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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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und doch hing er scharf und durchdringend in der Luft. Was für ein Instrument hatte so einen Klang?  
    Zertrampelte, mit Blut und Leichen besudelte Wiese flog unter den Hufen seines Pferdes daher. Er hörte weitere ihrer eigenen Hornstöße durch die Luft hallen.  
    Jags Kommando? Befehl an alle seine Einheiten, sich aus den Gefechten zurückzuziehen und auf sichere Stellungen zurückzufallen, sich zu sammeln? Gefolgt von einem allgemeinen wiederholten Alarmsignal? Von Jags Signalisten.Was ging da vor?
    Dort vor ihnen vollzog sich jedenfalls eine Veränderung. Die attackierende Einheit löste sich aus dem Kampfgeschehen – genauso, wie es Jags Hornbefehl entsprach –, doch es schien, als ließen auch die Valgaren genauso bereitwillig von den Kampfhandlungen ab, als wichen ihre Massen zu den Seiten zurück.
    Ein Menschenknäuel hatte sich in der eigenen Abteilung gebildet, das sich aus dem Rest löste und ihnen entgegenkam. Er sah hochgewachsenen Gestalten den Rest der Gruppe überragen.
    Er brachte sein Pferd geradewegs vor den Nahendem zum Stehen, sprang aus dem Steigbügel.
    Vor ihm stand, eingerahmt von den idirischen Soldaten von Jags Division, eine Gruppe von vier zerlumpten, blutüberströmten Kämpfern, zwei davon überragten den Rest der Umstehenden bei weitem, einer trug eine riesige Axt, der andere einen dornenbewehrten Schlachthammer.
    Haren und Skalte, die beiden riesenhaften überlebenden Drillingsbrüder des Senphoren, sahen erschöpft und ausgezehrt aus. Sie bluteten aus vielen kleineren Wunden, doch der größte Teil des Blutes schien nicht ihr eigenes zu sein. Die beiden Skopai waren im einem ähnlichen Zustand; die Gewänder ihrer Kaste waren inzwischen durch Leder- und Fellzeug ausgetauscht und ergänzt worden. Das Leben in der Wildnis und der Kampf aus dem sie gerade kamen, hatte sie alle gezeichnet. Außerdem hatten sie sich gerade durch eine kleine Armee von Valgaren hindurchgekämpft. Dennoch spiegelte sich in Skaltes und Harens auf Auric gerichteten Blicken ein Feuer von geradezu unheimlicher Intensität.
    „Das Bleiche Volk“, sagte Skalte. „Sie kommen“, schloss Haren für ihn.
    Aurics Blick glitt an ihnen vorbei, zum Heer der Valgaren hin, und ihn ergriff das Gefühl, als sei seine Seele ein Kiesel, der immer schneller, den Eisesatem eines Brunnenschacht hinabstürzte.
    Dort, wo die Riesenbrüder und die Skopai sich durchgekämpft hatten, war tatsächlich eine durch das Zurückweichen der Valgaren sich stetig verbreiternde Lücke entstanden. Sie öffnete den Blick auf die Ebene dahinter.
    Dort näherte sich ihnen ein Heer, aus den vagen Dunstschleiern des Hintergrunds heraus, Schlachtreihe um Schlachtreihe. Banner und Wimpel, fremdartig an Formen und Farben, wehten träge in der flauen Brise. Er sah das Glitzern von Metall auf Rüstwerk, doch er sah auch mattes Schwarz wo sonst konventionelle Panzerung gewesen wäre. Und er sah, klein wie Punkte auf die Entfernung hin, die Gesichter unter der Helmen. Ihre Hautfarbe jedoch war, hervorgehoben durch den Kontrast der sie umgebenden Farben, klar zu erkennen.
    Bleich wie Knochen.
    Kinphauren.

    Das Heer füllte die ganze Ebene.
    Die Reste der Valgaren wichen und seine Größe offenbarte sich in vollem Ausmaß.
    Gruppen idirischer Fußsoldaten eilten über das von den Kämpfen des Morgens verheerte Terrain, um sich auf eine Position zurückzuziehen, wo sie der neuen Bedrohung begegnen konnten. Die Reiter der Surkenyaren-Brigade preschten in einem Halbmond gegen den Hintergrund der dunklen Kuppen des Elsternforst in Richtung des eigenen Lagers hin. Die Mitglieder der schweren Infanterie lenkten wie gepanzerte Inseln in dem ganzen verwirrten Durcheinander ihre Reittiere auf die eigenen Reihen zu, trafen sich dabei mit anderen zur Verfolgung Fliehender aufgesessenen Abteilungen. Sie mussten ihre Stellungen konsolidieren.
    Auric sah Jags Banner umgeben von dem, was ihm nach dem Aufbrechen der Front als größtes Kontingent wieder zusammengeführter Truppen erschien. Er sah auch die Truppe unter Czands Banner in diese Richtung lenken. Jag, der in Kelams Dritter gedient hatte, der lange Zeit eigene Kommandos im Saikranon geführt hatte, er hatte wahrscheinlich an dem Hornstoß als Erster erkannt, mit wem sie es zu tun hatten und deshalb die entsprechenden Signale geben lassen.
    Kinphauren.
    Wie war das möglich? Er hatte damit gerechnet, dass diese Nichtmenschen in dieses Komplott gegen das Idirische Reich verwickelt waren. Aber er – genauso

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