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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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sexuell erregen. Vielleicht ist das sogar der einzige Weg für ihn, sich sexuell zu stimulieren. Er sieht dem Sterben zu, er weidet sich daran, ein Voyeur, ein Gewaltpornograf.“
    „Von daher halten wir es auch für gut möglich, dass er an den Tatorten bleibt beziehungsweise zu ihnen zurückkehrt, wenn die Einsatzkräfte eintreffen und sich Schaulustige versammeln“, übernahm Fronzac nahtlos den Vortragsfaden. „Deshalb eine Bitte speziell an die Uniformen unter euch: Wenn ihr am Tatort seid, achtet auf die Gaffer. Redet mit ihnen, prägt sie euch ein, macht Fotos oder nach Möglichkeit sogar Videos. Achtet auf die Körpersprache der Menschen vor Ort. Notiert euch die Autonummern in der Nähe geparkter Fahrzeuge. Wenn wir wieder irgendwo eine Frauenleiche mit Bibelvers finden, ist der Kerl in der Nähe, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Wir kriegen ihn.“
    „Wenn wir wieder irgendwo eine Frauenleiche mit Bibelvers finden?“, hakte Larbi nach. Es war das erste Mal in der Besprechung, dass der Berber sich zu Wort meldete. Bisher hatte auch er sich eifrig Notizen gemacht. „Das klingt, als hieltet ihr das für unvermeidlich. Die Flics sollen die Augen offen halten, wenn sie am Tatort sind. Sie sollen sich Nummernschilder notieren. Da fehlt zwar vorsichtshalber das Futur, aber es soll ja wohl eigentlich heißen ‚am nächsten Tatort‘, oder? Was mich interessieren würde: Was gedenken wir zu tun, um zu verhindern, dass es einen nächsten Tatort gibt?“
    Der Berber war cleverer, als er einen mit der rauen Schale und den Machosprüchen glauben machen wollte. Und auch er wollte den Facebook-Killer erwischen, Geza sah es am Blitzen seiner Augen.
    „Es geht hier um den Schutz potenzieller weiterer Opfer, Frau Doktor“, fuhr er fort. Ja, er war ein guter Bulle im wahrsten Sinne des Wortes. Sie bemerkte, dass der Commandant ihr einen schwer zu deutenden Blick zuwarf.
    Geza krümmte sich innerlich. Sie konnte sich doch nicht hier mitten in den Besprechungsraum stellen und sagen, dass diese Sache eine Nummer zu groß für sie war … Ihr war völlig klar, warum sich Bavarois bis zum Schluss so gegen die Vorstellung eines Serien-Frauenmörders gesträubt hatte. Der Stadt drohte eine Panik, vor allem, wenn die Medien ihre Kampagnen fortführten, dann bestand die Gefahr, dass die Sache komplett aus dem Ruder lief.
    „Wir können nicht mehr einfach die Toten begraben und so tun, als sei nichts gewesen“, fasste der Berber nach. „Sehen wir den Tatsachen ins Auge – und helfen Sie uns, den Kerl zu schnappen, bevor er sich sein nächstes Opfer schnappt.“
    Dann fiel sein Blick auf Mafro. Der Kollege mit dem Wuschelkopf war weiß wie die Wand. „Oh nein“, dachte Khalil. „Seine Ex … ich Idiot …“
    „Ich habe Monsieur Manet, der heute aus Krankheitsgründen nicht hier sein kann, beauftragt, in den Datenbanken aller Behörden des Großraums Paris mit geeigneten Suchalgorithmen nach Verbrechen aus der gesamten Metropolregion zu graben, die in die Frühphase unseres Täters gehören können“, sagte Geza in die entstehende peinliche Stille hinein. „Außerdem schaut er sich alle ungeklärten Mordfälle in der Stadt an; erstmal zwei Jahre zurück, und wenn er damit durch ist, arbeitet er sich immer jahreweise weiter in die Vergangenheit. Er ist angewiesen, sich nötigenfalls Hilfe zu suchen. Der Schlüssel in Fällen wie diesem ist häufig, ein sehr frühes Verbrechen zu finden, am besten das erste. Wir müssen herausfinde, wie diese Mordserie begann. Was hat ihn zu seinem ersten Mord getrieben? Wenn wir diesen ersten Fall identifizieren können, dann ist es nur noch ein winziger Schritt, bis wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Bis wir einen Namen haben, eine Adresse, ein Gesicht.“ Sie sah zu Bavarois hinüber. „Parallel spricht Commandant Bavarois mit Facebook Frankreich, aber die sind noch nicht überzeugt, dass ihre Plattform eine zentrale Rolle bei den Planungen eines Serienkillers spielen könnte. Außerdem haben sie in letzter Zeit von Datenschützern, Bedenkenträgern aus der Pädagogenecke und den bürgerlichen Medien, kurzum, von allen Seiten derart wegen mangelnden Schutzes personenbezogener Daten Druck bekommen, dass sie paradoxerweise ausgerechnet jetzt sehr zurückhaltend sind, was eine Kooperation mit uns angeht. Es kann sein, dass wir uns da alle erforderlichen Einsichten auf dem Prozessweg verschaffen müssen, denn gegen einen richterlichen Beschluss kann sich auch Facebook

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