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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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den Ort besuchen, an dem Noah und die Mzungu-Frau ermordet worden seien?, fragte Abraham.
    Ja, bitte.
    Ob Justin denn wisse, dass schon viele Polizisten und Journalisten dort gewesen seien, dass längst alles gefunden wurde, was dort zu finden gewesen sei, dass sowohl die Polizei aus Lodwar als auch die Kriminalpolizei aus Nairobi den Ort zum Sperrgebiet erklärt hätten, und zwar für Touristen, Schaulustige, Trophäenjäger und alle anderen, die dort nichts zu suchen hätten?, fragte Abraham hartnäckig weiter.
    Das habe er nicht gewusst, sagte Justin, aber er bleibe bei seiner Entscheidung, und er sei bereit, sie beide großzügig zu entlohnen, wenn sie ihn hinbrächten.
    Oder dass dort, wie jeder wisse, Geister umgingen, auch schon bevor Noah und die Mzungu dort ermordet worden seien? Aber diese Frage wurde, nachdem die finanzielle Seite erst einmal geregelt war, mit weniger Nachdruck gestellt.
    Justin versicherte, er habe keine Angst vor Geistern.
    Aus Respekt vor dem düsteren Zweck der Reise hatten der alte Mann und sein Helfer zunächst eine melancholische Haltung eingenommen, und um sie etwas aufzuheitern, musste Tessa schon ihre ganze Munterkeit aufbieten. Doch dank etlicher witziger Bemerkungen, die sie vom Bug aus machte, glückte es ihr schließlich. Die Anwesenheit anderer Fischerboote weiter oben am Himmel war ebenfalls hilfreich. Sie rief ihnen zu – was habt ihr gefangen? – und sie antworteten ihr – so und so viele rote Fische, so und so viele blaue, so und so viele bunte. Und ihre Begeisterung war derart ansteckend, dass es Justin bald gelang, Mickie und Abraham zu überreden, selbst eine Angel auszuwerfen, was nebenbei auch noch den Vorteil hatte, ihre Neugier in fruchtbarere Bahnen zu lenken.
    »Alles in Ordnung, Sir?«, fragte Mickie ganz in der Nähe und spähte ihm wie ein Arzt in die Augen.
    »Ja. Mir geht’s gut. Sehr gut.«
    »Ich glaube, Sie haben Fieber, Sir. Kommen Sie unters Sonnendach, entspannen Sie sich, ich bringe Ihnen was Kaltes zu trinken.«
    »Gut. Für uns beide, bitte.«
    »Danke, Sir. Aber ich muss mich um das Boot kümmern.«
    Justin sitzt unter dem Sonnendach, kühlt sich Hals und Stirn mit dem Eis aus seinem Glas und lässt sich vom Boot wiegen. Es ist eine seltsame Gesellschaft, die sie da an Bord haben, das muss er zugeben, aber Tessa ist nun einmal ausgesprochen leichtfertig, wenn es darum geht, Leute einzuladen; am besten hält man einfach den Mund und verdoppelt die ursprünglich geplante Zahl. Schön, Porter hier zu sehen, und auch Sie, Veronica, und Ihre Tochter Rosie, immer ein erfreulicher Anblick – nein, dagegen ist nichts einzuwenden. Und wie es Tessa stets gelingt, mehr noch als alle anderen aus der kleinen Rosie herauszuholen. Aber Bernard und Celly Pellegrin mussten nun wirklich nicht sein, Liebes, und wie typisch mal wieder für Bernard, gleich drei Schläger in seine abscheuliche Tennistasche zu packen. Und die Woodrows – also ehrlich, du solltest endlich die löbliche, aber törichte Vorstellung begraben, auch die unangenehmsten Zeitgenossen hätten im Grunde genommen ein gutes Herz, und du seist diejenige, die es ihnen beweisen könne. Und sieh mich bitte um Himmels willen nicht ständig so an, als wolltest du jeden Moment über mich herfallen. Sandy starrt dir ohnehin schon die ganze Zeit in den Ausschnitt und ist kurz davor durchzudrehen.
    »Was gibt’s?«, schreckte Justin auf.
    Zuerst dachte er, es wäre Mustafa. Aber dann merkte er, dass Mickie ihn über der rechten Schulter am Hemd gepackt hatte und ihn schüttelte, um ihn aufzuwecken.
    »Wir sind da, Sir. Am Ostufer. Nicht weit von der Stelle, wo die Tragödie sich abgespielt hat.«
    »Wie weit?«
    »Zu Fuß zehn Minuten, Sir. Wir begleiten Sie.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Das ist unbedingt nötig, Sir.«
    »Stimmt was nicht?«, fragte Abraham über Mickies Schulter hinweg.
    »Nein. Alles in Ordnung. Bestens. Sehr freundlich von Ihnen.«
    »Trinken Sie noch etwas Wasser, Sir«, sagte Mickie und reichte ihm ein frisches Glas.
    Es ist eine richtige Prozession, die hier an der Wiege der Zivilisation über die Tafeln aus Lavagestein klettert, das muss Justin zugeben. »Hätte nie gedacht, dass hier so viele zivilisierte Leute herumlaufen«, sagt er zu Tessa. Er spielt den unbedarften Engländer, und Tessa lacht für ihn, lautlos, wie sie es manchmal tut; sie verzieht das Gesicht zu einem breiten Lächeln, öffnet den Mund, tut eigentlich alles, was zum Lachen gehört, nur ohne Ton. Gloria

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