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Der Fall der Feste

Der Fall der Feste

Titel: Der Fall der Feste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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einen Atemzug und ein Zug tiefster Entschlossenheit legte sich um seine Augen.
    „Ich sage, diese spitzohrigen Drecksäcke werden nicht mit einem Mal ihre ganze Armee auf uns losschicken. Die haben sie für Größeres bestimmt. Sie werden einen Teil ihres Heeres auf uns loslassen, groß genug, dass sie damit glauben, uns zu besiegen. Der Rest wird zurückbleiben und abwarten.
    Ich sage, machen wir sie fertig. Die Spitzohren lachen sich schon ins Fäustchen. Verderben wir ihnen den Spaß.“
    Er blickte rundum.  
    „Oder ein Teil des Heeres muss sich opfern, um den Rückzug der Restlichen zu sichern. Wer meldet sich freiwillig?“
    Eine betretene Stille entstand, die hastig von Auric durchbrochen wurde.
    „Gut, dann ist es entschieden. Zeigen wir ihnen, wozu die Sechzehnte fähig ist.“ Ein rascher Blick ringsum. „Sorgt dafür, dass wir eine möglichst vernünftige Aufstellung hinbekommen. Gleiches Schema wie bei der Schlacht gegen das Valgarenheer, nur ohne Formieren im Angriffsschritt. Dann werden wir abwarten müssen, was auf uns zukommt.“ Er wandte sich an Jag. „Und sorg dafür, dass die neuen Katapulte nach vorne kommen. Sammle die ausgebildeten Trupps und lass die Spieße verteilen. Lass sie hinter dem ersten Treffen in Stellung bringen.“
    Alle stoben auseinander, zu ihren Begleitmannschaften hin.
    Jag ging als Letzter. Als er an Auric vorbeiging, glitt sein Blick zu seinem Gesicht hoch. „Scheiße“, sagte er mit erstarrter Miene, während er ihm kurz in die Augen sah, und dann noch einmal, als er sich abwendete, „Scheiße“.

Im Angesicht des Feindes

    Teile der Föderierten-Brigade versuchten aus dem Pulk der sich formierenden Kräfte auszubrechen und sich in Richtung der Talenge abzusetzen. Einige von ihnen gelang es, Pferde an sich zu bringen. Bilgiris Surkenyaren verfolgten sie, versuchten ihnen den Weg abzuschneiden. Sie trieben die meisten von ihnen zusammen, konnten aber nicht verhindern, dass ein Trupp der Deserteure zuvor bei ihrer Flucht Teile ihres Lagers niederritt und vernichtete.  
    Crussav ließ alle, die versucht hatten zu desertieren enthaupten. Ihre abgeschlagenen Köpfe ließ er auf Speere aufgespießt in einer Reihe zwischen der Front und ihrem Lager aufstellen, so dass jeder Blick, den jemand auf den Ausgang des Tales, auf den Fluchtweg hin warf, auf diese Warnung traf.

    Ein Trupp löste sich aus dem Heer des Feindes und ritt ihnen entgegen.
    Gut, das gab ihnen mehr Zeit ihre auseinander gezogenen Streitkräfte zu formieren.
    Die Gestalt im roten Mantel ritt ihr voran, ihr folgte eine kleine Schar von Bannern. Die meisten zeigten fremdartige Embleme und Zeichen, doch eine davon zeigte auf weißem Grund den roten stilisierten Bolzen mit dem Inaimskreuz in der Mitte des Schafts und dem ersten und letzten Buchstaben des idirischen Alphabets an seinen Enden: das Zeichen des Einen Weges. Ein anderes Banner zeigte zu Aurics Verwunderung die idirische Sechzehn – das Zeichen ihrer Division – doch inmitten eines stilisierten Feuerkranzes.
    Als die Gruppe in einiger Entfernung anhielt, nahm er die Gestalt an der Spitze näher in Augenschein, und seine Ahnungen schienen sich zu bestätigen. Dann erklang ihre Stimme.
    „Soldaten der Sechzehnten. Wollt ihr sterben?“
    Die Stimme hallte laut und klar über das Feld, lauter als dies auf natürliche Art und Weise möglich sein konnte. Doch sie ließ in Auric keinen Zweifel zurück, bei wem es sich um die Gestalt an der Spitze des Trupps handelte. Es war Kudais Stimme.
    „Wollt ihr sterben?“, wiederholte Kudai, seine Stimme so laut und klar, dass sie an jedes Ohr der Sechzehnten drang. „Denn das werdet ihr, wenn ihr diesen sinnlosen Kampf führt. Einen Kampf im Namen eines Reiches, für das ihr Fremde seid. Ein Reich, das euch verachtet.“
    Auric sah, wie Unruhe in die Massen der sich formierenden Abteilungen kam. Die Soldaten hielten inne, aufgeschreckt durch die übernatürlich laute Stimme, die wie eine Woge über das Tal zu rollen schien.  
    „Ich bin Kudai. Ich war Oberst der Föderierten-Brigade. Ich habe mit euch in der Sechzehnten gekämpft. Viele von euch kennen mich.“
    Er bemerkte, wie sich mehr Gesichter von Soldaten bei diesen Worten mit geschärfter Aufmerksamkeit der Gestalt an der Spitze des Trupps zuwandten.
    Und genau deshalb haben sie dich an die Spitze ihres Heeres gesetzt. Statt eines nichtmenschlichen Gesichtes. Nicht schlecht. Die Soldaten sollten ein menschliches Gegenüber haben. Doch wo waren

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