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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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gesamte Fahrt über bewusstlos gewesen war, rührte sich zum ersten Mal.
    Sie drehte den Kopf in seine Richtung. „Wohin … bringst … du mich?“, lallte sie mit schwerer Zunge.
    „Ins Haus des Todes, meine Liebe“, antwortete der Mann, den sie den Facebook-Killer nannten, ausgesucht höflich. „Die Zeugin ist bereit für dich, sie harrt deiner. Und dein Kreuz wartet ebenfalls schon.“

    21.3.2011, 02:12
    Préfecture de Police
    Rue de la Cité, Paris
    „Dann haben unsere Pathologen vielleicht bei Léa Gerzon ein wenig danebengelegen – oder das lange Hängen draußen im Bois de Boulogne hat die Bestimmung des Todeszeitpunktes einfach erschwert“, mutmaßte Mafro und rieb sich das Gesicht, wie er es immer tat, wenn er sehr übermüdet war. „Sie ist dann vermutlich nicht im Frühsommer des Jahres 2010 gestorben, wie Raphaël Zach annahm, sondern auch am 3. März, nämlich wieder ein Jahr später.“
    „Genau das, und jetzt kommen wir an den Punkt, wo er die Kontrolle verliert“, stimmte Geza zu. „Ich hatte Monsieur Manet auf dessen Bitten hin nämlich mein vorläufiges psychologisches Profil lesen lassen, ehe ich es Ihnen allen vorgetragen habe. Er fühlte sich provoziert, verlor die Nerven und schlug sofort wieder zu. Diesmal aber rief er Sie telefonisch auf den Plan – natürlich ohne Ihnen wirklich eine Chance zu lassen, rechtzeitig zur Rettung des Opfers aufzukreuzen –, um sich seine Allmacht zu beweisen. Damit Sie auch ja keine Chance hatten, sie zu retten, schlug er seinem Opfer, das laut dem von ihm gewählten Bibeltext eine Art Brandopfer sein sollte, vorsichtshalber lieber mal den Schädel ein. So kam es zum außerplanmäßigen Tod der Stewardess Michelle Tourrende.“
    Plötzlich durchzuckte Mafro eine Idee. Er hob die Hand, um die Wölfin kurz zu unterbrechen, zückte sein Handy und wählte kurz entschlossen und ohne Rücksicht auf die Uhrzeit Dr. Eude an.
    „Nadine …? Ja, ich weiß wie spät es ist. Hast du schon geschlafen? … Okay, tut mir leid. Aber es geht um Manet. Sag mal, du warst doch damals als Einzige von uns allen zu seiner Hochzeit eingeladen, erinnere ich mich da richtig? Hm, ja. Warst du auch dort?“
    „Du bist irre, Mafro“, murmelte Dr. Eude schlaftrunken in ihr Handy. „Du rufst mich allen Ernstes mitten in der Nacht an, um mich das zu fragen?“
    Mafro überging ihren Protest. „Hör zu, Nadine, bei Hochzeiten gibt’s doch üblicherweise Programmpunkte – irgendwelche peinlichen Spielchen, aber eben auch Musikdarbietungen. Erinnerst du dich, ob es bei den Manets irgendetwas in der Art gab?“
    Eine Weile war es still in der Leitung. Dann, nach einer Zeitspanne, die Mafro vorkam wie eine Ewigkeit, sagte Dr. Eude, die mit einem Mal viel wacher wirkte: „Ja, gab es. Da ist ein ziemlich begabter klassischer Bariton aufgetreten, den Madame Manet in ihrer Anmoderation seiner Darbietung als ihre erste große Liebe vorstellte. Ich glaube, mich zu erinnern, dass ich das damals als sehr unpassend empfand … irgendwie mehr intime Informationen, als ich hätte haben wollen. Ich erinnere mich auch, dass Manet den Saal verließ – er wollte den Typen offenbar nicht singen hören. War übrigens insgesamt eine echt grauenvolle Hochzeit, das.“
    „Kannst du dich an den Namen des Mannes erinnern, Nadine?“, fragte Mafro in banger Hoffnung.
    „Ja, kann ich. Wir haben noch gewitzelt, ob er vielleicht der uneheliche Sohn des ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission, Jacques Delors, war – der Mann hieß Jerome Delors.“ Pause. Dann fragte die Kriminalpsychologin: „Was hat es mit dem Sänger auf sich, Mafro?“
    „Ich weiß es noch nicht“, antwortete ihr Kollege in der Präfektur. „Warte einen Moment.“
    Er legte den Hörer auf den Schreibtisch und stellte das Telefon auf Lautsprecher. Dann nahm er einen Schluck Kaffee und begann, wie wild auf seine Tastatur einzuhämmern.
    „Da haben wir’s“, sagte er nach einer knappen Minute. „Jerome Delors wurde am 16.11.2007 mit durchschnittener Kehle in einer Gondel des Funiculaire de Montmartre gefunden. Es war nicht der Tatort. Wir haben damals sogar, wie ich hier lese, einen anonymen Tipp bekommen, es handle sich um eine Beziehungstat. Aber dem ging niemand so recht nach – wobei wahrscheinlich Manet nachgeholfen hat. Der Mord konnte nie aufgeklärt werden.“
    „Das klingt, als könntet ihr Hilfe brauchen. Ich komme rein“, sagte Dr. Eude, klappte ihr Handy zu und sprang aus dem Bett.

    Wenige Minuten, nachdem

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