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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Ertüchtigung stand offenbar nicht gerade ganz weit oben auf den privaten To-Do-Listen der Kriminalpsychologin. Sie hatte nicht einmal eine Waffe, schoss Mafro durch den Kopf. Wie wollte sie dieses Monster dann aufhalten? Umso mehr wusste er es zu schätzen, dass diese seltsame, unnahbare Frau mit ihm hier in diesem Wald war. Im Wald der Entscheidung.

    Bavarois kauerte am Rande der Lichtung, auf der das Sommerhäuschen stand. „Alle zurückbleiben“, sagte er atemlos in sein Mikrofon. Irgendwo in der Nähe klopfte ein Specht. „Ich wiederhole: Zurückbleiben!“
    Commandant de Police René Bavarois hob die Hand und gab Khalil Larbi das Zeichen, auf das dieser schon wartete. Geduckt hetzte der Berber über die Wiese. Er kannte Manet, er war gut mit Schlössern, und er hatte so lange genervt, bis ihn die GIGN-Leute mit einer schwarzen Reservemontur ausgestattet hatten.
    Bavarois sah ihm nach, wie er auf das kleine Haus zu huschte, und musste unwillkürlich an das berühmte Zitat aus Dantes Göttlicher Komödie denken: „Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!“

    Der Berber schmiegte sich unterhalb der Klinke der Stahltür dicht an die Hauswand. Die Wange an den rauen, schmutzigbeigen Putz gepresst, fummelte er aus der Innentasche seiner Jacke ein Dietrichset heraus, setzte es über seinem Kopf am Schloss an und begann konzentriert zu arbeiten. Es dauerte keine zwei Minuten, dann streckte er die Hand nach oben auf, drückte die schwarze Kunststoffklinke herunter, öffnete die Tür einen Spaltbreit und huschte geduckt hinein. Dabei steckte er die Dietriche weg und zog dafür seine Dienstwaffe.
    Sobald er den Fuß ins das Sommerhäuschen gesetzt hatte, musste er gegen einen Würgereiz ankämpfen. Der Gestank hing dick und schwer in der Luft und nahm ihm den Atem: Schlachthausgeruch. Tod, Blut und Fäulnis.
    Hier würden sie keine Frau lebend finden.
    Er atmete ein paar Mal bewusst tief durch, richtete sich dann auf und brachte seine SIG Sauer in Anschlag. Er hatte den Grundriss des Hauses auf Mafros Computerbildschirm gesehen: in mehreren Bauphasen aneinander gestoppelte, total unübersichtliche, winzige Räume. Und irgendwo in diesem Mittelding aus Irrgarten und Kaninchenstall lauerte ein Monster auf ihn.

    Am Rande der Lichtung, über die derweil die GIGN-Leute huschten, hockten Bavarois und Fanon über einem großformatigen Ausdruck des Grundrisses des Sommerhauses. Mafro hatte in einem extrem langwierigen Telefonat den Sohn des Architekten, der das ursprüngliche Haus in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gebaut hatte, davon überzeugt, ihn zur Verfügung zu stellen. Der erfolgreiche junge Architekt hatte erst irgendwelchen Unsinn von wegen Auftraggeberschutz von sich gegeben, war dann aber sehr schnell sehr nachgiebig geworden, als er gehört hatte, um wen es ging. Fanon nahm sein Mikro an den Mund, um die Operation zu koordinieren.

    Ohne dass er hätte sagen können, warum er sich dessen so sicher war, war Khalil davon überzeugt, dass der Keller des Hauses sein Ziel war. Er erstreckte sich, zumindest laut Grundrissplan, nur unter dem ursprünglichen Haus, nicht unter den Anbauten zu beiden Seiten.
    Khalil hatte keinen Zweifel, dass der Mann, den die Medien den „Facebook-Killer“ nannten, dort unten auf ihn wartete.
    Dann stand er vor der Tür zur Kellertreppe. Eine ebenso massive Metalltür wie die Tür nach draußen, die sich zusätzlich durch ein Vorhängeschloss an einer schweren Kette sichern ließ. Diese Kette baumelte jetzt offen herab, daran ein entriegeltes Vorhängeschloss, wie man es in der Eisenwarenabteilung jedes Baumarktes erstehen konnte.
    Dort unten schloss er sie also ein. Sie konnten ihm nicht entrinnen.
    Dass das Vorhängeschloss jetzt einfach so lose herum baumelte, konnte nur eines bedeuten: Der Facebook-Killer war hinuntergestiegen in sein halb virtuelles Kellerreich, um eines seiner bizarren Bestrafungsrituale durchzuführen.
    Mit anderen Worten: Da unten starb wahrscheinlich gerade qualvoll eine Frau.
    Khalil Larbi entsicherte seine SIG Sauer. Das würde jetzt aufhören. Auf der Stelle.
    Die GIGN-Leute tauchten hinter ihm im Flur auf. Der Vorderste – es war Fanon selbst – legte den Finger an die Lippen und schob den Berber dann resolut beiseite. Larbis erster Impuls war zu protestieren, doch dann siegte die Vernunft über seine brodelnde Wut, und er sah ein, dass diese Männer einfach besser für diesen letzten Akt geeignet waren. Er senkte die Waffe ein Stück,

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