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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Manets Wagen –, lohnte es sich nach Einbruch der Dunkelheit meist mehr als am Tag, draußen zu sitzen.
    Das Essen im Café Marly war durchaus lecker, jedoch nach Manets Dafürhalten nicht außergewöhnlich. Die Preise waren ziemlich gesalzen, aber für Pariser Verhältnisse im Grunde noch in Ordnung. An diesem lauen Märzabend war er nicht wegen kulinarischer Genüsse hier, sondern wegen Patricia Kaplan. Sie war hier verabredet – nicht mit Kristof Manet natürlich, auch nicht mit Vince Vega, sondern – auch wenn sie das nicht ahnte – mit keinem Geringeren als mit Azrael, dem Engel des Todes. Er würde in dieser Nacht über sie kommen, und bald würde er Gottes Strafgericht an ihr vollziehen. Wie all die Dreckfotzen, die zu bestrafen der HERR ihm aufgetragen hatte, hatte er sie im Internet kennengelernt, bei einem seiner Fischzüge auf Facebook. Sie hatten stundenlang miteinander gechattet, hatten einander endlose private Nachrichten gesandt.
    Er hatte sie wie so viele Frauen auf gut Glück angeschrieben, einfach um sie zu testen. Er hatte sie zuvor ein einziges Mal auf einer Polizeiweihnachtsfeier gesehen; sie war die feste Freundin seines Kollegen Théo Froissart, eines Kommissarsanwärters, der noch ziemlich grün hinter den Ohren war und wahrscheinlich irgendwann als ewiges Talent auf irgendeiner Vorortdienststelle versauern würde. Froissart war einer von diesen Typen, von denen es immer hieß, sie stünden gerade kurz vor dem großen Karrieresprung – und das, bis sie in die vorzeitige Pension gingen.
    Er hatte die Untreue, den Makel der Schlange, an Froissarts Freundin förmlich gerochen … sie entsprach in allen Details dem Klischee der dauergeilen, drallen, hübschen blonden Krankenschwester. Und natürlich, wie hätte es auch anders sein können, war sie voll auf Vince Vega abgefahren. Er hatte sich in der Kantine lediglich ein paarmal zu Froissart an den Tisch gesetzt, hatte ihn ein paar Mittagessen lang studiert und so bald herausgefunden, wie Vince Vega für sie sein musste, wie er sich zu präsentieren hatte, um ihre Treue auf die Probe zu stellen: intelligent, aber nicht belehrend, sensibel, aber kein Weichei, gefühlvoll, aber eben kein Frauenversteher wie ihr Théo.
    So langsam, dachte Azrael, würde wohl die Phase der ersten, noch verleugneten Enttäuschung bei ihr einsetzen. Er sah auf seine Armbanduhr: Sie wartete seit mittlerweile knapp über zwanzig Minuten, und er war noch nicht erschienen. Ob sie sich vielleicht Sorgen um ihn machte? Es mochte „Vincent“ ja etwas zugestoßen sein … oder ob die ersten Zweifel schon aufgekommen waren, ob der Mann, auf den sie wartete, überhaupt noch kommen würde? Auf jeden Fall war sie mittlerweile sicher leicht verstört … immerhin hatte er das Treffen vorgeschlagen, nicht sie, und sie war in diesem Nobelrestaurant vollkommen deplatziert!
    Azrael stieg aus und schlenderte ohne jede Eile über die Straße. Er betrachtete Patricia Kaplan durch die Scheibe des Restaurants: eine wirklich gute Figur, vielleicht ein klein wenig auf der properen Seite, aber dem Anlass gemäß gekleidet, gut angezogen, elegant geschminkt, das Haar frisch gemacht. Sie hatte sich alle Mühe gegeben, ihm zu gefallen. Azrael setzte sich auf eine Bank und beobachtete bis genau 21 Uhr 45 im Lichte der Straßenlaternen Passanten. Dann öffnete er die Tür des Café Marly und steuerte gemessenen Schrittes auf Patricia Kaplans Tisch zu. Es würde alles so einfach werden … geradezu lächerlich einfach …

    21.3.2011, 0:02
    Café Marly
    Rue de Rivoli, Paris
    Deutlich angeschickert traten die beiden Turteltäubchen über zwei Stunden später auf die Straße. Sie hatten gut gegessen, gut getrunken, und nun begleitete Gabriel, wie Azrael sich einer Laune folgend für diesen Abend genannt hatte (ach, er liebte Engelsnamen einfach!), Patricia Kaplan zu ihrem Wagen. Er hatte ihr eine großzügig bemessene Dosis Ketamin in den Digestif gegeben, und das Zeug zeigte mittlerweile deutlich Wirkung. Patricia Kaplan war definitiv fahruntauglich. Er nahm ihr gewandt den Autoschlüssel aus der Hand, nachdem sie ihn umständlich aus ihrer überdimensionierten kunstledernen Handtasche gekramt hatte, entriegelte per Knopfdruck die Fahrertür und hielt sie ihr galant auf, damit sie bequem einsteigen konnte. Patricia Kaplan schwankte und musste sich einen Augenblick an der Dachreling ihres Wagens festhalten, um nicht der Länge nach auf die Straße zu knallen. Doch als sie sich behutsam setzte,

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