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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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ist mittlerweile krank vor Sorge.“
    „Was hast du ihm gesagt?“, fragte Bavarois.
    „Nichts.“
    „Gut.“
    Ein paar Sekunden herrschte unschlüssiges Schweigen im Chefbüro des DSCS. Dann übernahm wie gewohnt René Bavarois das Kommando.
    „Mafro, du gehst zurück in dein Büro und versuchst weiter, an diese Grundrisse zu kommen. Wenn nötig, finde heraus, wer das Waldhaus gebaut hat, klingle den Architekten telefonisch aus dem Bett und nerve ihn, bis er uns gibt, was wir brauchen. Khalil, Frau Dr. Wolf – machen Sie sich marschbereit. Ich rufe nochmal draußen in Satory an; ich bin mir sicher, Fanon wird sich freuen, wenn er Gelegenheit zur Revanche bekommt.
    Ich glaube, diesmal sind wir auf der richtigen Spur, Leute. Lasst uns dem Schwein das Handwerk legen.“

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    21.3.2011, 06:11
    Eine Waldhütte
    Forêt Domainiale de l’Isle-Adam, Frankreich
    „Was meinen Sie, Chef, leben die Opfer noch?“ Die Frage kam von Khalil Larbi.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte der hochgewachsene Algerier in den Wald. Er war seit nahezu vierzig Stunden auf den Beinen, und trotz allen Adrenalins, das durch seine Adern pumpte, holte die Erschöpfung ihn langsam ein.
    René Bavarois gab einen schwer deutbaren Grunzlaut von sich und zog seine Dienstwaffe. „Patricia Kaplan hat er ja erst seit gestern, aber Mafros Exfreundin ist jetzt schon fast vier Wochen in der Gewalt dieses kranken Irren, Khalil. So lange hat er bisher keine der anderen Frauen bei sich behalten. Die meisten hat er mehr oder weniger am selben Tag getötet, an dem er sie entführt hatte.“ Der Commandant de Police hielt kurz inne. „Wir müssen befürchten, dass der Dreckskerl sie schon lange getötet hat. Ich hoffe nur, er verrät uns wenigstens, wo wir die Überreste finden. Ich habe keine Lust auf ein weiteres Debakel wie bei Dr. Kahn.“
    Während er zusammen mit dem Berber weiter durchs Gehölz pirschte, drehte er innerlich alle Alternativen des kommenden Zugriffs um und um. Würden sie tatsächlich rechtzeitig kommen, um Patricia Kaplan lebend zu befreien, ehe dieses Monster eine seiner kranken Strafaktionen an ihr durchexerzierte? Bavarois bezweifelte es. Zehn Menschenleben hatte der Kerl jetzt auf seinem Gewissen. Sechs Frauen von Anfang zwanzig bis Mitte fünfzig und vier Männer. Einer davon Polizist – einer der Besten. In Gedanken repetierte er die Ereignisse der letzten Stunden.
    Am Sonntag hatte der Facebook-Killer – Bavarois weigerte sich, seiner Nemesis der letzten Monate gedanklich ihren wahren Namen zu geben, obgleich er ihn dank der Wölfin jetzt kannte – Patricia Kaplan im Café Marly getroffen, nachdem er sie im Chat überredet hatte, sich dort mit ihm zum Abendessen zu treffen. Das wussten sie aus dem Chat-Transkript, das ihnen Langley aus Dublin übersandt hatte. Als sie in der Nacht endlich den Grundbucheintrag über das Häuschen im Wald gefunden hatten, den das Monster mittels seiner IT-Kenntnisse vor aller Augen mitten im System versteckt hatte, fühlte sich das im ersten Augenblick wie ein Durchbruch an. Aber mittlerweile saß ein mit zu viel Magensäure bestrichener Eisklumpen ganz tief in René Bavarois’ Eingeweiden, und er wurde das Gefühl nicht los, dass selbst das Teil des perfiden Spiels des Killers war. Dass sie wieder einmal zu spät kommen würden.
    Er erinnerte sich an den Telefonanruf des Killers in der Präfektur. Das war nicht einmal zwei Wochen her, und trotzdem kam es dem Commandant de Police vor, als läge eine Ewigkeit zwischen jenen Minuten, in der die Welt in der Telefonzentrale den Atem angehalten hatte, und diesem schicksalhaften Frühlingsabend hier. Was hatte das Monster noch gleich über Mafro gesagt?
    „Grüßen Sie ihn von mir, Docteur Wolf. Sagen Sie ihm, er war zu langsam für die läuternden Flammen. Sie alle werden immer zu langsam sein. Ich bin das Werkzeug SEINER Rache, und ich bin unaufhaltsam …“
    Dreckschwein.
    „Bavarois hier. Langsam vorrücken“, murmelte er in das Funkgerät, das ihm der Leiter des Mobilen Einsatzkommandos am Parkplatz am Trimm-dich-Pfad in die Hand gedrückt hatte. Schweiß rann ihm unter Jackett und blassrosa Hemd über den Rücken. Rings um ihn her sah er schwarz gerüstete GIGN-Beamte in Sturmmontur durch den Wald vorrücken wie lautlose Schatten, die Waffen im Anschlag. Diese Männer waren für Einsätze wie diesen trainiert. Schwarze Ritter der Justiz im Hightech-Kampf gegen die perversen Drachen aus den Abgründen der menschlichen

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