Der Fälscher aus dem Jenseits
Ihnen nicht. Was ist das für eine Idee?«
»Ich hab ihn gefragt, ob es ihm Spaß machen würde, seine Memoiren zu schreiben.«
»Und er hat Ja gesagt?«
»Ich warte noch auf seine Antwort.«
Sobald William Marlow gegangen war, berichtete die Lektorin natürlich sofort der Direktion von diesem Gespräch. Als William zwei Wochen später anrief, um zu sagen, dass der Milliardär einverstanden sei, kam die Maschinerie gleich in Gang. Sofort erhielt er einen Termin beim »großen Boss«.
William Marlow trat ein, nicht im Geringsten beeindruckt darüber, dass er es hier mit dem Big Boss des größten Verlagshauses der Welt zu tun hatte, oder darüber, dass er Kopf und Kragen riskierte. Ehrlich gesagt, hatte ihn bisher noch nie etwas beeindruckt. Er legte drei Briefe auf den Schreibtisch. Alle waren mit »Hughes« unterzeichnet. Kein Zweifel, das war dessen Schrift. Im letzten Brief bat der Milliardär ihn, William Marlow, seine Biografie zu schreiben.
»Nun, was halten Sie davon?«
»Das ist fantastisch!«
»Das ist das Geschäft des Jahrhunderts, wollen Sie sagen. Wenn Sie möchten, dass ich zusage. kostet das 150 000 Dollar.«
»Die bekommen Sie.«
Das war zwar eine gewaltige Summe, doch der Chef von MacGraw-Hill dachte nicht eine Sekunde daran zu feilschen. Dazu hatte er viel zu große Angst, Marlow könne zu einem anderen Verlag gehen.
»Prima. Also wir gehen jetzt folgendermaßen vor. Hughes hat mir telefonisch Anweisungen erteilt. Er hat deutlich gesagt, dass er nur mich sehen will. Sobald eine andere Person mit ihm Kontakt aufnimmt, bläst er alles ab.«
»Verstanden.«
»Der Vorschuss von 150 000 Dollar ist für mich persönlich. Er selbst möchte 500 000 Dollar bei der Unterzeichnung des Vertrags.«
Das war schon wieder eine riesige Summe, aber der Verleger widersprach nicht. Bei so einem Buch war sie völlig normal. Die Memoiren von Howard Hughes konnten viele Millionen einbringen.
»Die Summe wird mit einem Scheck gezahlt, der auf meinem Namen ausgestellt ist. Anschließend überweise ich das Geld nach einem Verfahren, das Hughes mir noch erläutert, auf ein Konto von ihm.«
Das war der entscheidende Moment. Doch daran, dass der Verleger nicht die geringste Reaktion zeigte, merkte Marlow, dass er mit Howard Hughes genau die richtige Wahl getroffen hatte. Eine solche Forderung hätte unter anderen Umständen sofort Verdacht erregt. Hier jedoch entsprach sie haargenau der krankhaften Geheimniskrämerei des Milliardärs.
»Okay. Was haben Sie als Nächstes vor?«
»Ich fliege nach Puerto Rico. Natürlich allein. Und ich muss Ihnen nicht erst erklären, dass Hughes es mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, sofort erfährt, wenn Sie mich von einem Anwalt, einem Detektiv oder wem auch immer beschatten lassen. Dann bläst er alles ab.«
»So etwas käme überhaupt nicht in Frage. Ich lasse den Vertrag aufstellen. Viel Glück, William.«
William Marlow ging. Er blieb zwei Wochen lang fort, in denen bei MacGraw-Hill große Aufregung herrschte. Am 5. März 1971 kehrte er mit dem Vertrag in der Hand zurück. Mit seinem üblichen, nonchalanten Charme legte er ihn dem Big Boss auf den Schreibtisch.
»Geschafft. Er hat unterschrieben. Sie können es nachprüfen.«
Natürlich wollte der Verleger das nachprüfen, allerdings nicht selbst. Er hatte drei der renommiertesten Grafologen der Vereinigten Staaten kommen lassen, die sich sofort über das Dokument beugten. Für William war das der zweite heikle Moment. Trotzdem war er zuversichtlich. Seit drei Monaten hatte er nichts anderes getan, als Howard Hughes’ Handschrift und Signatur einzuüben, bis sie ihm fast in Fleisch und Blut übergegangen waren. Nach langer Untersuchung legten die drei Experten ihre Lupen zur Seite.
»Kein Zweifel, die ist von ihm.«
Der Verleger dankte ihnen. Gleich nachdem sie gegangen waren, zog er einen Scheck aus der Tasche. Marlow warf einen flüchtigen Blick darauf.
»500 000 Dollar auf meinen Namen. Perfekt.«
Der Boss von MacGraw-Hill wirkte leicht verlegen. »William, darf ich Sie fragen, wie Sie die Summe Hughes zukommen lassen wollen? Nicht, dass ich Ihnen misstraue, aber ich muss dem Verwaltungsrat Rechenschaft ablegen.«
»Ganz einfach! Ich habe ihm einen Scheck über 500 000 Dollar ausgestellt. Mit Ihrem eröffne ich ein Konto in der Schweiz, und meinen löst er dann dort drüben ein.«
»Will er selbst hinfahren?«
»Nein, seine Frau. Er hat ihr eine Vollmacht erteilt.«
»Ist er
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