem Ärmel, und ich folgte ihm nach vorn in den Führerstand. Dort wandte er sich um und fragte: „Ist es möglich, den Luftdruck im Führerstand vom Maschinenraum aus zu regeln?“
    Weil er diese Information aus anderer Quelle erhalten haben konnte, zögerte ich nicht. „Ja“, sagte ich.
    Barron fuhr fort: „Zeigte der Indianer in Ihrer Gegenwart irgendwelche Anzeichen von Sauerstoffmangel?“
    „Keine.“
    „Können Sie mir sagen, ob Ihr Maschinist der Idee, indianisches Personal zu verwenden, feindlich gegenübersteht?“
    „Ich habe keine Ahnung“, sagte ich. Ich schaute auf meine Uhr. „Aber ich glaube, wir sollten die Fahrt fortsetzen, Mr. Barron. Wir haben dreiundvierzig Minuten Verspätung.“
    Wieder unterwegs, überließ ich José die Steuerung und ging in den Maschinenraum. Frank regelte die Temperaturen, und ich wartete geduldig, bis alle Anzeigeninstrumente richtig standen. Dann sah er mich über die Schulter an. Ich sagte: „Ziemlich schlau.“
    Er leugnete es nicht. „Es heißt jetzt oder nie“, sagte er.
    „Dann gibst du zu, daß du José den Luftdruck reduziert hast?“
    Er richtete sich auf und grinste mich durch das transparente Gesichtsteil seines Helms an. „Ich gebe nichts zu“, sagte er, „aber ich werde dieser Rothaut einen Strich durch die Rechnung machen, und wenn es das letzte ist, was ich jemals tue. Und ich glaube, daß ich alle Unterstützung kriegen werde, die ich brauche.“
    Ich versuchte ihm klarzumachen, daß, wenn es Menschen gab, die ohne künstliche Hilfsmittel auf dem Mars leben konnten, niemand ihnen das Recht bestreiten dürfe, hier zu arbeiten.
    „Den nennst du einen Menschen?“ fragte Frank höhnisch.
    Ich starrte ihn verdutzt an, und in diesen Augenblicken verflüchtigten sich meine freundschaftlichen Gefühle für ihn. Ich sagte langsam: „Paß auf, Frank: Wenn du ihn wieder im Dienst belästigst oder ihn hinderst, seine Arbeit zu tun, dann werde ich dir das Fell über die Ohren ziehen.“
    Frank musterte mich feindselig. „Gut, daß du es mir sagst“, knurrte er.
    Ich ging wieder nach vorn. Eine Stunde lang rollten wir durch felsiges Ödland, das dann und wann von geschützten Senken unterbrochen wurde, in denen graugrüne, lederige Flechten hüfthohe Dickichte bildeten. Ein kleiner See lag unter einer grünschimmernden Eisdecke. Ich erklärte José gerade den weiteren Verlauf der Strecke, als das rote Licht zu blinken begann.
    Er sah mich an. „Sand?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nicht hier. Irgendein Hindernis muß auf den Schienen liegen.“
    Wir drosselten die

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