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Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
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Du hast ja noch nie diese Tintenkleckser ausstehen können, die ewig irgendwelche Formulare ausgefüllt haben wollten. Ihre Symptome ähneln Überdosis-Löschungen und erinnern an die Elektroschocktherapien alten Stils. Ich habe dich zwar ein paarmal wütend werden sehen, George, aber noch nie gewalttätig. Was hast du dazu zu sagen?“
    „Zu sagen?“ fragte ich. „Wozu?“
    „Du glaubst doch wohl nicht etwa, du könntest all diesen Leuten eins verpassen, ohne daß man dir auf die Schliche kommt?“
    Ich drehte mich um und machte die Augen auf. Sie waren geschwollen. Ich hatte einen schlechten Geschmack im Mund. Es war sehr schön gewesen, einen tiefen Schlaf zu haben und nicht von diesen schmeichelnden Stimmen aus Kalifornien oder irgendwelchen Alpträumen aus der Vergangenheit gequält zu werden. Alles, was ich wollte, waren gute und angenehme Träume von Mädchen, Liebe und Glück. Nur zögernd kehrte ich in die Wirklichkeit zurück. „Wer weiß denn schon, was ich angestellt habe?“
    „Der Statistik-Computer. Er hat ein paar Vergleichsrechnungen angestellt und dabei eine hübsche kleine Korrelation zwischen der mysteriösen Epilepsiewelle und deiner Behandlung entdeckt.“
    Einen Augenblick lang schloß ich die Augen. Der Computer war eine Petze. „Dann frag’ diesen Hundesohn doch mal, wie er Larry Rubaschows Gehirnwäsche entschuldigt.“
    Ahmed brabbelte etwas in seinen Armbandsender und schob sich einen Stöpsel ins Ohr. „Er sagt, er würde in solchen Fällen niemals eine Gehirnwäsche empfehlen, es sei denn, es handele sich um eine medizinisch nachweisbare Funktionsstörung“, berichtete er. „Und er sagt noch eine Menge mehr.“
    Ich rollte mich auf den Bauch und vergrub das Gesicht im Kissen.
    „Seit Larry an dem Computer herumgefummelt und ihm gutes Englisch beigebracht hat, redet die Kiste zuviel. Sie sucht sogar in der Literatur nach passenden Metaphern. Kein Wunder, daß die Leute sich beschweren! Im Moment zitiert er gerade das Gedicht vom Patrioten von Robert Browning. In voller Länge! Soll ich es für dich wiederholen?“
    „Nein, danke. Frag’ ihn, was er darüber denkt, daß ich der Gehirnwäsche entkommen bin.“
    Ahmed murmelte etwas in den Sender hinein, dann berührte er meine Schulter und sagte leise: „Der Computer sagt, du seist der Gehirnwäsche nicht entkommen. Man hat dich einer freiwilligen Persönlichkeitskorrektur unterworfen, und nach dem Gesetz bist du frei. Man hat dir etwas gelöscht.“ Er hatte wohl Angst, daß sein alter Kumpel George nicht mehr derselbe war.
    Das machte ihm zwar Sorgen, aber nicht mir. Ich weiß, wo ich mich verändert habe, und ich weiß auch, wie. Ich öffnete die Augen und starrte auf das Bettlaken, das nur zwei Zentimeter von meiner Nase entfernt war. Es bestand aus einer Filzfaser, wie diese großen Papierhandtücher. „Weder ich noch die anderen sind tot. Frag den Computer, ob es Sinn hat, der Polizei zu melden, daß ich all diesen Leuten eine Gehirnwäsche verpaßt habe.“
    Ahmed atmete tief ein. Er stand immer noch über mir. „Willst du ihn das wirklich fragen?“
    „Ja.“
    Er murmelte etwas in den Armbandsender und wartete. „Er sagt, daß es kein Gesetz gibt, das dich für etwas verantwortlich machen kann, was bekanntermaßen unmöglich ist.“
    „Ich bin froh, daß er das gesagt hat“, sagte ich. „Man hat mich soweit gebracht, daß ich nicht mehr anders konnte. Wenn jetzt ein Polizeiregiment hier hereinkäme, um mich festzunehmen … Ich glaube, ich brauchte ihnen nur zu sagen, sie sollen aus dem Fenster springen, und sie würden es tun. Möglicherweise werde ich noch eine Menge anderer unmöglicher Dinge tun.“
    „Welchen Teil deines Ichs haben sie ausradiert, George? Dein Gewissen? Wen willst du als nächsten zur Schnecke machen?“
    Ich nahm mit gekreuzten Beinen auf dem Bett Platz und fühlte, wie sich das Nachthemd auf meinem Rücken spannte. „Das solltest du nicht sagen. Daß ich es diesen Leuten gegeben habe, war ein Versehen, ein Unfall, eine Nebenwirkung. Aber dies hier ist etwas Besseres. Hör zu, Ahmed, es ist großartig. Ich habe vor kurzem entdeckt, daß ich Menschen steuern kann. Es ist eine Gabe.“
    Ahmed sah mich wieder an und fauchte angewidert: „Eine Gabe, klar, für einen kleinen Hitler! Fröhliche Weihnachten, George, das Christkind hat dir gerade eine hübsche, glänzende Maschinenpistole gebracht!“
    Das tat weh. Es war ein Schlag in den Unterleib. Als wäre Weihnachten ausgefallen. Und

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