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Der Fall Charles Dexter Ward

Titel: Der Fall Charles Dexter Ward Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Marmorkuppel des Parlamentsgebäudes ragte als gewaltige Silhouette empor, und die Statue auf ihrer Spitze bekam eine phantastische Gloriole, als eine der dunklen Schichtwolken aufriß, die den flammenden Himmel verdeckten.
    Als er größer war, begannen seine berühmten Spaziergänge;  anfangs an der Hand des ungeduldig weitergezogenen Kindermädchens und später allein, in träumerisches Grübeln versunken. Immer weiter den abschüssigen Hügel hinab wagte er sich, und jedesmal erreichte er noch ältere Schichten der alten Stadt. Zaghaft blieb er dann wohl unten an der steilen Jenckes Street stehen, mit ihren Hinterhöfen und den Giebeln im Kolonialstil an der Ecke zur schattigen Benefit Street, wo vor ihm ein altes Holzhaus mit zwei von ionischen Stützpfeilern getragenen Vordächern lag und neben ihm ein noch älteres Walmdachhaus mit Resten eines einstigen Bauernhofes und das große Haus des Richters Durfee mit schwindenden Spuren georgianischer Größe. Irgendwann würde das hier einmal ein Elendsviertel werden; aber die gigantischen Ulmen tauchten den Platz in beschönigenden Schatten, und der Junge schlenderte gewöhnlich in südlicher Richtung weiter, vorbei an den langen Häuserreihen aus der Zeit vor dem Freiheitskrieg mit ihren großen zentralen Kaminen und ihren klassischen Portalen. Auf der Ostseite standen sie auf hohen Fundamenten und hatten doppelte Aufgänge aus Steintreppen mit Geländern, und der junge Charles konnte sich ausmalen, wie sie ausgesehen hatten, als die Straße noch neu gewesen war und rote Sparren und Zahnleisten die Giebel geziert hatten, deren Verfall jetzt so offenkundig geworden war.
    Nach Westen hin fiel der Hügel fast so steil ab wie weiter oben, bis hinunter zur alten »Town Street«, die 1636 von den Stadtgründern am Flußufer angelegt worden war. Hier gab es zahllose kleine Gassen mit schiefen, zusammengekauerten Häusern von unermeßlichem Alter; und sosehr sie ihn auch faszinierten, wagte er es doch lange Zeit nicht, diese steilen Gäßchen zu betreten, aus Angst, sie könnten sich als Traumgebilde oder Tor zu unbekannten Schrecken erweisen. Viel weniger schlimm fand er es, die Benefit Street entlang weiterzugehen, vorbei am Eisenzaun des versteckten Friedhofes von St. John, der Rückseite des Colony House aus dem Jahre 1761 und den zerbröckelnden Mauern der Golden Ball Inn, in der Washington einmal abgestiegen war. An der Meeting Street, die früher einmal Goal Lane und dann King Street geheißen hatte, pflegte er in östlicher Richtung nach oben zu schauen, wo die Straße sich gewundener Treppen bedienen mußte, um den Abhang zu erklettern, und in westlicher Richtung nach unten, wo das alte, im Kolonialstil erbaute Schulhaus mit seiner Ziegelfassade über die Straße hinweg dem uralten Haus zu Shakespeares Kopf zulächelt, wo vor dem Freiheitskrieg die Providence Gazette and Country-Journal gedruckt worden war. Dann kam die wundervolle First Baptist Church aus dem Jahre 1775, prachtvoll mit ihrem unvergleichlichen Gibbs-Turm und den georgianischen Dächern und Kuppeln. Hier und weiter nach Süden wurde die Umgebung besser, um schließlich in einer herrlichen Gruppe früher Herrenhäuser ihre ganze Schönheit zu entfalten; aber noch immer führten die alten Gäßchen an der Westseite des Hügels herab, gespenstisch in ihrer vieltürmigen Altertümlichkeit, und senkten sich schließlich in einen Wirbelschillernden Verfalls, dort, wo die verkommene Hafengegend von ihren stolzen ostindischen Tagen träumte, inmitten vielsprachigen Lasters und Schmutzes, zerbröckelnder Kais, blindäugiger Schiffsbedarfshandlungen und aus der Vergangenheit übriggebliebener Gassennamen wie Packet, Bullion, Gold, Silver, Coin, Doubloon, Sovereign, Guilder, Dollar, Dirne und Cent.
    Als er größer und abenteuerlustiger wurde, wagte der junge Ward sich manchmal in diesen Mahlstrom wackliger Häuser, zerbrochener Türbalken, verwitterter Treppen, verbogener Geländer, dunkler Gesichter und unbeschreiblicher Gerüche hinab;  dann schlängelte er sich von South Main nach South Water durch, suchte sich die Piers aus, an denen die Küstendampfer noch anlegten, und kehrte dann auf dieser niedrigeren Ebene nach Norden zurück, vorbei an den spitzgiebligen Lagerhäusern aus dem Jahre 1816 und dem weiten Platz an der Großen Brücke, wo die im Jahre 1773 erbaute Markthalle noch immer fest auf ihren alten Bögen ruht. Auf diesem Platz pflegte er stehenzubleiben, um die verwirrende Schönheit der

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