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Der Falke des Pharao

Der Falke des Pharao

Titel: Der Falke des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda S. Robinson
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sagte mit einer Stimme, die vom Schreien heiser war: »Aton ist der einzige wahre Gott, wie Eure Majestät es sagten.«
    Ay nickte ihm zu, aber die Bewegung war so leicht, daß Meren es sich genausogut auch eingebildet haben konnte.
    »Die Worte kommen Euch leicht über die Lippen«, sagte der König. »Aber mein Vater hat mir einen Weg gezeigt, Eurem Ka die Wahrheit abzufordern. Bringt ihn her zu mir.«
    Die Wachen zerrten ihn hinter dem König her, weiter ins Zelleninnere hinein. Sie machten vor einem Mann halt, der hinter einer glühenden Kohlenpfanne kauerte. Merens Gesichtsfeld füllte sich mit dem rot-weißen Glühen des Feuers. Bevor er noch protestieren konnte, wurde er rücklings auf den Boden geworfen. Diesmal konnte er den Schrei nicht unterdrücken, als sein geschundener Körper auf dem Boden aufkam. Ein schwerer, schwitzender Körper landete auf seiner Brust. Meren krümmte sich und versuchte den Wachmann abzuwerfen, aber dieser war zweimal so schwer wie er.
    Sie drehten sein Gesicht der Kohlenpfanne zu. Daneben konnte er die feinen Falten des Gewandes, das der Pharao trug, sowie die Spitze einer goldenen Sandale erkennen. Er kämpfte gegen die Wachen an, um sie daran zu hindern, seinen rechten Arm auszustrecken. Ein Wachmann kniete auf seinem Oberarm, so daß dieser taub wurde. Der Mann hinter der Kohlenpfanne hob ein glühendheißes Brenneisen und näherte sich Meren.
    Er konnte seinen Arm nicht sehen, weil der Wachmann darauf kniete. Er spürte, wie jemand mit einem feuchten Tuch sein Handgelenk abwischte, und sah, wie sich das Brenneisen hob. Es war die Sonnenscheibe, das Symbol des Aton, der Kreis mit den stockähnlichen Strahlen, die davon ausgingen und in stilisierten Händen mündeten. Die glühende Sonnenscheibe schwebte in der Luft und senkte sich geschwind herab, als der Wachmann das heiße Metall auf Merens Arm preßte.
    Nachdem das Brenneisen sein Handgelenk berührt hatte, dauerte es einen Augenblick, bis ihn der erste, heftige Schmerz traf. Während dieser kurzen Zeitspanne nahm Meren zum ersten Mal den Geruch brennenden Fleisches wahr. Dann schrie er. Mit ihm schrie sein versengtes Fleisch. Jeder Muskel hatte sich verkrampft, während der Wachmann das Brenneisen auf sein Handgelenk hielt. Als es weggenommen wurde, brach Meren am ganzen Körper der Schweiß aus. Er zitterte, als der Schmerz ihn von seinem Handgelenk ausgehend überrollte.
    Er verlor kurz das Bewußtsein, und als er die Augen öffnete, waren die Männer, die ihn festgehalten hatten, verschwunden. Der, der ihn gebrandmarkt hatte, verteilte eine Salbe auf seinem verbrannten Fleisch. Der Schmerz ließ langsam nach. Hände hoben ihn hoch, damit er dem König ins Gesicht sah. Echnatons feurigschwarze Augen brannten sich in ihn hinein, wie kein Brenneisen es jemals vermocht hatte. Der Pharao nahm Merens Hand und drehte sie, um das verstümmelte Handgelenk zu entblößen und studierte das karmesinrote Symbol seines Gottes. Dann legte er Merens Hand in Ays Hand.
    »Er ist nun Euer. Aber denkt daran, meine göttliche Majestät wird wissen, wenn der Junge falsch spielt. Wenn er vom Pfad der Wahrheit abkommt, stirbt er.«
    Stirbt er. Meren bedeckte seine Ohren, um die Stimme zu verbannen, an die er sich heute, nach sechzehn Jahren, immer noch erinnerte. Er wandte sich um, hob seine Beine und setzte seine Füße auf die kühlen Bodenfliesen. Als er stand, machte er drei Schritte, schob die duftigen Vorhänge, die sein Bett umgaben, beiseite, und stieg von dem Podium herunter. Das Mondlicht ergoß sich durch die geöffnete Tür ins Zimmer. Die Tür führte hinaus zu einem Teich, in dem sich das Mondlicht spiegelte. Meren ging in den Garten hinaus und kniete am Wasser nieder. Er tauchte die Hände hinein und benetzte sein Gesicht mit Wasser. Sein Blick fiel auf die weiße Narbe an seinem Handgelenk, und schnell drehte er den Arm so, daß er sie nicht mehr sehen konnte. Manchmal stach die alte Wunde ohne ersichtlichen Anlaß, und er stand Qualen aus in dem Versuch, sie nicht zu berühren. Er berührte sie niemals, nur dann, wenn er es mußte.
    Nachdem er in sein Gemach zurückgekehrt war, ging Meren direkt zu der Nische, in der sich eine Statue des Gottes Osiris befand. Er kniete nieder und sprach ein Gebet, in dem er den Gott bat, bei den anderen Göttern Fürsprache für ihn einzulegen. Nachdem er dies erledigt hatte, wandte er sich einem Kästchen zu, das mit Intarsien aus Türkisen und Elfenbein verziert war, nahm drei Lederbälle

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