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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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waren zahlreich vertreten, und Mr. Merritt wurde blaß, als er einen schönen Band mit der auffälligen Aufschrift Qanoon-e-Islam herausnahm und feststellen mußte, daß es sich in Wahrheit um das verbotene Necronomicon des verrückten Arabers Abdul Alhazred handelte, über das er die Leute einige Jahre zuvor so monströse Dinge hatte flüstern hören, nach der Aufdeckung namenloser Riten in dem sonderbaren kleinen Fischerdorf Kingsport in der Provinz Massachusetts-Bay.
    Merkwürdigerweise fühlte sich der ehrenwerte Gentleman jedoch auf die unerklärlichste Weise durch eine unbedeutende Einzelheit beunruhigt. Auf dem riesigen Mahagonitisch lag mit dem Rücken nach oben ein stark zerlesenes Exemplar von Borellus, das viele kryptische Randbemerkungen und Unterstreichungen in Curwens Handschrift aufwies. Das Buch war ungefähr in der Mitte aufgeschlagen, und in einem Absatz entdeckte Merritt unter den Reihen mystisch-schwarzer Buchstaben so dicke, zittrige Federstriche, daß er nicht der Versuchung widerstehen konnte, ihn zu lesen. Ob es nun der Inhalt der unterstrichenen Passage war oder die fieberhafte Stärke der Unterstreichungen, vermochte er nicht zu sagen; aber irgend etwas an dieser Kombination berührte ihn auf sehr eigenartige und ungute Weise. Er erinnerte sich des Wortlauts bis an sein Lebensende, schrieb ihn aus dem Gedächtnis in ein Tagebuch und versuchte einmal, die Worte seinem guten Freund Dr. Checkley vorzulesen, bis er bemerkte, in welch tiefe Verwirrung sie den urbanen Pfarrherrn stürzten. Der Absatz lautete wie folgt:
    »Die essentiellen Saltze von Thieren können dergestalt präpariret und conserviret werden, daß ein gewitzter Mann die gantze Arche Noah in seiner eigenen Studir-Stube zu haben und die vollkommne Gestalt eines Thieres nach Belieben aus der Asche desselbigen zu erwecken vermag; und vermittelst derselbigen Methode vermag ein Philosoph, ohne jede verbrecherische Necromantie, die Gestalt eines jeden todten Ahnen aus dem Staube zu erwecken, zu welchem sein Cörper zerfallen ist.« Doch die schlimmsten Dinge über Joseph Curwen raunte man sich an den Pieren entlang dem südlichen Teil der Town Street zu. Seeleute sind ein abergläubisches Volk; und die mit allen Wassern gewaschenen Seebären auf den zahllosen Rum-, Sklaven- und Melasse-Schaluppen, die Mannschaften der schnittigenKaperschiffe und der großen Briggs der Browns, Crawfords und Tillinghasts machten alle verstohlen irgendwelche magischen Zeichen, wenn sie die schlanke, trügerisch jugendliche Gestalt mit dem gelben Haar und der leicht vornübergebeugten Haltung erblickten, wie sie das Curwensche Lagerhaus in der Doubloon Street betrat oder mit den Kapitänen oder Ladungsaufsehern an dem langen Kai sprach, an dem Curwens Schiffe vor Anker lagen. Curwens eigene Aufseher und Kapitäne haßten und fürchteten ihn, und seine Seeleute waren allesamt Mischlingsgesindel aus Martinique, St. Eustatius, Havanna oder Port Royal. In gewisser Weise war es die Häufigkeit, mit der diese Seeleute ausgewechselt wurden, die den stärksten und greifbarsten Anlaß zu der Furcht lieferte, die diesen Mann umgab. So konnte es vorkommen, daß die Mannschaft in der Stadt für einen Landurlaub von Bord gehen durfte und der eine oder andere vielleicht mit einem Botengang betraut wurde; wenn die Mannschaft sich dann wieder an Bord versammelte, konnte man fast sicher sein, daß einer oder mehrere fehlten. Daß viele dieser Botengänge den Bauernhof an der Pawtuxet Road zum Ziel gehabt hatten und man nur wenige von dort hatte zurückkehren sehen, wurde nicht vergessen; im Laufe der Zeit wurde es deshalb für Curwen äußerst schwierig, seine seltsam zusammengewürfelten Mannschaften zu halten. Fast immer musterten mehrere Leute ab, sobald sie die Hafengerüchte in Providence gehört hatten, und es wurde für den Kaufmann ein immer größeres Problem, entsprechenden Ersatz von den Westindischen Inseln zu beschaffen.
    Um das Jahr 1760 war Joseph Curwen praktisch ein Ausgestoßener, den man finsterer Machenschaften und dämonischer Bündnisse verdächtigte, die um so bedrohlicher schienen, als man sie nicht benennen und verstehen oder gar ihre Existenz beweisen konnte. Einen letzten Anstoß mag die Affäre mit den vermißten Soldaten im Jahre 1785 gegeben haben, denn in den Monaten März und April jenes Jahres waren zwei königliche Regimenter auf dem Weg nach Neufrankreich in Providence einquartiert und aus unerklärlichen Gründen weit über die normale

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