Der Fall der Feste
Der letzte Valkaer starb, ohne dass sein Ring bei ihm gefunden werden konnte. Er konnte niemals aufgespürt werden. Darin haben die Überlieferungen der Valgaren Recht. Unter all den Fälschungen dieses Ringes, über die du dich zurecht lustig gemacht hast, gab es noch immer den einen, echten letzten Valkaersring.“
Auric griff nach der Kette um seinen Hals und zog den daran befestigten übergroßen Ring unter seinem Hemd hervor. Er betrachtete ihn eindringlich und nachdenklich.
„Ich hatte vor ein paar Nächten einen Traum, der mir geheimnisvoll erschien, aber mehr war als einfach nur ein wirres Traumgespinst. Jetzt weiß ich, dass ich darin den Tod des letzten Vai-Ki‘ir gesehen habe.“
Er erzählte Darachel, was er in seinem Traum erlebt hatte. Als er geendet hatte, kehrte sein Blick erneut zu dem Ring zurück.
„Das war es also, was Kinphaidranauk an mir gespürt hat. Das und ein Zweites. Das muss das Geschenk des befreiten Silaé gewesen sein. Sie hat es auch nicht wirklich verstanden. Genau so wenig wie wir es tun. Aber beides zusammen muss sie als eine Bedrohung empfunden haben. Und hat mir daher diese Verletzung, diesen Riss zugefügt.
Um es danach dann zu Ende zu bringen.“
Eine Klammer entlässt ihn, er ist frei.
Er wird sich gewahr, dass er das Schwert noch immer in seiner Hand hält, blutbedeckt und von Blut tropfend wie es ist. Er weicht zurück in eine Kampfhaltung, das Schwert erhoben. Sie steht da, unbeweglich, ungerührt. Man könnte annehmen, ein fast verschwindender Hauch von Amüsement umspiele ihren Mund, doch vielleicht auch nicht.
Er lässt nicht den Blick von ihr, doch er hört gellende Schreie aus dem Lärm des Kampfes heraus, der im Hintergrund tobt – zerhackter, verstümmelter Lärm. Er nimmt an, dass es zu Ende geht, dass am Ende doch die Übermacht der Kinphauren über die Kampftechniken und die Angriffsmacht der versprengten Angehörigen seiner Sechzehnten siegt.
Hinter ihr lauert die Masse der Kinphauren, die, als ihre Anführerin vorgetreten ist, von ihrem Angriff abgelassen haben und zurückgewichen waren, Raum um sie beide gelassen haben. Die Tiefe der Halle wird durchteilt von Bahnen staubigen Lichts, die durch Schächte in der Decke einfallen. Schräge Pfeiler greifen ihren diagonalen Verlauf auf, andere, massivere Pfeiler, noch tiefer im Hintergrund, gliedern dagegen in der hergebrachten Ordnung von Lotrechter und Waagerechter die weiten Ausmaße des Raums. Ganz in ihrer Nähe, direkt hinter Kinphaidranauks wartend verharrender Gestalt nimmt er einen der Bodenschächte wahr, welche die diagonale Achse von Lichtschächten und Pfeilern aufgreifen und die ihm zum ersten Mal in dieser Halle aufgefallen sind.
Sie sind wieder in die gewaltige Kammer zurückgekehrt, die am Anfang ihres Umherirrens und ihrer Kämpfe im Innern dieser uralten Kinphaurenfeste gestanden hat.
Gerade als er dies bemerkt, zieht Kinphaidranauk ihr Schwert.
Seine Reflexe springen an, und auch die Geistesgestalt, die ein Teil von ihm geworden ist, erwacht erneut zu ihn erfüllender Klarheit, diesmal jedoch selbstverständlicher, stärker mit ihm verschmolzen, so dass er sich nicht in ihr verliert, so dass er seinen betäubten, verletzten, schmerzenden Geist noch immer klar und deutlich darüber wahrnehmen kann.
Kinphaidranauks Waffe hat eine eher kurze, breite, leicht gekrümmte Klinge. Ihr Griff ist lang, als sei er auch zum Führen mit zwei Händen gedacht. Sie sieht ihn über den Raum ihrer beider Gefechtskreise hinweg an.
Und springt vor.
Ihre Klinge fliegt, Aurics saust ihr in Erwiderung entgegen. Sie treffen sich, kaum zu sagen, wer wessen Hieb abwehrt. Klirren, kurzes Scharren, Zurücksausen. Auric stößt zu, sie ist weg, und ihr Hieb trifft ihn.
Ihre Klinge beißt in seine Seite, dringt durch eine im vorhergehenden Gefecht von einem Gegner geschlagene schadhafte Stelle seiner Panzerung. Auric keucht, er spürt das frische Blut seine Seite herabrinnen.
Auric springt vor. Sie ist da, ihre Klinge begegnet ihm. Sie schlägt zurück.
Mit ihrer Klinge durchfährt ihn ein Schlag. Er sieht sich umhergeworfen wie eine Puppe.
Er stemmt sich wieder vom Boden hoch, kommt in eine geduckte Angriffsposition. Blut läuft ihn in den Mund, er erkennt den Geschmack. Blut rinnt ihm die Mundwinkel herunter, sein Kinn herab.
Sie steht da in unglaublicher Leichtigkeit, die Kampfposition durch den sacht vorgestreckten Fuß nur angedeutet.
Er kennt die Blöße seiner geduckten Haltung, er
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