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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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See?«, fragt Justin.
    »Ungefähr fünfzig Kilometer. Fahren Sie nach Kalokol. Dort gibt es eine Fischerhütte. Fragen Sie nach Mickie, dem Bootsverleiher. Sein Helfer heißt Abraham. Der ist in Ordnung, solange Mickie in der Nähe ist. Allein ist er unausstehlich.«
    »Danke.«
    Damit ist die Unterhaltung beendet. McKenzie überfliegt die Landebahn und wackelt mit den Tragflächen zum Zeichen, dass er landen will. Er steigt wieder auf und kehrt zurück. Plötzlich sind sie am Boden. Für Justin gibt es nun nichts mehr zu sagen, außer noch einmal danke.
    »Wenn Sie mich brauchen, suchen Sie jemanden, der mich über Funk erreichen kann«, sagt McKenzie, als sie in der glühenden Hitze auf der Landebahn stehen. »Falls ich Ihnen nicht helfen kann, versuchen Sie Martin zu erreichen. Er hat in Nairobi eine Flugschule. Fliegt seit dreißig Jahren. Ausgebildet in Perth und Oxford. Erwähnen Sie meinen Namen.«
    Danke, sagt Justin ein weiteres Mal, und um nicht unhöflich zu erscheinen, schreibt er sich alles auf.
    »Soll ich Ihnen meine Tasche leihen?«, fragt McKenzie mit einem Blick auf den schwarzen Aktenkoffer in seiner rechten Hand. »Pistole mit langem Lauf, falls Sie interessiert sind. Auf vierzig Meter hätten Sie eine Chance damit.«
    »Oh, ich würde nicht mal aus zehn Metern treffen«, ruft Justin mit jenem zurückhaltenden Lachen, das noch aus der Zeit vor Tessa stammt.
    »Und das ist Justice.« McKenzie zeigt auf einen grauhaarigen Philosophen in zerfetztem T-Shirt und grünen Sandalen, der plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht ist. »Er ist Ihr Fahrer. Justin, das ist Justice. Justice, das ist Justin. Justice hat einen Kompagnon namens Ezra, der ihm vorausfahren wird. Kann ich sonst noch was für Sie tun?«
    Justin zieht einen dicken Umschlag aus der Tasche seiner Safarijacke. »Könnten Sie das bitte für mich abschicken, wenn Sie das nächste Mal in Nairobi sind? Die ganz normale Post wird reichen. Die Empfängerin ist keine Freundin von mir, sondern die Tante meines Anwalts.«
    »Ist heute Abend früh genug?«
    »Heute Abend wäre ausgezeichnet.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagt McKenzie und steckt den Umschlag in seine Tasche.
    »Das werde ich tun«, erwidert Justin, und dieses eine Mal gelingt es ihm, nicht hinzuzufügen, wie freundlich das von McKenzie sei.
    ***
    Der See war weiß und grau und silbern, die senkrecht stehende Sonne schnitt Mickies Fischerboot in schwarze und weiße Streifen, schwarz im Schatten des Sonnendachs, gnadenlos weiß, wo die Sonne ungehindert auf das Holz schien, weiß auch auf dem See, dessen Oberfläche von Fischen durchbrochen wurde, Blasen warf, weiß auf den in Dunst gehüllten grauen Bergen, die mit krummen Rücken in der Sonne brüteten, weiß auf den schwarzen Gesichtern des alten Mickie und seines jungen Begleiters, des unausstehlichen Abraham – ein höhnisch grinsender, unterschwellig zorniger Bursche, da hatte McKenzie Recht –, der aus irgendeinem unerfindlichen Grund kein Englisch sprach, dafür aber Deutsch, so dass das Gespräch, soweit überhaupt etwas gesagt wurde, in drei Sprachen geführt wurde: Justin redete deutsch mit Abraham, englisch mit Mickie, und untereinander sprachen die beiden ihr ganz eigenes Kisuaheli. Weiß sah Justin auch jedes Mal, wenn er zu Tessa hinüberschaute, was häufig vorkam. Sie hockte unternehmungslustig auf dem Bug – trotz der Krokodile –, eine Hand stets am Boot, wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte, und Arnold immer in der Nähe, falls sie abrutschen sollte. Im Radio lief eine englischsprachige Kochsendung, in der die Vorzüge von in der Sonne getrockneten Tomaten gepriesen wurden.
    Justin hatte zunächst Schwierigkeiten gehabt zu erklären, wo er hinwollte, egal in welcher Sprache. Vielleicht hatten sie noch nie von der Allia Bay gehört. Die Bucht interessierte sie nicht im Geringsten. Mickie wollte ihn nach Südosten bringen, zu Wolfgangs Oase, wo er hingehörte, und der unausstehliche Abraham hatte den Vorschlag nach Kräften unterstützt: Das Hotel Oase sei der Ort, wo die Mzungus wohnten, das beste Hotel in der ganzen Gegend, berühmt für seine Gäste – Filmstars und Rockstars und Millionäre –, ja, die Oase sei zweifellos Justins Ziel, ob er es wisse oder nicht. Erst als Justin ein kleines Foto von Tessa aus seiner Brieftasche holte – ein Passfoto, das nicht von den Zeitungen entweiht worden war –, verstanden sie, was er mit seiner Reise bezweckte, und sie verstummten nervös. Justin wolle also

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