Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
Aufschluß über seine Pläne geben.
    Aus dem Schnellhefter fiel ein Foto. Auch dieses zeigte den hochgewachsenen Mann. Er stand leicht gebeugt da und hatte den Mund in einem einfältig wirkenden, trunkenen Gelächter, das gar nicht zu den Kummerfalten seines starken, quadratischen Gesichts paßte, offenstehen.
    Ahmed hielt das Bild hoch. „Wer ist das?“
    Der Datenmann bedeckte die Sprechmuschel wieder mit der Hand. „Niemand bestimmtes. Ein Mechanikermeister beim Wochenendbesäufnis. Seine Freundin sagt, ein Psychotherapeut habe ihm geraten, sich öfters einen anzutrinken und es sich gutgehen zu lassen. Der automatische Identifikationsdienst schickt mir laufend seine Fotos. Es sind automatische Kameras, die sie machen, und sie zeigen, WQ er sich in der Stadt überall einen ansäuft. Seine körperlichen Proportionen stimmen ziemlich stark mit denen von George Sanford überein, weißt du: Schulterbreite, Handgelenke, Ohrenform und so weiter. Deswegen sortiert der Computer ihn ewig aus und schickt mir diese Bilder auf den Hals. Aber es ist nicht George. Er ist leichter, größer und älter. Da siehst du, was wir von unseren Computern zu halten haben.“ Er zuckte die Achseln.
    „Steck das Zeug in die unterste Schublade – da, wo ‚Fotos von Verdächtigen, unzutreffend’ draufsteht.“
    Ahmed öffnete die Schublade und entnahm ihr eine ganze Reihe von Bildern, die magere, blonde Jungen unter zwanzig zeigten. Es waren aber auch hochaufgeschossene Teenager mit vorstehenden Adamsäpfeln und Pickelgesichtern sowie kräftig aussehende Burschen mit runden Wangen darunter, die alle eine gewisse Ähnlichkeit mit George, Larry oder anderen Mitgliedern der Bande aufwiesen. Ein ganzer Stapel von Fotos, die ausnahmslos den Mechanikermeister zeigten, waren separat zusammengefugt worden.
    Steif aufgerichtete Schultern, als würde der Mann den Schmerz des Alterns bekämpfen. Sein Gesicht hatte nicht die Gutmütigkeit, die George ausstrahlte. Es war mager und sah bekümmert aus, außerdem war sein Hals dünner und faltiger. Welche Verkleidung machte einen Hals dünner und faltiger?
    Aber die schweren Knochen, die dicken Handgelenke und die Form seiner Hände deuteten auf George hin. Ahmed wollte an sich die Liste studieren, aber seine Hände verweilten auf den Fotos und betasteten sie. Er suchte nach George, und auf den ersten Blick schrien ihm all diese Bilder zu, daß er ihn gefunden hatte.
    Es war bemerkenswert, wie falsch ein erster Eindruck sein konnte. Sein Instinkt hatte ihn auch in der letzten Woche getrogen, als er einen kleinen, alten Neger irrtümlich für Larry gehalten hatte.
    Und während Ahmed ein Foto nach dem anderen untersuchte, entdeckte er Ähnlichkeit auf Ähnlichkeit. Die typische Art, einen schweren Beutel zu tragen.
    Der Datenmann beendete sein Gespräch, kam zu Ahmed herüber und beugte sich über dessen Schulter. „Was gefunden?“ Ahmed hob ein Multifoto hoch und kippte es leicht. Im Flackern von fünf Einzelaufnahmen verlor der große Mann mit dem schwarzen Haar sein Lachen und griff sich mit einer Ungewissen Geste an die Nase. Sein Ärmel glitt zurück und zeigte eine dicke, muskulöse Handfessel, auf deren Rücken rötliches Haar sproß.
    Ahmed kannte diese Geste; George kratzte sich mit der Daumenseite an der Nase und sah immer zu Boden, wenn er sich fragte, ob er etwas falsch gemacht hatte.
    Im Hintergrund sah Ahmed einen kleinen Neger; es war der gleiche, den er für Larry gehalten hatte.
    „Siehst du was?“ fragte der Mann hinter ihm.
    Ahmed reichte ihm den Fotostapel. „Sie müssen sofort gesendet werden. Das ist George Sanford“, sagte er.
    „Laß dich nicht von einer Null-Komma-acht-Ähnlichkeit foppen. Die beiden sehen sich nur ähnlich.“
    „George hat in den vergangenen acht Monaten etwa achtzig Pfund abgenommen“, sagte Ahmed. „Möglicherweise ist er auch noch zwei bis drei Zentimeter gewachsen. Seine offizielle Personenbeschreibung ist völlig überholt. Wenn er auf die Schnelle noch mal zehn Pfund abgenommen hat und jemand ihn maskiert und er sich das Kreuz verrenkt hat, müßte er genau so aussehen. Nimm mal ein Vergrößerungsglas. Auf den Farbfotos hier sind die Haare auf seinem Armrücken rot. Das heißt also, daß die Farbe seines Haupthaars nicht echt ist.“
    Der für den Fall zuständige Datenkoordinator packte den Bilderstapel und flitzte an eine Schalttafel.
    „Achtung, an alle! Gesucht wird dieser Mann. Er wurde in Manhattan, in Brooklyn und auf Coney Island

Weitere Kostenlose Bücher