Der Fälscher aus dem Jenseits
Ausbeute an Knochen.
Nach ein paar Monaten wechselte Luigi die Wohnung und ließ sich in einem viel komfortableren Appartement nieder. Seine Frau konnte sich jetzt auch neue Kleider kaufen. Der »Handel« blühte. Regelmäßig verkaufte Luigi irgendeinem reichen und sentimentalen Neapolitaner oder einer Neapolitanerin einen Knochen. Er musste mittlerweile sogar eine Sekretärin anstellen, um seine Geschäfte zu regeln.
Da Luigi jetzt eine glänzendere soziale Stellung als vorher einnahm, konnte er es sich natürlich nicht mehr erlauben, die Gässchen Neapels zu durchstreifen und in Mülltonnen zu wühlen. Er musste sich also eine ganze Horde von Asozialen aller Altersstufen zulegen, die an seiner Stelle die Mülltonnen durchkämmten. Jeder neue Knochen wurde daraufhin gegen einige Zehnlirescheine getauscht und der gleichen Behandlung unterzogen wie der, den Luigi damals an die Comtesse verkauft hatte. Und jeder wurde zu den gleichen Bedingungen weiterverkauft. Luigi fuhr jetzt allerdings in einem großräumigen amerikanischen Wagen vor, auch wenn er ihn im Gebrauchthandel erstanden hatte. Alles hat jedoch irgendwann ein Ende. Zwischen dem Hafen und den Barockpalazzi verbreitete sich ein Gerücht und die Polizei beschäftigte sich deshalb näher mit Luigis Knochen. Luigi wurde wegen Betrugs festgenommen. Man stellte fest, dass er seit drei Jahren einen höchst nostalgischen Handel betrieb. Er hatte ehemaligen Faschisten »Reliquien« verkauft. Es war ihm gelungen, ungefähr hundert Knochen zu verkaufen, die, seinen Worten nach, von der Leiche Mussolinis, also des Duce, stammten, dessen Körper 1945 neben der Leiche seiner Geliebten Clara Petacci an einem Fleischerhaken aufgehängt worden war.
Der Autor
Pierre Bellemare wurde 1929 in Frankreich geboren. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für Technik und Reportage und wurde Mitarbeiter beim Hörfunk und später Produzent beim Fernsehen. 1955 begann seine erste Sendereihe: »Vous êtes formidable«. Mit dieser Live-Sendung wurde Pierre Bellemare zum berühmtesten und erfolgreichsten Rundfunk- und Fernsehmann in Frankreich.
Von 1972 bis 1986 leitete er die Sendung »Les dossiers extraordinaires«, in der er täglich live unglaubliche Geschichten erzählte, zuerst im Fernsehen, dann im Rundfunk. Der Erfolg dieser Sendungen war so überwältigend, dass Pierre Bellemare seine Geschichten veröffentlichte.
Bisher sind in der nymphenburger erschienen: »Der Mann, der nicht zu hängen war« (1987), »Ein Alptraum für fünf Dollar« (1988), »Depesche aus dem Jenseits« (1989), »Das verwunschene Haus« (1993), »Nächte des Schreckens« (1994).
Jean-Marc Epinoux und Jean-François Nahmias sind enge Mitarbeiter von Pierre Bellemare und Co-Autoren der Geschichten.
Folgende Geschichten wurden von Antoinette Gittinger übersetzt:
Das Diamantenkollier
Das schöne Phantomschiff
Der Fälscher aus dem Jenseits
Die belgische Witwe
Edler Trödel
Ein ausgeklügeltes System
Ein kostbares Metall
Eine ernüchternde Rettung
Eine Kassenangestellte bereut
Eine verblüffende Angelegenheit
Freunde im Schatten
Italienische Reliquien
Stilkommode zu verkaufen
Vorsicht vor Geldautomaten!
Zerstreute Möbelpacker
Folgende Geschichten wurden von Klaus Jöken übersetzt:
Das Halsband der Königin
Der falsche Schatz von Rennes-le-Château
Der falsche Utrillo
Der Schmuggel mit Uranium
Die echten falschen Tausender
Die Memoiren des Howard Hughes
Die Stavisky-Affäre
Die Wunderheilung
Liebesgrüße von der Venus
Meegeren van Delft
Thérèse Humberts Geldschrank
1 + 1=3
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