Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Esper und die Stadt

Der Esper und die Stadt

Titel: Der Esper und die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine McLean
Vom Netzwerk:
Keiner hat’s ihm eingegeben. Kein Input, kein Output.“
    „Versuchen wir … äh … versuchen wir …“ Auch Ben fing an zu hopsen. „Ich glaube, ich hab’s! Ich hab’s wirklich!“
    „Braucht ihr Burschen mich überhaupt?“ fragte ich. Ich bekam keine Antwort. Die beiden krakeelten nur herum und hopsten. Ich verdünnisierte mich leise.
    Draußen in der Sonne war es zu heiß, aber zum Glück blies ein guter Wind. Die Windrichtung wechselte an jeder Ecke. Ich ging zur Kommune der Karmischen Bruderschaft zurück und traf zwei Mädchen, die mit der Raga-Yoga-Sache angefangen hatten; das ist so ein Ding, bei dem man sein gewöhnliches Bewußtsein ablegt, indem man es mit Extremen auffüllt.
    Wir gingen nach Coney Island, fuhren mit der Achterbahn und dem Himmelsspringer, sprangen ins Wasser, stellten uns wagemutig den großen Wellen entgegen, ließen uns umwerfen und wieder an den Strand spülen. Später fuhren wir dann sandig und kichernd mit der Subway zurück.
    Ich nahm eine Dusche, wechselte die Kleider und hörte plötzlich auf zu lachen. Ich war besorgt und setzte mich im Geist mit Larry auseinander. Die Mädchen hatten sich wie ganz gewöhnliche Mädchen benommen, und es war gut, einfach zu sein; es machte Spaß. War die Welt wirklich im Begriff, die gewöhnlichen Menschen auszulöschen? Sind die Techs wirklich feindselig?
    Mit einem unguten Gefühl im Magen rief ich die Rettungsbrigade an, um nach Aufträgen zu fragen.
    „Nein, Sanford. Wir haben zwar keine Einsatzbefehle für Sie, aber eine Botschaft. Sie sollen um Punkt sechs Uhr folgende Nummer anrufen.“ Es war genau sechs.
    Ich wählte die Nummer. Larrys Stimme meldete sich. „Hast du darüber nachgedacht, ob du meiner Bande beitreten willst, George?“ Es war eine Tonbandstimme, deswegen antwortete ich nicht.
    Als ich einhängte, hörte ich das rasche Klicken, das mir sagte, daß die Polizei einen automatischen Stimmenabdruck gemacht hatte. Das Abhörsystem hatte die Stimme als die eines Gesuchten identifiziert und würde nun ein Kommando zu diesem Telefon schicken. Man würde ihn dort nicht finden. Dazu war Larry zu gerissen.
    Ich rief Ahmed an. „Hat Larrys Bande in letzter Zeit irgendwas angestellt?“
    „Es wurden ein paar Sachen gemaust; vielleicht war es seine Bande. Ein Spruch macht die Runde: ‚Wenn du einen Computer sabotierst, verbannen sie dich aus der Zivilisation und schicken dich auf eine Insel, wo du mit den Fischen leben kannst. Ich wette, das macht dir Angst!’ “
    „Hört sich nach Larry an.“ Ich grinste vor mich hin. „Er weiß, wie man die Leute anspricht.“
    „Bist du bereit, ihn für die Polizei aufzuspüren, George?“
    „Nein.“
    „Man wird ihn auch so kriegen. Er ist bereits identifiziert worden. Sein Nachname ist Rubaschow. Larry Rubaschow. Er ist fünfzehn Jahre alt und kommt aus dem Automationskomplex von Nevada.“
    „Woran hat man ihn erkannt? An den Fingerabdrücken?“
    „Nein, am Vokabular. Der Stil seiner Erpresserbriefe an die Kommunen war der gleiche wie der eines Larry Rubaschow, der im Dezember einen nationalen Preis für einen Band mit Gedichten und Essays bekommen hat. Willst du noch mehr wissen?“
    „Gerne.“ Ich wollte mehr über Larry erfahren. „Wieviel von einem Genie hat er?“
    „Er hat ausgezeichnete Schulnoten in Englisch, Symbolismus und der Geschichte sozialer Dynamik. Hat eine Therapie gegen einen Emotionalblock in Mathe und Elektronik hinter sich. Sein Vater arbeitet im Nevada-Computer-Komplex im Bereich der Datenwiederherstellung; seine Mutter lehrt das gleiche in einer Programmiererschule. Beide verdienen vierstellige Summen. Larry ist ihr ältestes Kind. Zwei jüngere Geschwister leiden an diversen emotionalen Schwächen und müssen sporadisch ins Krankenhaus. Die Eltern wurden als pathogen eingestuft und dürfen keine Kinder mehr bekommen.“
    „Was heißt das, pathogen?“
    „Krankheitserzeugend. Sie sollten keine Kinder haben, weil sie sie nur verkorksen. Willst du noch mehr wissen?“
    „Nein, danke, Ahmed.“
     
    Karneval. Zusammen mit der warmen Sommerluft kam das rhythmische Trommeln marschierender Spielmannszüge durch das Fenster herein. Obwohl ich noch schlief, fing ich an, die Erinnerungsbilder kostümierter Menschenmengen zu sehen. Es war eine Parade prächtiger Karren, Spiele und Schaukämpfe im Stadion und abendlicher Feste und seltsamer Verkleidungen. Um Mitternacht übertrug das städtische Lautsprechersystem das Ticken der Uhren, und die, die sich

Weitere Kostenlose Bücher