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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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kleinlaut hinzu. »Ich habe das Gefühl, dass man versucht, uns die Sache so schonend wie möglich beizubringen.«
    »In was für einem Auto? «, fragte Woodrow heftig – alles in ihm wehrte sich gegen diesen Wahnsinn. Er verdrängte das Wer, Wie, Wo und all die anderen Fragen und Befürchtungen. Bloß weg damit – bewusst löschte er seine geheimen Gedanken an Tessa aus dem Gedächtnis und ersetzte sie durch das Bild der ausgedörrten Mondlandschaft am Turkanasee, wie er sie von einer Exkursion her in Erinnerung hatte, die er erst sechs Monate zuvor in der untadeligen Gesellschaft des Militärattachés unternommen hatte. »Bleiben Sie, wo Sie sind, ich komme hoch. Und sprechen Sie mit niemandem darüber, verstanden?«
    Woodrow handelte jetzt mit Bedacht, legte den Hörer auf, ging um den Schreibtisch herum, nahm sein Jackett von der Rückenlehne des Stuhls und streifte es über, einen Ärmel nach dem anderen. Es war nicht etwa so, dass er gewohnheitsmäßig ein Jackett anzog, wenn er nach oben ging. Es herrschte kein Jackettzwang bei den montäglichen Sitzungen und erst recht nicht bei einem Gespräch mit dem dicken Mildren im Büro des Hochkommissars. Doch der Profi in Woodrow ahnte, dass ihm ein langer Weg bevorstand. Auf der Treppe nach oben gelang es ihm, sich zur Ordnung zu rufen und auf seine obersten Prinzipien im Fall einer drohenden Krise zu besinnen. Und so sagte er sich, wie er bereits Mildren versichert hatte, dass es sich bei der ganzen Sache nur um ausgemachten Unsinn handeln konnte. Zum Beweis führte er sich den sensationellen Fall jener jungen Engländerin vor Augen, die zehn Jahre zuvor im afrikanischen Busch zerstückelt aufgefunden worden war. Eine makabre Falschmeldung, ja natürlich, das musste es sein. Der kranken Phantasie irgendeines wild gewordenen afrikanischen Polizisten entsprungen, der halb wahnsinnig vom bangi in der Wüste festsitzt und sein kärgliches Gehalt aufbessern will, das seit sechs Monaten nicht mehr ausgezahlt worden ist.
    Das gerade erst fertig gestellte Gebäude, in dem Woodrow nach oben stieg, war nüchtern und zweckmäßig. Ihm gefiel der Stil, vielleicht, weil er mit seinem eigenen übereinstimmte. Das klar abgegrenzte Gelände, die Kantine, der Laden, die Kraftstoffpumpe und die sauberen, gedämpften Flure strahlten etwas Selbstgenügsames, Robustes aus. Woodrow verfügte, jedenfalls nach außen, über dieselben bewährten Eigenschaften. Er war vierzig Jahre alt und mit seiner Frau Gloria glücklich verheiratet – oder falls nicht, ging er jedenfalls davon aus, dass er der Einzige war, der darüber Bescheid wusste. Als Leiter der Kanzlei durfte er ziemlich sicher sein, dass ihm die nächste Versetzung, wenn er nur seine Karten richtig ausspielte, seine eigene bescheidene Gesandtschaft bescheren würde. Von dort würde er dann über einige weniger bescheidene Gesandtschaften zur Ritterwürde fortschreiten – eine Aussicht, der er selber, versteht sich, keinerlei besondere Bedeutung beimaß, aber für Gloria würde es ihn denn doch freuen. Er hatte etwas von einem Soldaten, aber er war ja schließlich auch der Sohn eines Soldaten. In nunmehr siebzehn Jahren im diplomatischen Dienst Ihrer Majestät hatte er die Fahne in einem halben Dutzend der britischen Missionen in Übersee hochgehalten. Das gefährliche, im Verfall begriffene, ausgeplünderte, bankrotte, einstmals britische Kenia hatte sein Blut jedoch mehr in Wallung gebracht als die meisten anderen. Inwieweit dies auf Tessas Konto ging, wagte er sich allerdings nicht zu fragen.
    »Also gut«, sagte er angriffslustig zu Mildren, kaum dass er die Tür hinter sich geschlossen und dann verriegelt hatte.
    Mildren schmollte wie gewöhnlich. Er hockte an seinem Schreibtisch wie ein ungezogener dicker Junge, der sich weigert, seinen Brei aufzuessen.
    »Sie hat in der Oase übernachtet«, gab er zurück.
    »Welche Oase? Bitte genauer, wenn’s geht.«
    Aber Mildren war nicht so leicht einzuschüchtern, wie Woodrow aufgrund seines Alters und Rangs vielleicht erwartet hätte. Mildren hatte sich stenografische Notizen gemacht und konsultierte sie, bevor er weitersprach. So was bringt man denen heutzutage wohl bei, dachte Woodrow verächtlich. Wie sonst sollte ein Londoner Emporkömmling wie Mildren Zeit finden, Stenografie zu lernen?
    »Die Oase ist eine Art Hotel am Ostufer des Turkanasees, am südlichen Ende«, verkündete Mildren, die Augen auf seinen Block gerichtet. »Dort hat Tessa die Nacht verbracht und ist am

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