Der Facebook-Killer
nicht sperren. Aber das wird dauern und kann mehrere Leben kosten.“
Fronzac seufzte frustriert.
„Gleichzeitig durchleuchten wir die Opfer genauer“, nahm die Wölfin den Faden wieder auf. Sie machte einen Schritt auf Khalil zu. „Monsieur Larbi, stellen Sie sich ein Team zusammen und drehen Sie im Leben der Opfer jeden Stein um. Machen Sie die Facebook-Theorie wasserdicht, aber schauen Sie sich auch im familiären und sozialen Hintergrund der Opfer um. Sparen Sie sexuelle Aspekte ihres Lebens auf keinen Fall aus. Es muss einen Grund geben, warum der Kerl sich ausgerechnet diese Opfer auswählt, und ich will, dass wir den in den nächsten paar Tagen so genau wie möglich formulieren können. Dass die Auswahl der Opfer nicht zufällig ist, ist klar, aber wir brauchen die exakten Kriterien.“
„Die Opferauswahl ist selten zufällig“, warf Dr. Eude altklug ein.
Geza ignorierte die Bemerkung ihrer bebrillten Kollegin. „Wenn wir exakt sagen können, worin die Verbindung zwischen allen Opfern besteht, ist das ein weiteres sehr entscheidendes Mosaiksteinchen. Es liefert uns einen weiteren Hinweis auf den Täter.“
„Klingt jedenfalls besser, als mir die Eier zu schaukeln, bis er wieder zuschlägt“, nickte der Berber. „Aber wenn es ein weiteres Opfer geben sollte …“
„Er wird nicht aufhören“, fiel ihm Dr. Eude mit düsterer Stimme ins Wort. Geza funkelte sie an. Eude ignorierte es, nahm ihre Brille ab und rieb sich müde die Augen.
„Dann gilt das, was Commissaire Fronzac vorhin gesagt hat“, antwortete die Wölfin unbeirrt.
Dann klatschte Bavarois vernehmlich in die Hände. Seine Augen leuchteten, als habe ihn das Jagdfieber gepackt. „Genug geredet. An die Arbeit. Khalil, Sie bleiben hier und lassen sich von Madame Wolf nochmal eingehender briefen – Sie müssen hundertprozentig kapiert haben, worauf es bei Ihrer Hintergrundrecherche ankommt. Alle anderen: an die Arbeit, aber haltet Augen und Ohren offen. In Paris treibt ein Serienmörder sein Unwesen.“
„Ja“, dachte Geza, „der Serienmörder, den du nicht hast wahrhaben wollen.“
„Der Typ steht auf kranke Spielchen, meine Damen, meine Herren“, fuhr Bavarois fort, „und wir sollten, wie es so schön heißt, allzeit bereit sein. Vierundzwanzig Stunden am Tag.“
„Ihr habt den Commandant gehört“, rief Fronzac. „Dieser sogenannte Facebook-Killer hat Blut geleckt, und er wird mehr davon wollen. Aber ich will keine weitere Frauenleiche in unseren Straßen liegen sehen. Wir jagen diesen Kerl, Tag und Nacht, und wir werden ihn aufhalten.“ Dann erhob er sich und griff nach seiner Jacke. Khalil bahnte sich zwischen den leeren Stühlen hindurch einen Weg zu Geza. Die hatte sich zu den Bildern der Opfer umgedreht, berührte das von Danielle leicht mit den Fingerspitzen. In ihrem Kopf halten die Namen nach:
Nadine Weill.
Kylian Brousse.
Léa Gerzon.
Michelle Tourrende.
Nicolas de Ségur.
Danielle Kahn. Danielle. Sein letztes Opfer.
Oh Gott. Wie durch einen Tunnel sah sie die blasse Totenvisage ihrer Freundin. Sah sie lachend, bei Kerzenschein, wie sie ihr wenige Tage zuvor Wein nachgegossen hatte. Ansteckend heiter trotz ihrer strengen Intellektuellenbrille. Klug. Lebendig.
„Guter Vortrag, Madame Wolf.“ Die raue Stimme des Berbers ertönte direkt hinter der Wölfin und riss sie aus ihren Gedanken. Seine dunklen Augen glitzerten geheimnisvoll auf sie herab.
„Monsieur Larbi … ich habe Sie gar nicht näherkommen hören.“
Er nahm sie bei der Schulter und schob sie mit sanfter Gewalt beiseite, so dass Sie Danielles Bild nicht mehr sehen konnte. „Ich bin froh, dass der Chef Sie zu Hilfe gerufen hat. Sie sind besser als Eude“, sagte er schlicht und ungewohnt ernst.
Ihr Blick irrte hinüber zu den Teilnehmern der gerade zu Ende gegangenen Besprechung. Kaum jemand war bisher gegangen; fast alle standen in Grüppchen beisammen, die sich naturgemäß im Türbereich am dichtesten drängten. Es wurde mit verhaltenen Stimmen, aber nichtsdestoweniger erregt diskutiert. „Ich will auch keine weitere Frauenleiche mehr auf der Straße liegen sehen“, sagte sie plötzlich.
„Geht mir genauso“, nickte der Berber. Er atmete tief ein, und seine breiten Schultern hoben sich dabei. „Ich war auch mit Kyl befreundet, wissen Sie – wenn auch nicht so eng wie Mafro.“
Sie hob den Kopf und sah ihm genau in die Augen. „Eude hat recht: Er wird nicht aufhören. Also müssen wir ihm das Handwerk legen.“
Er erwiderte
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